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Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen

Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen

Titel: Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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begrenzte der aufgerissene Stahlleib der Rettungskapsel den Sternenhimmel. Beryl hob den Kopf etwas an und erkannte, daß die Andruckliege vor der zerfetzten Steuerkonsole beim Anprall aus der Kapsel geschleudert worden war.
    »Rank!« rief er krächzend. »Scanner!«
    Keine Antwort.
    Beryl packte das nächstbeste Metallteil und zog sich hoch, ohne auf die Schmerzen zu achten. Als er aufstehen wollte, knickte das Bein unter ihm weg. Er fiel auf die Knie. Neben ihm klaffte ein ausgezacktes Loch, knapp einen Meter über den Felsen. Beryl ließ sich hinausfallen, krümmte sich im Staub zusammen und wartete, bis der rote Schleier vor seinen Augen wich.
    Um auf die Beine zu kommen, brauchte er Minuten.
    Keuchend stand er da, an das Wrack der Rettungskapsel gelehnt. Die Kälte der Merkurnacht drang ihm bis auf die Knochen. Ringsum erhoben sich Steilhänge, schroffe Felsen, ein paar Gipfel, deren zerklüftete Konturen der blonde Tieflandkrieger kannte. Die Kapsel war in dem Gebirgszug aufgeschlagen, der von den Siedlern Andromeda-Range genannt wurde.
    Beryls Blick wanderte in die Runde.
    Trümmer lagen verstreut. Die verbogene Stahlkuppel der Kapsel, der herausgeschleuderte Sitz. Und ein dunkles, regloses Bündel, seltsam verrenkt, das doch die Umrisse einer menschlichen Gestalt erkennen ließ. ,
    »Nein«, flüsterte Beryl.
    Mühsam hinkte er hinüber, ließ sich zu Boden fallen und starrte in die gebrochenen Augen des Toten, der für ihn zum Freund geworden war. Hank Scanner! Ein venusischer Rebell. Ein Mann, der auf dem Merkur die Heimat gefunden hatte, für die er kämpfen wollte. So wie Beryls Volk gern für eine Heimat auf der Erde gekämpft hätte...
    Sie waren Terraner.
    Raumfahrer der Vereinigten Planeten hatten ihre Vorfahren der Erde entführt, auf der sich zweitausend Jahre nach der Großen Katastrophe wieder ein intelligentes Leben regte. Auf dem Mars waren sie Versuchsobjekte gewesen, Anschauungsmaterial. Ein ganzes Volk, mit wissenschaftlichen Mitteln zur Winzigkeit verkleinert. Eingesperrt in eine Miniatur-Welt, von falschen Göttern manipuliert - nur damit Krieg und Gewalt im Namen der Friedensforschung studiert werden konnten. Aber der Mondstein im Museum von Kadnos war zerbrochen.
    Die Terraner hatten in einem uralten Raumschiff vom Mars fliehen können. Und auf dem Erdenmond hatten sie die Rebellen befreit, die dort mit lebenslanger Zwangsarbeit für den Versuch bezahlten, auf Merkur eine neue, freie Welt zu begründen.
    Jetzt drohte der Erde der Hitzetod, weil die Atmosphäre von den Marsianern mit Kohlendioxyd angereichert worden war.
    Die Flüchtlinge aus der Mondstein-Welt hatten ihren Heimatplaneten verlassen müssen und auf dem Merkur Zuflucht gefunden. Aber auch hier ließ man sie nicht in Ruhe. Denn der übermächtige Staat der Vereinigten Planeten duldete niemanden, der sich nicht seinen unmenschlichen, lebensfeindlichen Prinzipien, seinen starren Gesetzen, seiner gefühllosen Logik beugte.
    Die Terraner und die Merkur-Siedler waren entschlossen zu kämpfen.
    Seite an Seite. So wie Beryl von Schun und Hank Scanner Seite an Seite gekämpft, die »Solaris« in ihren selbstmörderischen Einsatz geführt und zwei marsianische Schiffe zerstört hatten. Und jetzt...
    Beryls Finger zitterten, als er die Hand ausstreckte und dem Toten die Augen zudrückte.
    Ein paar Minuten lang blieb der blondhaarige Barbarenkrieger reglos am Boden kauern. Er spürte weder die Kälte noch den Schmerz - nur die Tränen, die sich mit dem Blut auf seinem zerschundenen Gesicht mischten.
    *
    Beryl ahnte nicht, daß die verzweifelte Aktion mit der »Solaris« umsonst gewesen war.
    Der Mann, der zwischen bewaffneten marsianischen Soldaten auf das silbrig schimmernde Schiff zuging, wußte es umso besser. Vor wenigen Minuten waren drei Aufklärer in der Nähe des zerstörten Höhlensystems gelandet. Charru von Mornags Blick glitt über die verwandelte Landschaft, die eingestürzten Grotten, die aufgerissenen Gänge. Sein Gesicht glich einer bronzenen Maske: das harte Gesicht eines schlanken schwarzhaarigen Barbarenfürsten, dessen saphirfarbenen Augen älter wirkten, als es seinen einundzwanzig Jahren entsprach.
    Der blonde Venusier an seiner Seite war doppelt so alt, aber sie hatten diesen Kampf gemeinsam geführt - und gemeinsam verloren. .
    Mark Nord starrte geradeaus, weil er den Anblick der Trümmerwüste nicht ertragen konnte. Hundertfünfzig Menschen: Männer, Frauen und Kinder... Dane Farr, der Militär-Experte der
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