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Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen

Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen

Titel: Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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unter den Augen der Bewacher beim Anlegen der Schlafmasken ein paar Worte hatten wechseln können. Ein Gespräch, in dem das Schweigen beredter war als die Worte, denn angesichts des Unabwendbaren gab es nicht mehr viel zu sagen.
    Karstein machte seiner ganzen verzweifelten Wut Luft, nachdem er sich während des Prozesses mit fast übermenschlicher Anstrengung beherrscht hatte.
    Camelo versuchte behutsam, aus Mark herauszubekommen, was die Einweisung in eine psychiatrische Klinik überhaupt bedeutete. Aber der Venusier wollte nicht darüber reden, und sie spürten alle, daß ihm das Urteil einen Schock versetzt hatte, auf den er nicht im entferntesten vorbereitet gewesen war.
    Conal Nord wußte das ebenfalls.
    Er schaffte es auch, für seinen Bruder und Katalin eine Gesprächserlaubnis zu erwirken. Danach hatte Marks Haltung einen Teil der unnatürlichen Starre verloren. Und jetzt stand Charru Lara gegenüber, die diesmal ohne das Kind gekommen war, und suchte nach Worten.
    Ein schwaches Geisterlächeln huschte um ihre Lippen, als sie zu ihm glitt und sanft mit den Fingerkuppen seinen Mund berührte.
    »Du brauchst nichts zu sagen«, flüsterte sie. »Ich wußte, daß du dich weigern würdest, ein Gnadengesuch an Jessardin zu richten. Und jetzt hör' zu, wir haben nicht viel Zeit! Morgen in aller Frühe kommt die 'Kadnos X' vom Uranus zurück. Ihr habt nur noch eine einzige Chance: ihr müßt euch zu dem Schiff durchschlagen und die Besatzung zwingen, wieder zu starten und die Venus anzufliegen. «
    In Laras Augen glänzten die grünen Tupfer wie Funken. Charru lächelte, griff nach ihren Schultern und zog sie an sich.
    »Du weißt, daß es aussichtslos ist«, sagte er ruhig.
    Sie entwand sich seinem Griff, starrte ihn beschwörend an. »Es ist nicht aussichtslos. Die 'Kadnos' verfügt nur über leichte Waffen, aber wenn ihr erst einmal im Schiff seid, bleibt euch Zeit genug, bis sich auf dem Raumhafen jemand zu einer halbwegs vernünftigen Reaktion aufrafft. Wenn sich der Pilot weigert, kann notfalls Dane Farr die 'Kadnos' fliegen und in Indri landen. Und mein Vater wird euch nicht ausliefern.«
    »Er wird es müssen.«
    »Warum? Wie soll Jessardin ihn denn zwingen? Wenn der Präsident eine militärische Drohung gegen die Venus auch nur andeutet, bricht die Föderation auseinander - und zwar die gesamte Föderation. Der Rat der Vereinigten Planeten wird eure Internierung auf der Venus verlangen. Der Venusische Rat wird im Prinzip natürlich zustimmen und im Detail alle Vorschläge meines Vaters sanktionieren. Ich weiß, daß es möglich ist, Charru.«
    »Vielleicht. Aber es ist nicht möglich, aus der Klinik zu entkommen.«
    »Doch! Morgen kurz vor Sonnenaufgang wird in der Klinik für kurze Zeit die Energieversorgung ausfallen, also auch die Energiezufuhr der Schlafmasken...«
    Charru schüttelte den Kopf. »Dein Vater wird dich nicht aus den Augen lassen. Du hast keine Chance.«
    »Ich nicht. Aber David Jorden.«
    »Der Wissenschaftler?« Charru kniff die Augen zusammen. »Warum sollte er das tun?«
    »Weil er mir helfen will und weil für ihn überhaupt keine Gefahr dabei ist. Versuche gar nicht erst, mich davon abzubringen! Ich lasse mich nicht zurückhalten, ganz gleich, was daraus wird. «
    »Dieser Jorden setzt seine Zukunft aufs Spiel! Dich wird man sofort verdächtigen. Dein Vater würde hintergangen, würde mit vollendeten Tatsachen konfrontiert, die vielleicht eine Katastrophe für ihn bedeuten ...«
    »Mark wird Selbstmord begehen, wenn nichts geschieht«, sagte Lara mit fremder, harter Stimme. »Du wirst sterben, und ich werde auch nicht weiterleben. Verstehst du? Ich könnte einfach nicht weiterleben in einem Staat, der dich umgebracht hat. Ich könnte es nicht, wenn ich nicht wenigstens versucht hätte, dich zu retten. Wenn du dich weigerst, wirst du mich damit nicht schützen, sondern mit in den Untergang reißen. «
    Charru biß sich auf die Lippen. »Lara, du... «
    »Hör' mir endlich zu! Die Energie wird nur für kurze Zeit ausfallen, so daß euch das Klinikpersonal anschließend höchstens flüchtig kontrolliert, weil ihr normalerweise nicht voll zu Bewußtsein kommen würdet. In dieser kurzen Zeit mußt du bestimmte Kontakte an deiner Schlafmaske unterbrechen und... «
    »Bei halbem Bewußtsein?«
    Lara griff in die Tasche. Die Tablette zwischen ihren Fingern glänzte weiß.
    »Nimm das! Jetzt sofort! Es ist ein Aufputschmittel. Wenn es mit der Wirkung der Schlafmaske zusammentrifft, wirst du
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