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Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Titel: Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Stimme krächzte, als er den Namen seines jüngsten Bruders hervorstieß. Keuchend ging er neben dem Bewußtlosen in die Hocke und schüttelte ihn. Aber Jesco rührte sich nicht. Schweiß perlte auf seiner Stirn, und sein Atem ging flach und unregelmäßig.
    »Betäubungsstrahlen!« knirschte Karstein. »Verdammt, was ...«
    Charru lief bereits auf das nächste Boot zu und riß die Luke auf.
    Tanit, Jordis und ein paar Tempeltal-Frauen sahen ihm erschrocken entgegen. Hastig schlug er auf die Taste des Bordkommunikators. Er wußte, was geschehen war. Es gab nur die Erklärung.
    »Ciran!« stieß er durch die Zähne.
    »Ciran! Melde dich!«
    Schweigen. Charrus Fäuste verkrampften sich.
    »Ciran!« wiederholte er schneidend. »Ich weiß, daß du mich hörst! Melde dich, oder ich schwöre dir, daß wir dich mit den Schockstrahlern herunterholen, ganz gleich, ob wir dabei ein anderes Boot opfern müssen.«
    Der Lautsprecher knisterte.
    »Das wagst du nicht!« kam die helle, vor Erregung schrille Stimme des Jungen. »Ich habe deinen Bruder! Ich habe diesen Dayel und zwei Kinder! Sie sind alle bewußtlos. Wenn ihr mir zu nahe kommt, werde ich den ersten von ihnen als Leiche rauswerfen.«
    Charru schloß die Augen und öffnete sie wieder.
    Er hatte den hysterischen Unterton in den Worten gehört, die wilde bedenkenlose Entschlossenheit. Ciran wollte zurück in die tote Stadt, wollte das Beiboot um den halben Erdball entführen. Sollte er! Aber auf keinen Fall durfte er seine Geiseln mitschleppen.
    »Gut, Ciran«, sagte Charru mühsam beherrscht. »Du hast es geschafft, du sitzt am längeren Hebel. Ich verspreche dir, daß du unbehelligt mit dem Boot verschwinden kannst, aber du mußt ...«
    »Ich denke nicht daran, jemanden freizulassen! Mich legst du nicht herein!«
    »Ciran, du hast mein Wort ...«
    »Ich spucke auf dein Wort! Ich glaube dir nicht! Und jetzt will ich nichts mehr hören.«
    Ein scharfes Knacken zeigte, daß die Verbindung unterbrochen war.
    Langsam hakte Charru das Mikrophon zurück in die Halterung. Vor der offenen Luke drängten sich Camelo, Gerinth, Karstein und ein halbes Dutzend anderer, mit zusammengepreßten Lippen und blassen Gesichtern. Camelo war der erste, der sprach.
    »Wir müssen ihn aufhalten«, sagte er tonlos. »Ich weiß nicht, wie, aber ich weiß, daß das Boot die Ruinenstadt nicht erreichen darf. Bar Nergal hat schon einmal versucht, Jarlon zu töten. Und seine Rache an Dayel würde schlimmer als der Tod sein.«
    *
    Die Landefähre des Aufklärers vom Typ »Solaris« war bewaffnet und mit Schutzschirmen für höchste Strahlenbelastung ausgestattet.
    Während die kleine »Solaris III« im Orbit wartete, lenkte ein Offizier das Boot dem Hochtal im Himalaya zu, das als Ausgangspunkt ständig wachsender Strahlenintensität nicht zu verfehlen war. Die beiden restlichen Insassen des Fahrzeugs trugen bereits Schutzanzüge. Sie waren schweigsam und fühlten sich wenig wohl in ihrer Haut. Die Entsendung eines Beobachtungstrupps zum Ort der nuklearen Explosion erschien ihnen als überflüssige Maßnahme.
    Was sollte es schon zu entdecken geben außer einer Menge Leichen? Allenfalls ein paar Überlebende, die eine extrem hohe Strahlendosis abbekommen hatten und binnen weniger Tage sterben würden.
    Vor allem der Gedanke an die Begegnung mit solchen verzweifelten, vermutlich von blindem Haß erfüllten Todgeweihten machte den Marsianern zu schaffen.
    Sie hatten Angst. Trotz der Schutzanzüge, trotz ihrer Waffen, trotz der Spezialgeräte an ihren Gürteln, die es ihnen ermöglichten, sich mit einem wirksamen Abwehrschirm gegen Laserfeuer und Betäubungsstrahlen zu umgeben. Minutenlang beobachteten sie das Gelände, nachdem das Boot gelandet war. Verbrannte Erde. Verkohlte Leichen, die alle im Schatten einer steilen, von einem tiefen Riß durchzogenen Felswand lagen und ...
    »Was ist das?« stieß einer der Männer hervor.
    Der Offizier kniff die Augen zusammen und schluckte überrascht. Auch er hatte den Schimmer von blauem Stahl in dem breiten, klaffenden Felsspalt gesehen. Unmöglich, dachte er. Eine Täuschung! Mechanisch aktivierte er die optische Ortung und hielt den Atem an, als die hochempfindlichen Geräte die Felswand dichter heranholten.
    Stahl!
    Aufgerissene Metallwände, Gänge, die tief in den Berg hineinführten, Dutzende von weiteren Toten. Die technischen Einrichtungen ließen sich nur noch als geschmolzene Metallklumpen erkennen. Aber es gab nicht den geringsten Zweifel daran,
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