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Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Titel: Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Sie waren so verschieden wie nur möglich: wild und hitzköpfig der eine, der andere still, zurückhaltend und erst auf dem Weg, ein wenig Selbstbewußtsein zu entwickeln. Aber Jarlon hatte in den letzten Monaten gelernt, nicht vorschnell zu urteilen und nicht zu verdammen, was niemand verstehen konnte, der nicht selbst unter dem Terror der Priester aufgewachsen war.
    Nach einer Weile gesellten sich auch Derek, Jesco und Kjell dazu.
    Für die drei Kinder gehörte eine Geburt zu den Angelegenheiten der Erwachsenen und vermochte ihre Neugier nicht allzu lange zu fesseln. Viel lieber ließen sie sich von Jarlon und Dayel über das zerstörte unterirdische Reich der Clones berichten - Fragen, die ihnen die Älteren nur sehr unzureichend beantwortet hatten. Jarlon und Dayel, selbst noch nicht völlig erwachsen, erzählten bereitwilliger, und vor allem hatten sie mehr Verständnis für den Wunsch, sich genauestens auszumalen, was man Bar Nergal alles antun würde, wenn man seiner habhaft werden könnte.
    Derek war der erste, der die schlanke Gestalt neben dem Boot entdeckte.
    Zornig preßte der Zwölfjährige die Lippen zusammen. »Ciran!« stieß er hervor. »Der soll es sich nicht einfallen lassen, in meine Nähe zu kommen.«
    »Er hat Angst vor Bar Nergal«, sagte Dayel mit einem leisen Schauer.
    »Hat er nicht«, widersprach der rotschöpfige Jesco. »Wer mit dem Messer auf den Fürsten von Mornag losgeht, hat keine Angst vor einem Tattergreis, oder? Er will Bar Nergal gehorchen.«
    Eine Spur von widerwilligem Respekt schwang in der Stimme des Jungen mit. Dayel schüttelte den Kopf.
    »Das verstehst du nicht, Jesco. Mit dem Messer auf jemanden wie Charru loszugehen, ist höchstens Dummheit, und Mut braucht man nicht dazu. Ciran ist doch noch ein Kind. Glaubst du, ihm wäre nicht klar gewesen, daß ihm nichts Schlimmeres passieren konnte als vielleicht ein paar Ohrfeigen von einem wütenden Nordmann? Bar Nergal hätte ihn auspeitschen lassen oder ...«
    »Na und? Siehst du Bar Nergal vielleicht irgendwo?«
    Jescos grüne Augen funkelten, als er die Luke des Beibootes öffnete.
    Geschmeidig sprang er ins Gras und stemmte die Fäuste in die Hüften. Komm nur her, sagte seine Haltung. Und das Aufblitzen in Cirans Augen verriet, daß er die Herausforderung verstand.
    »Hör auf, Jesco«, mahnte Jarlons Stimme aus dem Boot. »Er ist verletzt, und du hast keinen Grund ...«
    »Ich habe jede Menge Gründe. Aber er traut sich ja sowieso nicht.«
    Ciran blieb stehen.
    Derek und Kjell drängten sich näher an die Luke, nicht etwa, um die sich anbahnende Prügelei zu verhindern, sondern um besser zu sehen. Jarlon murmelte eine Verwünschung, aber er kam nicht mehr dazu, sich aus dem Andrucksitz hochzustemmen.
    Jesco hatte einen kurzen Blick über die Schulter geworfen, um sich der Zustimmung seiner Kameraden zu versichern.
    Als er wieder den Kopf wandte, sah er nur noch die schnelle Handbewegung seines Gegners. Blitzartig riß Ciran die kleine Waffe hoch, die er in der Kleidung verborgen hatte. Der Betäubungsstrahl zischte, und Jesco konnte nur noch einen erstickten Laut ausstoßen, bevor er zusammenbrach.
    »Jarlon!« schrie Derek warnend.
    Im nächsten Moment taumelte er bereits unter der Wirkung der Betäubungspistole. Ciran sprang über den bewußtlosen Jesco hinweg, stand mit zwei Schritten unter der offenen Luke, feuerte wieder und wieder die Waffe ab. Jarlons Rechte zuckte zum Bordkommunikator. Er wollte die Taste niederdrücken, die anderen Boote erreichen, Alarm geben, aber er schaffte es nicht mehr.
    Von einer Sekunde zur anderen schien eine schwarze Woge in sein Hirn zu schwappen.
    Er fiel vornüber, während sich Dayel noch eine Sekunde lang an der Rückenlehne des Sitzes festhielt und langsam auf die Knie brach. Derek lag verkrümmt am Boden, Kjell halb über ihm. Mit hämmerndem Herzen zog sich Ciron durch die offene Luke, schloß sie hinter sich und glitt in den Pilotensitz.
    Seine Finger zitterten.
    Schweiß brach ihm aus, flirrende Schleier lagen vor seinen Augen. Auch er selbst hatte zumindest Spuren der Betäubungsstrahlung abbekommen. Aber er schaffte es, sich anzuschnallen und die Triebwerke zu aktivieren.
    Ruckhaft zog er das Beiboot hoch.
    Zwischen den Zelten fuhren zwei Dutzend Menschen beim Klang des hohen, vibrierenden Singens erschrocken herum. Verblüfft starrte Charru dem Boot nach, das sich in den Himmel schraubte. Im nächsten Moment begann er genau wie die anderen zu rennen.
    »Jesco!«
    Gillons
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