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So stirbt kein Held

So stirbt kein Held

Titel: So stirbt kein Held
Autoren: Carter Brown
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schmalen Strich. »Zwischen mir
und der Freiheit steht nur dieser alberne Polizist da draußen«, sagte er. »Wenn
du irgend etwas versuchst, um mich abzulenken, Puppe,
dann geb ’ ich’s dir. Kapiert ?«
    Ich fuhr mir mit der
Zungenspitze ein paarmal über die Lippen, ehe ich antworten konnte.
    »Selbstverständlich, Jason«,
sagte ich halberstickt. »Ganz wie du willst.«
    »Schon besser«, sagte er leise.
    Draußen kreischten die Reifen,
der Sportwagen hielt. Der Motor verstummte, und eine kurze Weile herrschte
Stille. Jason stand am Fenster, die Pistole schußbereit in der Hand.
    »He, Kemp !« erscholl plötzlich Al Wheelers Stimme »Von hier aus können Sie nirgends mehr
hin. Wollen Sie nicht lieber vernünftig sein und mit erhobenen Händen
rauskommen ?«
    Jason zischte und schob die
Pistole durchs Fenster; er zielte in Richtung von Als Stimme und zog zweimal
ab. Die Schüsse hallten in der Hütte ohrenbetäubend, und mein Kopf dröhnte noch
eine Weile nach, als sie verhallt waren.
    Langsam schob sich Jason vor,
um aus dem Fenster zu peilen, und dann knallte es auch draußen zweimal. Jason
warf sich zurück, und die Kugeln schlugen in die Decke.
    »Sei kein Idiot !« rief Al. »Du hast doch keine Chance mehr, Kemp! Und du
hast auch nicht den Nerv für so eine Pistolenschlacht — wenn auch der andere
richtige Kugeln hat !«
    Ich glaube, das traf Jason an
seinem schwachen Punkt, denn er wurde vor Wut ganz bleich. Er stieß eine Menge
unschöner Worte aus, dann trat er ans Fenster und schoß viermal hinaus,
hintereinander.
    Ich hörte, wie zwei Kugeln in
den Wagen schlugen, und drückte Al die Daumen, daß er den beiden anderen nicht
in den Weg gelaufen war. Und das nicht nur, weil er ein Polizist und Jason ein
Mörder war, sondern außerdem auch, weil mir mit einemmal bewußt wurde, daß ich ihn recht gern mochte.
    Zwei scheinbar endlose Minuten
lang tat sich gar nichts, und ich sah, wie sich langsam ein Grinsen über Jasons
widerwärtiges Gesicht breitete. Er dachte wohl, er habe Al erwischt. Aber dann
knallte es draußen wieder, und Jasons Züge verloren allen Humor.
    »Komm raus, Kemp !« rief Al, und das hörte sich fast fröhlich an. »Du triffst
ja aus fünf Meter Entfernung noch kein Scheunentor .«
    Jason überprüfte plötzlich
wieder seine Pistole, dann sah er mich an, und in seinen Augen blitzte es
gehässig auf.
    »Zwei hab’ ich noch drin«,
sagte er langsam. »Ich glaube, du wirst mir hier heraushelfen müssen, Mavis .«
    »Was willst du damit sagen ?« fragte ich vorsichtig.
    »Zieh Rock und Bluse aus«,
befahl er knapp.
    »Was?« Ich starrte ihn an.
    »Ich habe keine Zeit zum
Streiten«, schnauzte er und kam langsam näher. »Zieh sie aus, oder ich reiß’
sie dir vom Leib .«
    »Okay«, sagte ich nervös, als
er ganz heran war. »Ich tu’s, aber ich glaube, du bist...«
    »Halt den Mund !« fuhr er mich an. »Ich laß dich ja laufen, aber ich kann’s
mir auch noch anders überlegen .«
    Sein Gesicht verhieß ganz und
gar nichts Gutes, und so blieb ich lieber ruhig und knöpfte die Bluse auf. Das
Mobiliar der windschiefen Hütte bestand aus einem ebenso wackligen Stuhl, ich
hängte meine Bluse sorgfältig darauf und hoffte dabei, ich könne sie mir
gelegentlich noch einmal wiederholen. Dann zog ich den Reißverschluß am Rock auf, trat widerstrebend heraus und drapierte ihn über die Bluse. Und so
stand ich denn in trägerlosem BH und viel zu kurzem Höschen da...
    Jason betrachtete mich, dann
grinste er anerkennend. »Das haut Wheeler ohnehin gleich um«, sagte er. Er
wandte unvermittelt den Kopf und rief: »Wheeler! Hörst du mich ?«
    »Ich höre«, rief Al zurück.
    »Ich komme jetzt raus«, brüllte
Jason. »Mit Mavis — und sie kommt zuerst. Wenn du
schießt, triffst du die Dame. Ist das klar, Wachtmeister ?«
    Es folgte eine längere Pause,
dann rief Al: »Hab’ verstanden !« Das klang jetzt gar
nicht mehr fröhlich.
    »Prima.« Jason wandte sich
wieder an mich. »Es geht los — und du vornweg, Mavis .
Am besten erklärst du Wheeler gleich, wenn wir draußen sind, er soll nicht
schießen; sonst erleidest du einen frühen Tod. Auf geht’s .«
    Mir blieb ja keine Wahl, also
ging ich zur Tür; ich kam mir dabei innerlich so leer vor wie noch nie im
Leben. Ich holte tief Luft und zog die Tür weit auf und trat hinaus in die noch
gleißend helle Wüste, und im gleichen Augenblick packte mich Jason mit einem
Arm um die Taille und zog mich fest an seine Brust.
    Irgendwie erschien das
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