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So still die Toten

So still die Toten

Titel: So still die Toten
Autoren: Mary Burton
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dass ich dachte, ich würde den Verstand verlieren.«
    »Was ist Ihnen zugestoßen?«
    »Kannst du Brandnarben nicht von anderen Narben unterscheiden?«
    Die Stücke des schaurigen Puzzles fügten sich allmählich zusammen. Ihre Schwester Eva war beinahe in dem Feuer umgekommen, in dem ihr Vergewaltiger Josiah Cross gestorben war. Micahs Bruder. »Sie waren auch in dem brennenden Haus, in dem Eva fast verbrannt wäre.«
    Seine Augen leuchteten beifällig auf. »Stimmt. Aber das ist noch nicht alles.«
    Eva hatte vor einigen Jahren über Micah gesprochen. Sanft sei er. Freundlich. Ganz anders als sein brutaler Zwillingsbruder. »Eva hat Sie dort nicht gesehen.«
    »Nein, ich bin in dem Moment gekommen, als das Feuer anfing, sich im ganzen Haus auszubreiten. Als mein Bruder schon tot war.«
    »Sie haben versucht, Josiah zu retten?«
    Er tippte mit dem Zeigefinger an seine Nase. »Du hast es zur Hälfte erraten.« Er beugte sich ein wenig vor. »Es gibt ein großes Geheimnis, das ich sehr, sehr lange für mich behalten habe.«
    Sein Blick war jetzt so intensiv, dass er sich förmlich in sie hineinzubohren schien.
    Sie fasste sich an die Kehle. »Sie sind aus dem brennenden Haus entkommen.«
    Mit anerkennendem Blick wartete er darauf, dass sie den Rest der Geschichte erriet. »Ja.«
    »Ich habe alle Berichte gelesen, bis ich sie auswendig kannte. Man hat Ihre Leiche gefunden.«
    »Nicht meine.«
    Die schreckliche Wahrheit dämmerte ihr. »Man hat Micahs Leiche gefunden.«
    Josiah war so oft mit dem Gesetz in Konflikt geraten, Micah jedoch nie. Darius Cross hatte seinen überlebenden, schwierigen Sohn vor dem Gefängnis bewahren wollen. Josiah hätte wohl keinen Prozess überstanden, ohne zu einer Haftstrafe verurteilt zu werden. Sein Vater hatte in dieser Angelegenheit auch anderes Beweismaterial manipuliert. Gut möglich, dass er auch den Autopsiebericht gefälscht hatte.
    »Sie sind Josiah?«
    Er brach in Gelächter aus. »Bingo.«
    »Josiah Cross lebt!« Garrison konnte seinen Zorn kaum beherrschen.
    Malcolm schlängelte sich durch den Verkehr, das Blaulicht der Streifenwagen blinkte. »Ich habe schon immer gedacht, der Kerl ist zu gut, um wahr zu sein.«
    Garrison ballte die Fäuste. Die Frau, die er liebte, war von Josiah Cross brutal vergewaltigt worden, und seine Familie hatte ihr zusätzliches Leid angetan. Jetzt hatte Garrison die Möglichkeit, das Unrecht wiedergutzumachen. »Fahr schneller.«
    Malcolm betete, dass sie noch rechtzeitig kamen, um eine weitere Tragödie zu verhindern.
    »Sie sind Josiah«, sagte Angie. Eiskaltes Grauen hatte sie erfasst, doch ihre Stimme klang ruhig.
Bring ihn zum Reden. Er will über sich reden.
Und sie hatte vor, sich damit so viel Zeit zu erkaufen, wie irgend möglich.
    »Überraschung!«
    »Wie? Was ist geschehen?«
    »Micah und ich haben anderen Leuten immer gern Streiche gespielt. Oft haben wir die Rollen getauscht. Wir fanden es aufregend, dass wir alle Leute täuschen konnten. Zweimal haben wir das auch bei seiner Freundin im College gemacht.«
    »Hieß sie nicht Kristen?«
    »Gutes Gedächtnis.«
    »Wieso sind Sie in jener Nacht zum Verbindungswohnheim gefahren?«
    »Deine Schwester hat mich fasziniert und gleichzeitig wütend gemacht. Ich wollte sie, aber sie wollte mit mir nichts zu tun haben. Die Tochter von diesem Nichtsnutz Blue Rayburn hat mich abgewiesen. Ich wollte ihr eine Lektion erteilen.«
    Angie erinnerte sich noch gut daran, wie begabt und motiviert Eva in der Highschool gewesen war. Trotz aller Rückschläge hatte sie Erfolg gehabt. Und diese Ungeheuer hatten ihr den Erfolg nehmen wollen.
    Sie konnte ihren Zorn kaum zügeln. »Wo kam Micah bei Ihrem Plan ins Spiel?«
    »Er war dabei. Er wollte zuschauen.« Josiah schüttelte den Kopf. »Wir beide waren immer ein Team, und ich wollte mit ihm teilen.«
    Angies Kehle war wie zugeschnürt. »Was ist dann passiert?«
    »Du weißt doch, was ich mit deiner Schwester gemacht habe? Nachdem ich ihr den Stern auf den Bauch gebrannt habe, ist sie vor Schmerz ohnmächtig geworden. Micah kam rein, und wir tauschten die Plätze. Er war an der Reihe. Ich ging vor die Tür, um eine zu rauchen. Ich hatte keine Ahnung, dass Kristen durch die Hintertür hereingekommen war. Sie erschlug Micah und steckte das Haus in Brand. Ich versuchte, meinen Bruder zu retten, aber als ich ihn am Boden liegen sah, wusste ich, dass er tot war. Das Haus stand schon in Flammen, also bin ich weggelaufen.«
    Er hätte Eva einfach sterben
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