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Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit

Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit

Titel: Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit
Autoren: Susanne U. Wiemer
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wahrscheinlich so oder so nicht lange dauern würde, bis die Fremden herausfanden, daß ihre Gefangenen nur auf diesem Weg geflohen sein konnten.
    Es war Beryl, der das Flimmern in der Luft als erster bemerkte.
    »Gillon!« schrie er. »Gillon, das ist ...«
    Der Tarether stoppte mitten im Lauf und wirbelte herum.
    Beryl stützte sich an der Wand ab, Cris prallte gegen ihn. Jetzt sahen sie es alle. Die Luft flimmerte. Ein seltsames Gleißen überzog den glatten Beton, die Umrisse von Leuchtröhren und Transport-Band verschwammen, als blickten die Menschen durch eine unsichtbare kristallene Linse. Alles wurde unklar, schien zu zerfließen, sich aufzulösen ...
    Zeitverschiebung!
    Ein unsichtbares Tor - und dahinter die Gegenwart.
    Gillon fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Ganz kurz nur spürte er Erleichterung. Mit dem nächsten Atemzug durchzuckte ihn eisiger Schrecken.
    »Der Gang!« krächzte er. »Wir wissen nicht, ob er in der Gegenwart überhaupt existiert! Weiter! Wir müssen weiter!«
    Er rannte bereits, keuchend, atemlos, gepeitscht von einer Furcht, die wie eine Stichflamme in ihm aufgezuckt war. Fragen hämmerten in seinem Kopf und ließen seine Schläfen summen. Vielleicht folgte der Betongang einer natürlichen Höhle. Und wenn nicht? Würde der Felsen sich schließen? Sie alle drei zerquetschen?
    »Beryl! Cris! Bei der Flamme, beeilt euch!«
    »Der Gang muß in der Gegenwart existieren!« rief Beryl im Rhythmus seiner hastenden Schritte. »Diese Fremden können doch kein Loch quer durch den Meeresgrund gebohrt haben, ohne daß irgend etwas übriggeblieben ist. Sie müssen ...«
    Weiter kam er nicht.
    Schlagartig senkte sich Schwärze herab. Beryl schrie auf. Für einen unmeßbaren Augenblick schien er im Nichts zu taumeln, von unsichtbaren Gewalten gepackt, durch die Ewigkeit geschleudert. Alles verschob sich um ihn. Er glaubte zu fallen. Verzweifelt schlug er um sich, spürte scharfkantige Felsen über seine Haut schrammen, versank in einem Strudel aus brennendem Schmerz ...
    »Beryl!« drang Gillons Stimme in sein Bewußtsein. »Beryl! Cris!«
    Taumelnd kam der drahtige Tiefland-Krieger auf die Beine.
    »Hier!« rief Cris irgendwo hinter ihm. Beryls Hände tasteten durch völlige Finsternis, und er schrie wieder auf, als er sich plötzlich gepackt fühlte.
    »Ruhig!« stieß Gillon hervor. »Wir sind in der Gegenwart, aber der Gang existiert noch. Der Beton ist weg, das Laufband, das Licht, alles. Aber der Gang existiert.«
    »Heilige Flamme! Cris! Wo steckst du?«
    »Hier!« wiederholte der Junge schwach.
    »Verdammt, dann komm her und ...«
    »Nein, wartet! Der Gang gabelt sich. Hier ist ein Abzweig! Seid ihr sicher, daß ihr den richtigen Weg erwischt habt?«
    Ein paar Herzschläge lang wurde es still.
    Gillon fluchte erstickt. Beryl wandte sich um, wollte sich zu Cris hinübertasten, doch er kam nicht dazu.
    Von einer Sekunde zur anderen füllte sich die Luft mit einem dumpfen, unheimlichen Brausen.
    Etwas rauschte, gurgelte. Ein fernes Geräusch, das anschwoll, sich steigerte zu einem tiefen, orgelnden Grollen, als werde tief im Herzen der Erde eine unsichtbare Kraft lebendig. Ein scharfer Luftzug traf die Haut der drei Männer. Gillon roch die Feuchtigkeit der Luft, spürte den schwülen, klebrigen Druck und erschrak bis ins Mark.
    »Wasser!« flüsterte er. »In den Gang dringt Wasser ein! Wir werden ...«
    »Weiter!« krächzte Beryl. »Rasch!«
    Gillon warf sich herum.
    Der Luftzug wurde zum Orkan, der ihn vorwärtstaumeln ließ. Das unheimliche Rauschen übertönte jedes Geräusch. Aber er spürte Beryl hinter sich und hoffte, daß auch Cris ihnen folgte.
    Der blonde Junge stand noch da, wo er den Abzweig ertastet hatte.
    Für seine Katzenaugen war die Finsternis nicht völlig undurchdringlich. Er sah schimmernde Felsen. Er sah den schmalen, unregelmäßigen Gang, die rieselnden Rinnsale an den Wänden - und er sah in eisigem Schrecken das Verhängnis auf sich zukommen.
    Wasser!
    Eine tödliche schwarze Flut, die gegen die Wände gischtete, Geröllbrocken umspülte und gierig nach den Opfern zu lecken schien. Cris stöhnte vor Entsetzen. Taumelnd schwang er herum, begann zu rennen, und instinktiv folgte er nicht Gillon und Beryl, sondern warf sich in den abzweigenden Gang, der ein wenig anstieg.
    Sekunden später spülte bereits Wasser um seine Füße, und Angst preßte ihm wie ein eiserner Ring das Herz zusammen.
    Um die gleiche Zeit erreichten Gillon und Beryl die Stelle, wo vorher der
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