Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
auf den Zahn gefühlt, und wir konnten keinen Hinweis auf eine Lüge entdecken, so unwahrscheinlich es uns auch vorkam, dass Ihr Mandant mit ihm geredet haben soll.«
    Ich stieß ein kurzes Lachen aus.
    »Was heißt hier, mit ihm geredet, Jerry? Er hat ihm angeblich zwei Morde gestanden. Das ist ein kleiner Unterschied. Vielleicht sollten Sie zukünftig lieber auf die Dienste Ihres tollen Ermittlers verzichten – der Kerl ist sein Geld nämlich nicht wert.«
    »Er hat mir gesagt, der Zeuge kann nicht lesen. Also konnte er seine Informationen unmöglich aus der Beweisoffenlegungsakte haben. Von den Fotos hat er nichts erzählt.«
    »Genau. Und deswegen sollten Sie sich nach einem neuen Ermittler umsehen. Und ich will Ihnen noch was sagen, Jerry. Mit mir kann man normalerweise über vieles reden. Ich versuche immer, mit der Staatsanwaltschaft gut auszukommen. Aber ich habe Sie von Anfang wegen dieses Zeugen gewarnt. Und deshalb werde ich ihn nach der Pause auseinandernehmen, dass es sich gewaschen hat. Und Sie werden nichts weiter tun können, als dazusitzen und zuzuschauen.«
    Inzwischen hatte ich mich richtig in Rage geredet, und sie war größtenteils sogar echt.
    »Ich werde ihn richtig dumm dastehen lassen. Aber wenn ich mit Torrance fertig bin, wird er nicht der Einzige sein, der dumm dasteht. Spätestens dann ist nämlich den Geschworenen klar, dass Sie entweder wussten, dass dieser Kerl ein Lügner ist, oder zu blöd waren, es zu merken. So oder so – Sie werden keinen besonders guten Eindruck hinterlassen.«
    Vincent starrte ausdruckslos auf seinen Tisch und ordnete die vor ihm gestapelten Prozessunterlagen. Er sprach sehr gefasst.
    »Ich möchte nicht, dass Sie mit dem Kreuzverhör fortfahren«, sagte er.
    »Schön. Dann lassen Sie Ihre Ausflüchte und den ganzen anderen Scheiß und machen Sie mir einen Vorschlag, mit dem ich …«
    »Ich verzichte auf die Todesstrafe. Fünfundzwanzig Jahre bis lebenslänglich.«
    Ich schüttelte ohne Zögern den Kopf.
    »Da müssen Sie sich schon was Besseres einfallen lassen. Das Letzte, was Woodson gesagt hat, bevor sie ihn in seine Zelle zurückgebracht haben, war, dass er es darauf ankommen lassen will. Um genau zu sein, hat er gesagt: Wir können diesen beschissenen Prozess gewinnen. Und ich glaube, damit könnte er durchaus Recht haben.«
    »Was wollen Sie dann, Haller?«
    »Maximal fünfzehn. Das kann ich ihm vermutlich schmackhaft machen.«
    Vincent schüttelte energisch den Kopf.
    »Vollkommen ausgeschlossen. Wenn ich Ihnen das für zwei kaltblütige Morde anbiete, lassen die mich wieder Verkehrsdelikte bearbeiten. Alles, was ich Ihnen anbieten kann, sind fünfundzwanzig ohne Bewährung. Weniger kommt nicht in Frage. Nach den momentanen Richtlinien kommt er in sechzehn, siebzehn Jahren wieder raus. Nicht schlecht für das, was er getan hat.«
    Ich musterte ihn und versuchte, zu ergründen, was in ihm vorging. Schließlich beschloss ich, ihm zu glauben. Vermutlich war es tatsächlich das Beste, was er mir anbieten konnte. Und natürlich hatte er Recht. Angesichts dessen, was Barnett Woodson getan hatte, war es wirklich kein schlechter Deal.
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Aber ich glaube, er wird sagen, ich soll es darauf ankommen lassen.«
    Vincent schüttelte den Kopf und blickte mich an.
    »Dann müssen Sie ihm mein Angebot irgendwie schmackhaft machen, Haller. Denn mehr kann ich Ihnen nicht anbieten, und wenn Sie mit dem Kreuzverhör weitermachen, kann ich wahrscheinlich bei der Staatsanwaltschaft einpacken.«
    Jetzt zögerte ich, bevor ich antwortete.
    »Augenblick, Jerry, was soll das heißen? Dass ich Ihren Dreck für Sie wegräumen soll? Sie bauen Scheiße, und mein Mandant soll den Kopf dafür hinhalten?«
    »Ich bleibe dabei. Für jemanden, der eindeutig schuldig ist, ist es ein faires Angebot. Sogar mehr als fair. Reden Sie mit ihm, und versuchen Sie, ihn rumzukriegen, Mick. Wir beide wissen, dass Sie nicht lange als einfacher Pflichtverteidiger arbeiten werden. Und eines Tages benötigen Sie vielleicht von mir einen Gefallen, wenn Sie sich da draußen in der großen bösen Welt durchschlagen müssen, wo nicht jeden Monat Ihr Gehaltsscheck eintrudelt.«
    Ich fixierte ihn, während ich die Vor- und Nachteile dieses Handels abwägte. Ich helfe ihm, und irgendwann hilft er mir, und Barnett Woodson sitzt ein paar Jahre länger ein.
    »Er kann von Glück reden, wenn er da drin fünf Jahre überlebt, geschweige denn zwanzig«, legte Vincent nach. »Was
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher