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Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit

Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit

Titel: Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit
Autoren: Susanne U. Wiemer
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die Luft in der Halle mit einem schwachen, kaum merkbaren Flimmern füllte.
    *
    Mit einer kräftigen Bewegung seiner muskulösen Arme schob Karstein das vollbesetzte Boot an.
    »Schneller!« knirschte er. »Beeilt euch! Bei den Göttern, wir haben keine Sekunde zu verlieren!«
    Verbissen wischte er sich den Schweiß von der Stirn.
    Ein paar Dutzend Menschen befanden sich bereits im Wasser und schwammen quer durch die Lagune auf das Schiff zu. Niemand wußte, was inzwischen in der Untersee-Festung geschah. Die Hauptgruppe hatte es bis hierher geschafft, und würde es vermutlich auch schaffen, rasch genug aus der Nähe der Insel zu verschwinden, um vor dem Betäubungsgas sicher zu sein. Und die anderen? Immer wieder blickte Karstein zu dem Palmengürtel hinüber. Gillon, Beryl und Cris hatten nur so lange an der Schleuse warten wollen, bis sie sicher waren, daß niemand mehr in dem unterirdischen Gang steckte. Jeden Augenblick mußten sie auftauchen. Zusammen mit Charru und Camelo, Jarlon und Jon Erec, wie der Nordmann hoffte. Aber er wußte nur zu gut, auf welch schwachen Füßen diese Hoffnung stand.
    Sand knirschte unter dem Kiel des zweiten Bootes.
    Ein paarmal mußten die hölzernen Nußschalen noch fahren, um diejenigen zum Schiff zu bringen, die nicht schwimmen konnten. Dann würden die Boote am Strand zurückbleiben. Die letzte Chance für Gillons Gruppe, für Charru und die anderen.
    »Schneller!« wiederholte Karstein. »Dayel, Lar, Robin ˜«
    Der Blinde stand starr da, mit leicht geneigtem Kopf, als lausche er.
    »Mach schon!« rief ihm Karstein zu. »Los, Derek, hilf ihm und ...«
    Er verstummte. Prüfend blickte er in das schmale, stille Gesicht.
    »Robin?« fragte er eindringlich.
    Der Blinde schluckte. Seine Lippen zitterten.
    »Ktaramon«, flüsterte er. »Das Zeittor! Ich spüre es! Ich spüre, daß es sich wieder öffnet.«
    Karstein biß die Zähne zusammen. »Wir müssen trotzdem ...«
    Wieder verstummte er.
    Auch die anderen verharrten einen Augenblick reglos und gebannt. Es war, als überziehe sich die Insel ringsum plötzlich mit einem opalisierenden Schleier, als verzerrten sich die Umrisse, verblaßten ...
    »Ktaramon!« wiederholte Karstein erleichtert. »Die Gegenwart!«
    Aber im gleichen Moment durchzuckte ihn der Gedanke, daß es in der Gegenwart - ihrer Gegenwart - keine Unterwasser-Festung gab, vielleicht auch keine unterirdischen Gänge, und er fragte sich in jähem Schrecken, was mit denjenigen geschehen würde, die noch dort unten steckten.
    *
    Jordan Magner lächelte triumphierend, als er die Halle betrat. Es war seine Stimme gewesen, die aus dem Lautsprecher drang. Die Nachricht von der Massenflucht der Gefangenen hatte ihn nur für kurze Zeit in Panik versetzt. Mit einem Blick erkannte er, daß es seinen Leuten gelungen war, ausgerechnet den Anführer wieder einzufangen. Mit ihm als Geisel, so glaubte Jordan Magner, würde es auch gelingen, die anderen zur Kapitulation zu zwingen.
    »Hebt die Hände!« befahl er schneidend. »Kommt einzeln herüber! Und werft vorher Schwerter und Dolche weg! Wird's bald?«
    Jon Erec war der einzige, der gehorchte und die Hände hob.
    Jarlon stand schwankend zwischen seinen Gefährten. Charru und Camelo wechselten einen Blick. Jordan Magner sah das Auffunkeln in den Augen der beiden Männer, und einen Herzschlag später sah er auch das seltsame Flimmern, das plötzlich in der Luft hing.
    Magner holte Luft, wollte einen weiteren Befehl erteilen, aber er brachte kein Wort hervor.
    Er schwankte plötzlich, fühlte sich von einem unerklärlichen Schwindelgefühl gepackt. Etwas wie ein schwarzer Schleier schien an seinen Augen vorbeizuziehen. Für Sekunden nur, doch als er wieder sehen konnte, hatte sich das Bild vor ihm verändert.
    Scharf sog Magner die Luft ein.
    Halluzinationen, dachte er. Ein Schwächeanfall, ein Moment geistiger Verwirrung. Heftig kniff er die Lider zusammen, öffnete sie wieder, doch das Bild vor seinen Augen blieb unverändert.
    Stählerne Wände.
    Sich kreuzende Laufbänder.
    Die vier Gefangenen, die eben noch in der Mitte der Halle gestanden hatten, waren verschwunden, als habe der Boden sie verschlungen.
    *
    Gillon, Beryl und Cris rannten mit keuchenden Lungen durch den unterirdischen Gang.
    Noch befanden sie sich unterhalb der Lagune. Gillon stolperte, fing sich wieder, stieß einen Fluch aus. Sie hätten versuchen können, das Transportband zu benutzen, aber sie wollten sich möglichst nicht verraten. Obwohl es
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