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Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen

Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen

Titel: Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Siedler, war der Meinung, es könne nicht viele Tote gegeben haben, weil nur die Höhle des unterirdischen Flusses völlig zusammengestürzt sei. Aber es gab Tote genug. Milton Gray... Hank Scanner und Beryl... Die Frau und das Baby, deren verstümmelte Leichen sie auf dem Weg durch das Labyrinth unter Trümmern gefunden hatten: Jordis und Soli.
    »Halt!« kommandierte einer der Soldaten mit leicht belegter Stimme.
    Die beiden Gefangenen blieben stehen.
    Außer Dane Farr und einem kleinen Jungen waren sie bisher die einzigen, die das verwüstete Höhlensystem verlassen hatten. Die anderen, soweit sie noch lebten, mußten beim Anblick der marsianischen Beiboote sofort zurückgewichen sein. Sie hielten sich versteckt und warteten. Aber für die Invasoren waren sie keine Gefahr mehr.
    Zwanzig Minuten hatte man ihnen gegeben, um bewaffnet aus ihren Verstecken zu kommen, bevor die Reste der unterirdischen Basis mit Bomben und Schockstrahlern angegriffen wurden.
    Zwanzig Minuten! Das Todesurteil für Verwundete und Schwache, die von den anderen getrennt worden waren, für verirrte Kinder, für verschüttete Opfer, die unter den Trümmern noch leben mochten.
    Charru und Mark hatten sich ergeben, weil sie wußten, daß der marsianische Oberbefehlshaber seine Drohung sonst wahrmachen würde.
    Sie waren zu sicher gewesen, daß zumindest den Frauen und Kindern in den tiefgelegenen Grotten nichts geschehen konnte. Die Rebellen hatten mit vollem Einsatz gekämpft, waren bereit, ihr Leben zu opfern - aber nicht das Leben so vieler Wehrloser. Jetzt blieb ihnen keine Wahl mehr. Kapitulation war die einzige Möglichkeit, ein Massaker zu verhindern.
    Auf einen Wink des Postens stieg Mark Nord die kurze Gangway des Schiffes hinauf, als sich das Schleusenschott öffnete.
    Charru folgte ihm, spürte einen bitteren Geschmack in der Kehle. Der Soldat, der ihm hart den Lauf des Lasergewehrs in den Rücken stieß, mochte sich für die Furcht rächen, die er ausgestanden hatte, für die Schrecknisse der vergangenen Stunden. Leicht hatten es die Rebellen ihren Gegnern nicht gemacht. Zwei Schiffe im Orbit vernichtet! Vier weitere durch Sprengladungen zerstört oder beschädigt, als sie am Ufer des Sees landeten - jenes ursprünglich unterirdischen Sees, der freigesprengt worden war, um einen Bio-Reaktor dort zu errichten. Durch den Abfluß dieses Sees hatten die Marsianer schließlich ihre schwimmenden Bomben bis ins Herz des Höhlensystems geschickt und damit den Kampf entschieden.
    Ein Transportschacht brachte die Gefangenen in die Kanzel des Aufklärers.
    Der wachhabende Offizier musterte neugierig die beiden erschöpften, blutbesudelten Gestalten. Am Laserfunk-Gerät beendete der Kommandant des Flottenverbandes gerade seine Erfolgsmeldung. Daß er es selbst tat und nicht seinem Adjutanten überließ, bedeutete vermutlich, daß er Präsident Jessardin persönlich Bericht erstattet hatte.
    Langsam wandte er sich in seinem Sitz um.
    Manes Kane, General und Oberbefehlshaber der marsianischen Streitkräfte: ein hochgewachsener, hagerer Greis, dessen zerfurchtes Raubvogelgesicht unter dem weißen Haar Energie und kalte, messerscharfe Intelligenz spiegelte. Sein Blick durchbohrte Mark Nord. In Charru von Mornag sah der General nur einen primitiven Wilden, einen der Barbaren, die auch Kane früher manchmal durch die Kuppel aus Mondstein beobachtet hatte wie exotische Tiere. Der Anführer der Merkur-Siedler dagegen war ein Bruder des venusischen Generalgouverneurs. Mark Nord hatte zur Elite der Vereinigten Planeten gehört - bis er sich vor zwanzig Jahren eines verrückten Traumes wegen lebenslänglich in die Bergwerke von Luna schicken ließ.
    »Sie haben kapituliert«, sagte Kane gedehnt. »Aber Ihre Leute scheinen das nicht zu glauben, obwohl wir die Lautsprecherdurchsage oft genug wiederholt haben.«
    Marks erschöpftes, staubbedecktes Gesicht war unbewegt.
    »Ich nehme an, sie glauben es wirklich nicht«, sagte er.
    »So. Und warum verlassen sie die Höhlen nicht? Wollen sie unbedingt Selbstmord begehen?«
    Mark schüttelte den Kopf. »Sie wollen nicht kampflos diejenigen im Stich lassen, die vielleicht noch irgendwo herumirren oder verletzt sind und nicht weiterkönnen. Und sie wollen nicht auf eigene Faust verhandeln, ohne vorher mit einem von uns beiden zu sprechen. «
    Kanes Blick glitt über Charru hinweg, als existiere er nicht. Der General preßte die dünnen Lippen zusammen.
    »Ihnen ist klar, daß es im Rahmen des Kriegsrechts legal
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