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Söhne der Erde 12 - Inferno Erde

Söhne der Erde 12 - Inferno Erde

Titel: Söhne der Erde 12 - Inferno Erde
Autoren: Susanne U. Wiemer
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nicht sagen, ob Kormak endgültig durchkommt. Ich weiß einfach nicht, ob meine Vermutung stimmt, ob nicht etwas anderes, Schlimmeres entscheidender ist als das Fieber.«
    Charru ballte die Fäuste.
    Wie lange sollte dieser Alptraum noch dauern? Sekundenlang überkam ihn der wilde Impuls, das Schwert zu ziehen, herumzuwirbeln, sich mit der blanken Waffe auf die Fremden zu stürzen, deren unsichtbare Anwesenheit er in der Dunkelheit hinter sich erahnte.
    »Wann wirst du es wissen?« fragte er rauh.
    Sie zuckte die Achseln. »Morgen vielleicht. Ich kann es nicht sagen, Charru. Ich muß einfach warten, bis sich der Virus nicht mehr im Blut nachweisen läßt. Vielleicht geht es ähnlich schnell wie bei dem Ausbruch der Krankheit.«
    »Und wenn es länger dauert?« Er stockte und biß die Zähne zusammen, zwang sich dann, auch noch die nächsten Worte auszusprechen. »Wenn es überhaupt nicht aufhört - so wie bei den Höhlenbewohnern, die diese Krankheit ihr Leben lang mit sich herumschleppen?«
    Lara sah ihn an.
    Unter dem blonden, im Fackellicht glänzenden Haarhelm wirkte ihr Gesicht unnatürlich ruhig. Die braunen Augen hatten sich verdunkelt.
    »Du kennst die Antwort«, sagte sie leise. »Wir könnten nicht die Verantwortung dafür übernehmen, vielleicht einen ganzen Planeten mit einer tödlichen Seuche zu überziehen. Wir dürften es nicht.«
    Charru schwieg.
    Kein Muskel rührte sich in seinem bronzenen Gesicht, in das der unruhige Fackelschein harte Schatten zeichnete. Die Knöchel an seinen geballten Händen traten scharf hervor. Sekundenlang ging sein Blick durch alles hindurch, und er hatte das Gefühl, daß trotz der schwülen Nacht eine fremde, vernichtende Kälte in ihn hineinkroch und ihm bis ins Mark drang.
    »Ja«, sagte er tonlos. »Ich kenne die Antwort.«
    »Wirst du morgen früh wiederkommen?«
    »Ich werde kommen.«
    Sie lächelte ihm zu.
    Ein schmerzliches Lächeln, das er nicht erwidern konnte, ohne seine Beherrschung zu verlieren. Heftig wandte er sich ab, drückte den schweren Torflügel an seinen Platz und ließ für einen Augenblick die Stirn gegen das dunkle Holz sinken.
    Sein Herz hämmerte.
    Er brachte es nicht fertig, den Riegel anzurühren. Aber er wußte, daß es ohnehin keine Rolle spielte. Er spürte die Blicke in seinem Rücken wie Berührungen. Er war sich der Nähe der fremden Wesen bewußt, vieler Wesen, und als er sich umwandte, sah er ihre goldenen, schlangenhaften Gestalten in der Finsternis zwischen den Baumstämmen.
    Langsam kamen sie heran, lautlos, die spitzen Metallstäbe wurfbereit in den Händen.
    Charru wartete. Er wußte, daß sie ihn nicht töten würden. Er verstand ihre Sprache nicht, doch er hatte etwas von ihrem Wesen verstanden. Sie waren friedlich, sanft, ohne jede Aggressivität. Sie empfanden keine Feindschaft gegen die unglücklichen Höhlenbewohner, sondern versorgten sie mit Nahrungsmitteln und versuchten, ihr Leben zu erhalten; sie vernichteten nicht, was sie fürchteten, sondern hielten nur die Tore geschlossen.
    Tore, hinter denen der Tod ihrer - und vielleicht nicht nur ihrer - Rasse lauerte.
    *
    Dumpfe Trommelwirbel brachen sich zwischen den Klippen der Bucht.
    Feuer flackerten und warfen ihr zuckendes Licht über die Pfahlbauten, ließen die Waffen der Männer glänzen und streiften mit ihrem Widerschein die bronzebeschlagenen Rammsporne der Schiffe. Jarlon kauerte geduckt hinter einer Klippe. Sechs hünenhafte Krieger mit phantastisch bemalten Langschilden standen am Strand. Aber sie hielten offenbar nur eine Art Ehrenwache für das mittlere, geschmückte Schiff, und der junge Terraner befand sich schon in ihrem Rücken.
    Er hatte gesehen, wie Schaoli und ihre vier Leidensgenossinnen an Land geschleppt wurden, doch er hatte nicht erkennen können, wohin man sie brachte. Jetzt dröhnten seit Stunden monoton die Trommeln. Die Krieger standen rings um den freien Platz, starrten reglos in die Flammen, verharrten in einer Art ekstatischer Starre. Jarlon fühlte sich an die Welt unter dem Mondstein erinnert. Dort hatte er solche dumpfen Trommelwirbel oft aus dem Tempeltal hallen hören. Trommeln, die die Menschen in Bann schlugen, zu endlosen Gebeten und Beschwörungen anpeitschten, in Trance und Wahnsinn trieben - immer dann, wenn die Priester ihre gräßlichen Rituale feierten, wenn Blut auf den Opferstein floß ...
    Jarlon schauerte.
    Während er sich vorsichtig aufrichtete, versuchte er sich einzureden, daß nur diese Erinnerung den Trommelwirbel so
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