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Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit

Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit

Titel: Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit
Autoren: Susanne U. Wiemer
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knapp. »Ich kann mir den Mechanismus ohnehin am besten ansehen, wenn er arbeitet.«
    Das Tor öffnete sich von selbst, als der drahtige blonde Tiefland-Krieger darauf zutrat.
    Einer nach dem anderen verschwanden die Terraner in der Kammer, bis gerade noch so viel Platz war, um Beryl die nötige Bewegungsfreiheit zu geben. Das Tor schloß sich automatisch. Gillon fuhr mit der Hand über seine Stirn, packte die erbeutete Waffe fester und schob sich dicht an der Wand des Stahlflurs entlang, um den anderen den Rücken zu decken.
    Cris folgte ihm.
    Es war still - erstaunlich still angesichts so vieler Menschen.
    Selbst die Kinder gaben keinen Laut von sich: die Kleinsten angesteckt und eingeschüchtert von der Atmosphäre fiebriger Spannung, die Größeren, weil sie gezwungen gewesen waren, früh und schnell zu lernen, wie man sich bei einer Gefahr verhält. Trotzdem grenzte es für Gillon an ein Wunder, daß sie noch nicht entdeckt worden waren. Er hatte das Ende der Schlange erreicht. In dem engen Flur waren sie jedem Angriff schutzlos preisgegeben, machte er sich klar. Und er bezweifelte, daß die Waffe, die sie den Wächtern abgenommen hatten, viel ausrichten würde. Ein paar Lasergewehre wären ihm lieber gewesen. Aber die hatten die Fremden ihnen abgenommen, um sie zu untersuchen.
    Gillons Gedanken stockten, als Cris neben ihm auftauchte.
    Der Junge schloß die schmale, sehnige Faust um den Griff des Jagdmessers. Er schien entschlossen, neben dem rothaarigen Tarether den Rückzug zu decken. Gillon kannte den Grund. Er hätte lieber Karstein oder Kormak an seiner Seite gehabt, aber er sagte nichts. Wenn die Fremden mit ihren überlegenen Waffen auftauchten, würde der Unterschied zwischen einem Jagdmesser in der Hand eines Siebzehnjährigen und dem Langschwert kampferprobter Nordmänner ohnehin nicht mehr ins Gewicht fallen.
    Unruhe und Bewegung verrieten, daß sich die Schleusenkammer zum zweitenmal öffnete.
    Die Schlange rückte auf. Cris und Gillon blieben, wo sie standen, in Höhe der ersten Laborzellen. Jeder dieser Räume hatte Verbindungstüren zu anderen Trakten der Unterwasser-Festung. Und wenn es hart auf hart ging, würde es vielleicht von entscheidender Bedeutung sein, die Fremden so lange wie möglich abzulenken.
    Die Zeit dehnte sich.
    Minuten schleppten ihre Sekunden, und jede Sekunde schien sich in Ewigkeit zu verwandeln. Gillon kämpfte gegen die Stimme der Vernunft, die ihm sagte, daß unmöglich rund hundert Menschen unbemerkt aus diesem Labyrinth entkommen konnten. Aber sie blieben tatsächlich unbemerkt, und schließlich hatte auch die letzte Gruppe der Terraner den unterirdischen Gang betreten, der zu der Insel führte.
    In der Schleusenkammer wischte sich Beryl von Schun den Schweiß von der Stirn.
    »Es klappt«, sagte er. »Ich kann das Tor blockieren. Aber jemand muß hierbleiben, um den Weg für Charru und die anderen offen zu halten.«
    Das war von Anfang an klargewesen.
    Beryl, Gillon und Cris übernahmen diese Aufgabe, behielten dabei auch gleich ihre gefesselten Gefangenen im Auge, die zitternd vor Angst an der Stahlwand des Flurs kauerten. Die drei Terraner hatten das Schleusentor offengelassen und spähten in den Gang mit den vielen Türen und Abzweigungen. Die Gewißheit, sich notfalls abschotten zu können, wirkte beruhigend. Notwendig genug, wie sich der rothaarige Tarether sagte. Beryl wußte selbst, daß er in seinem Zustand kein vollwertiger Kämpfer war. Und Cris war nie ein vollwertiger Kämpfer gewesen. Das glaubte jedenfalls Gillon, der noch nicht wußte, daß sein Vetter Erein bei der Auseinandersetzung mit dem feingliedrigen blonden Jungen die überraschendste Niederlage seines Lebens eingesteckt hatte.
    Beryl von Schun machte sich daran, die Schleusenkammer mit ihren vielfältigen technischen Einrichtungen noch genauer zu untersuchen.
    Cris stand eine Weile schweigend und spürbar unruhig da. Sein Blick richtete sich starr auf das Ende des Stahlflurs. Schließlich atmete er tief und gab sich einen Ruck.
    »Gillon«, sagte er leise.
    »Hmm?«
    »Als du in Gefangenschaft geraten bist - hast du da ... Ich meine, hast du ...«
    »Ja«, sagte Gillon. »Ich habe euch gehört. Dich und Malin.«
    »War es unsere Schuld, daß sie dich überraschen konnten? Erein glaubt es. Wir haben uns geschlagen deswegen.«
    »Geschlagen? Erein und du?« Gillon lächelte matt. »Typisch für ihn. Hat dir jemand geholfen?«
    »Geholfen? Warum?«
    »Weil es nicht fair ist, einen Schwächeren
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