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Söhne der Erde 12 - Inferno Erde

Söhne der Erde 12 - Inferno Erde

Titel: Söhne der Erde 12 - Inferno Erde
Autoren: Susanne U. Wiemer
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unheilvoll klingen ließ. Geduckt glitt er auf den silbrigen Saum des Meeres zu. Die Luft hatte sich abgekühlt, der Wind war eisig, deshalb erschien ihm das Wasser diesmal weniger kalt als vorher.
    Behutsam schwamm er einen weiten Bogen, um sich dem geschmückten Schiff von der Seeseite her zu nähern.
    Er mußte wissen, was hier vorging, mußte herausfinden, welches Schicksal Schaoli und den anderen drohte. Über die Frage, was seine Gefährten jetzt taten, dachte er lieber nicht nach. Er wußte, daß er unbedacht gehandelt hatte, daß die Chance, Schaoli zu helfen, größer gewesen wäre, wenn er die Rückkehr des Beibootes abgewartet oder zumindest versucht hätte, irgendein Zeichen für seine Freunde zu hinterlassen. Niemand würde ihm einen Vorwurf machen, da er die anderen nicht in Gefahr gebracht, sondern eine Entscheidung getroffen hatte, die allein seine Sache war. Aber wenn man einen Fehler erst einmal begriffen hatte, war es meistens schwerer, keinen Vorwurf zu hören, als sich verteidigen zu müssen.
    Jarlon hörte auf zu grübeln.
    Über ihm ragte das Heck des geschmückten Schiffs auf. Für den schlanken, geschmeidigen Tiefland-Krieger war es einfach, an dem Gestänge der primitiven Ruderanlage emporzuklettern. Geschickt schwang er sich über das Schanzkleid, landete lautlos auf den Planken und duckte sich tief zusammen.
    Nichts rührte sich.
    Jarlons Blick zuckte umher, glitt über schwarze Tücher und goldene Embleme, über glänzende Schilde, die an den Schanzkleidern aufgereiht waren, über Waffen, deren Anordnung auf einen kultischen Sinn hinwiesen. Ein hüttenartiger Aufbau versperrte die Sicht zum Bug des Schiffs. Jarlon schlich geduckt daran vorbei und blieb dann stehen, als sei er gegen eine unsichtbare Wand gestoßen.
    Er sah den langen schmalen Podest, den schwarze, golden gesäumte Tücher bedeckten.
    Und er sah den Leichnam darauf: einen Toten mit gekreuzten Armen, in schimmernde Gewänder gehüllt, ein gewaltiges Langschwert am Gürtel. Über seinem Kopf waren zwei gekreuzte Streitäxte am Mast befestigt, zu seinen Füßen lehnte ein prachtvoll geschmückter Langschild. Jarlon begriff, daß der Tote ein Fürst, ein Häuptling, jedenfalls ein Führer seines Volkes gewesen sein mußte. Und der junge Tiefland-Krieger begriff auch sofort die Bedeutung der Reisigbündel, die ringsum aufgestapelt waren.
    Eine Feuerbestattung.
    Das also war es. Der Häuptling der kriegerischen Seefahrer wurde zusammen mit seinem Schiff verbrannt. Und zusammen mit ...
    Jarlon wagte nicht, den Gedanken zu Ende zu denken, aber er glaubte plötzlich, den Griff einer eisigen Faust im Nacken zu spüren.
    *
    Charru hatte nicht versucht, nach seinem Schwert zu greifen, als die Goldenen sich näherten.
    Er wußte, daß er keine Chance hatte. Mit den nadelspitzen Wurfpfeilen konnten sie ihn töten, ohne auch nur in die Reichweite seiner Klinge zu kommen. Und er wußte, daß er sich mit ihnen verständigen mußte, irgendwie. Sie mochten gesehen haben, daß er die Höhle nicht betreten und keinen der Eingeschlossenen berührt hatte. Aber sie würden Lara und Kormak nicht gehen lassen, wenn sie nicht begriffen, daß von den beiden Menschen keine Gefahr drohte. Sie konnten es nicht. Er verstand sie.
    Die Berührung der schlangenhaften Finger an seinen Armen ließ ihn nur im ersten Moment zusammenschauern.
    Sie waren menschlich. Geschöpfe des Waldes, den Wurzeln des Lebens vielleicht näher, als es ihre Vorfahren je gewesen waren, aber menschlich. Charru ging schweigend zwischen ihnen, in die Richtung, die sie wiesen. Er wußte, daß er keine andere Wahl hatte, daß sie ihn zwingen konnten, doch er fürchtete sie immer noch nicht. Für sie mußten die Terraner genauso fremd sein, wie er es damals für die Marsianer gewesen war. Aber sie hatten - außer in jenem ersten Augenblick der Panik, als sie ihre Schlangen auf sie hetzten - nie versucht, die fremden Eindringlinge einfach umzubringen, die Söhne der Erde zu vernichten.
    Die Goldenen sahen in der Finsternis anscheinend fast ebenso gut wie am hellen Tag.
    Eilig folgten sie ihrem Weg durch den Wald, vorbei an raschelnden Farnwedeln und fremdartigen Blütenstauden, deren betäubend süßer Geruch die Luft erfüllte. Die Wildnis wurde dichter, schien um die Menschen zusammenzurücken. Als die Goldenen schließlich anhielten, hatte Charru das Gefühl, sich im Inneren einer grünen Höhle zu befinden.
    Verfilzte Zweige bildeten das Dach, Farnwedel und Ranken die Wände. Wie ein
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