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So stirbt kein Held

So stirbt kein Held

Titel: So stirbt kein Held
Autoren: Carter Brown
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die Chance bekommt, ihm den Cup de Grass zu geben
(das ist französisch und heißt soviel wie: ihn ganz kaltmachen).
    Mr. Bliss gab das Startzeichen,
und die Kameras näherten sich Lee Banning , dem
Helden, um sein entschlossenes Gesicht in Großaufnahme festzuhalten,
desgleichen den blitzenden Brillanten an seiner Hand. Die nächsten Bilder
zeigten einen jungen Mann namens Mel Parker, der in der Serie Lees Gefährten
spielt, und danach wurden die beiden gefilmt, wie sie zur Hütte schlichen.
    Amber ließ drinnen ein paar
spitze Schreie los, damit auch jedermann erfuhr, daß in der Hütte immer noch
Nachlauf gespielt wurde, und dann rief Lee dem Schurken zu, er solle mit
erhobenen Händen rauskommen.
    Beim Zuschauen vergaß ich fast
das Atmen und überlegte krampfhaft, was ich wohl täte, wenn alles echt und ich
das Saloonmädchen wäre? Aber ich brauchte mir da
nichts weismachen — ich wußte genau, was ich getan hätte, wenn ich mit Jason
Kemp da dringesteckt wäre. Ich hätte Banning und
seinem Kalfaktor nahegelegt, sich zum Teufel zu scheren.
    Die Tür der Hütte öffnete sich
und Jason erschien, in einer Hand den Colt, Amber in der anderen, und als
Zugabe im Gesicht ein abscheuliches Grinsen. Die Kameras sammelten weitere
Großaufnahmen von den besorgten Gesichtern Lees und Mel Parkers ein, dann gab
Jason schnell hintereinander zwei Schüsse ab, die Mel rückwärts umfallen
ließen.
    Mein Herz schlug noch etwas
rascher, als ich den triumphierenden Ausdruck auf Jasons Gesicht sah, während
er auf Lee zielte und abdrückte. Unmittelbar darauf grub ihm Amber die Beißerchen in die Hand, und aus meinem Blickwinkel sah es
aus, als bereite ihr das einen Heidenspaß. Jason schrie sehr realistisch,
während Amber sich von ihm losriß und dankbar auf die
Kamera zustürzte, wobei sie dafür sorgte, daß der Linse nichts von ihren
wohlgeformten Beinen und dem heftigen Gewoge des Miederinhalts entging.
    »Halt !« schrie Mr. Bliss plötzlich.
    Amber blieb stehen, und einen
Augenblick lang wirkte das Gewoge etwas unsynchronisiert .
Sie giftete ihn an: »Was war denn nun wieder falsch ?«
    Mr. Bliss gab ihr gar keine Antwort,
sondern strebte eilends der Stelle zu, wo Lee Banning hingestreckt am Boden lag.
    »Seit vier Jahren bist du nun
bei dieser Serie !« brüllte er im Gehen. »Hast du dabei
nicht mehr gelernt, als dich einfach hinzulegen, wenn du angeschossen bist? In
die Schulter getroffen, heißt es im Drehbuch, sonst nichts. Mußt du denn eine
große Show daraus machen? Verdammt noch mal, Lee, du weißt doch, daß ein Held
nur stolpert, wenn er getroffen ist, selbst wenn er schwer getroffen ist, in
die Lunge oder so — aber er fällt niemals um! Sollen denn unsere fünf Millionen
Zuschauer glauben, Shep Morrow sei ein Feigling ?«
    Ich nahm an, Lee Banning interessiere sich nicht weiter für Mr. Bliss’
Ansichten darüber, wie ein Held sich zu benehmen habe; jedenfalls lag er immer
noch genau dort, wo er hingefallen war, auf der Nase — und er gab nicht mal
Antwort.
    »Lee!« Mr. Bliss’ Antlitz
rötete sich, als wolle es gleich in Flammen aufgehen. »Hörst du, was ich sage ?«
    Banning antwortete noch immer nicht,
und Mr. Bliss explodierte, wobei er einige ebenso kurze wie heftige Worte
bezüglich der Vorfahren Lees gebrauchte und gleichzeitig den Fuß unter Lees
Rippen setzte und ihn auf den Rücken rollte.
    »Warum erklärst du dem
Armleuchter nicht, daß alles vorüber ist und er das Mimen sein lassen kann ?« meinte Jason Kemp kühl.
    Mr. Bliss schien ihn nicht zu
hören — er starrte nur immer noch unverwandt auf Lee nieder, und dabei wurden
seine Augen groß und größer. Dann glaubte ich, er wolle Lee zeigen, wie er sich
die Szene vorstelle, denn er stolperte ein paar Schritte zurück, bis ihm die
Knie weich wurden, er zu Boden fiel und liegenblieb.
    »Gefahr«, sprach Drew Fenelk mit gedämpfter Stimme neben mir, »und Unheil — dann
Tod !«
    »Was?« Ich runzelte die Stirn.
    Mit raschen Schritten eilte er
auf die beiden liegenden Figuren zu und nahm sich nicht einmal die Zeit, mir zu
antworten — weshalb ich mich sputete, bei ihm zu bleiben. Zwei Meter vor den
beiden bremste Fenelk plötzlich — weshalb ich erneut
mit ihm zusammenprallte.
    »Ich habe ihn gewarnt«, sagte
er leise. »Sie waren dabei, Mavis , Sie haben es
gehört, nicht wahr ?«
    »Wie bitte ?« fragte ich besorgt. »Wovon reden Sie denn eigentlich ?«
    »Davon !« sprach er grimmig.
    Ich folgte der Richtung seines
ausgestreckten
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