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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben
Autoren: Ian Rankin
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eine Mal noch.«
    »Nein«, entgegnete sie. Aber ihr Blick sagte ihm etwas anderes.
    »Ich muss es von Ihnen hören, Chantal«, erklärte er leise. »Ich muss erfahren, was Sie gesehen haben.«
    »Nein«, wiederholte sie und warf Kate einen flehenden Blick zu.
    »
Oui, Chantal
«, sagte Kate. »Es ist höchste Zeit.«
    Nur Kate hatte schon gefrühstückt, also fuhr Rebus mit den beiden Frauen das kurze Stück zum Elephant House Café und fand in der Chambers Street sogar einen Parkplatz. Chantal wollte eine heiße Schokolade, Kate Kräutertee. Rebus bestellte Croissants und klebrige Kuchenstücke und für sich einen großen schwarzen Kaffee. Außerdem mehrere Flaschen Wasser und Orangensaft – wenn niemand sonst sie wollte, würde er sie trinken. Und vielleicht müsste er auch noch ein paar Aspirin nehmen, zusätzlich zu den drei Stück, die er schon zu Hause geschluckt hatte.
    Sie saßen an einem Tisch ganz hinten im Café, an einem Fenster, das zum Kirchhof hinausführte, wo ein paar Penner den Tag mit einer Dose extrastarkem Lagerbier begannen. Ein paar Wochen zuvor hatten Jugendliche auf dem Friedhof einen Schädel ausgegraben und als Fußball benutzt.
Mad World
schallte dezent aus den Lautsprechern des Cafés, und Rebus war nicht in der Stimmung, dem zu widersprechen.
    Er wartete ab, ließ Chantal in Ruhe ihr Frühstück verzehren. Die Kuchen waren ihr zu süß, aber sie aß zwei Croissants und spülte sie mit einer Flasche Saft hinunter.
    »Frisches Obst wäre besser«, sagte Kate, und Rebus wusste nicht, ob er damit gemeint war, denn er vertilgte gerade den letzten Bissen eines Aprikosentörtchens. Dann war ein weiterer Kaffee angesagt und für Chantal eine zweite Tasse heiße Schokolade. Kate hingegen schenkte sich himbeerfarbenen Tee aus ihrem Kännchen nach. Während Rebus an der Theke anstand, beobachtete er die beiden jungen Frauen. Sie unterhielten sich im Plauderton. Chantal wirkte ganz ruhig. Deshalb hatte er das Elephant House vorgeschlagen. Eine Polizeiwache hätte niemals dieselbe Wirkung gehabt. Als er mit den beiden Bechern zurückkam, lächelte sie und bedankte sich.
    »Nun denn«, sagte er und nahm einen Schluck Kaffee, »endlich lernen wir uns kennen, Chantal.«
    »Sie sehr hartnäckig.«
    »Womöglich meine einzige gute Eigenschaft. Wollen Sie mir erzählen, was an dem Tag passiert ist? Einiges habe ich mir schon zusammengereimt. Stef war Journalist und wusste genau, wann er auf eine lohnende Geschichte gestoßen war. Ich nehme an, Sie haben ihm vom Stevenson House erzählt, oder?«
    »Er schon ein bisschen wissen«, antwortete Chantal zögernd.
    »Wo sind Sie ihm zum ersten Mal begegnet?«
    »In Knoxland. Er…« Sie wandte sich an Kate und haspelte ein paar französische Sätze herunter, die Kate anschließend für Rebus übersetzte.
    »Er hatte ein paar von den illegalen Einwanderer interviewt, die er in der Innenstadt traf. Dabei wurde ihm klar, dass etwas Kriminelles vor sich ging.«
    »Und Chantal lieferte die restlichen Informationen?«, riet Rebus. »Und die beiden freundeten sich an?« Chantal verstand und nickte. »Und dann erwischte Stuart Bullen ihn beim Ausspionieren…«
    »Es war nicht Bullen«, korrigierte sie ihn.
    »Dann war es Peter Hill.« Rebus beschrieb den Iren, und Chantal rückte auf ihrem Stuhl ein wenig nach hinten, so als weiche sie vor seinen Worten zurück.
    »Ja, das ist er. Er ihn verfolgt… und erstochen…« Sie senkte den Blick und ließ die Hände in den Schoß sinken. Kate legte ihre Hand auf die ihrer Freundin.
    »Sie sind weggelaufen«, fuhr Rebus ruhig fort. Chantal begann wieder auf Französisch zu sprechen.
    »Sie musste das tun«, erklärte Kate. »Sonst hätten die Männer sie in dem Keller begraben, zusammen mit all den anderen.«
    »Diese anderen gab es überhaupt nicht«, klärte Rebus sie auf. »Das war bloß ein Trick.«
    »Sie hatte schreckliche Angst«, meinte Kate.
    »Aber sie ist noch einmal zurückgekehrt, um die Blumen hinzulegen.«
    Kate übersetzte für Chantal, die daraufhin wieder nickte.
    »Sie ist Tausende von Kilometern gereist, um in einem Land zu sein, in dem sie in Sicherheit ist«, sagte Kate zu Rebus. »Sie ist schon seit fast einem Jahr in dieser Stadt und begreift die Leute noch immer nicht.«
    »Sagen Sie ihr, dass es auch anderen so geht. Ich hab’s in über einem halben Jahrhundert nicht geschafft.« Als Kate das übersetzte, brachte Chantal ein mattes Lächeln zustande. Rebus dachte über sie nach…über ihre
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