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So schoen und kalt und tot

So schoen und kalt und tot

Titel: So schoen und kalt und tot
Autoren: Jane Withcomb
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auch gemerkt, dass darunter kein Widerstand, kein Körper mehr war. Nur Fell.
       Verwundert rieb er sich die Augen, dann folgte er eilig dem Tier, das trotz seines massigen Leibes dahin lief als würde es ein Stückchen über der Straße schweben.
       „Mach langsam, Hund.“ Chester atmete heftig, vor allem, als er erkannte, wohin sein Weg führte. Da wurde ihm doch etwas mulmig zumute und er fragte sich, ob er sich darauf wirklich einlassen sollte.
        Vor ihm lag – Glannagan Castle.
        Er blieb stehen. Sein Brustkorb hob und senkte sich heftig, das Blut rauschte in seinen Ohren. Ganz deutlich spürte er, dass von dem düsteren Gemäuer Gefahr drohte, und doch wusste er gleichzeitig, dass er dem nicht entrinnen konnte. Er musste diesen Weg gehen, der ihm vorbestimmt war.
       Der Hund war nicht weit von ihm entfernt stehen geblieben und musterte ihn jetzt aufmerksam. Dann winselte er leise, als wollte er ihn zur Eile anspornen.
       Chester holte tief Luft. „Ok, ich komme“, sagte er entschieden, obwohl ihm gar nicht nach so viel Mut zumute war. Lieber wäre er jetzt in seinem Bett gewesen und hätte geschlafen.
       Die Tür war nur angelehnt. Leise schob Chester sie auf und betrat das Castle. Es bot sich ihm derselbe Anblick wie vor kurzem noch Melanie.
       Er schlich nach oben, folgte dem Hund, der offensichtlich wusste, wohin er gehen musste. Unsicher lief er den Gang entlang und bog dann nach rechts ab, stand schließlich vor der Tür, durch die auch Melanie gegangen war.
       Ein schwacher Lichtschein drang durch den Spalt der angelehnten Türe auf den Flur. Vorsichtig schob der Mann diese Türe ein Stück weit auf – und erstarrte.
       Er sah den Tisch, der wie ein Altar gerichtet worden war, sah das Mädchen, das reglos da lag, als würde es schlafen, und er entdeckte auf dem Boden Melanies Strickjacke, die sie wohl verloren hatte.
       Also war sie hier. Es war gut und richtig gewesen, dass er dem Hund gefolgt war. Jetzt musste er sie nur noch finden. Hoffentlich gelang ihm das rechtzeitig.
      Zwar wusste Chester nicht, ob die Frau, die er über alles liebte, in Gefahr schwebte, aber dass das alles nicht mit rechten Dingen zugehen konnte, das spürte er ganz deutlich.
       Langsam ging er zu der Tafel und betrachtete das entspannte Gesichtchen des Mädchens. Dann nahm er vorsichtig die leblose Hand und suchte nach dem Puls. Es war keiner zu spüren. Auch an ihrem Hals merkte er nichts.
       Alanis war tot.
       Unglücklich wich Chester zurück. Er war zu spät gekommen. Womöglich war auch Melanie inzwischen tot. Sein Herz krampfte sich zusammen. Eine unerträgliche Schwäche breitete sich in ihm aus, der er jedoch nicht nachgeben wollte.
       Plötzlich spürte er wieder dieses kühle Streicheln, als der Hund sich an ihn schmiegte. Seine Anwesenheit, seine Nähe, gaben ihm Kraft und Zuversicht. „Wir müssen Melanie finden“, flüsterte er dem Tier zu und störte sich gar nicht mehr daran, dass seine Hand, mit der er den Hund streichelte, ins Leere griff.
       „Wo ist sie? Zeig mir den Weg.“ Chester war fest entschlossen, sich nur noch auf seinen Begleiter zu verlassen. „Wo ist Melanie.“
       Der Hund verstand sofort. Zielstrebig steuerte er die Treppe an und lief eilig nach oben. Dabei blieb er immer wieder stehen und drehte sich um, wollte sich vergewissern, dass Chester ihm auch folgte.
       Dann blieb er stehen und begann, an der einzigen Türe zu kratzen, die es hier gab. Dabei winselte er leise und schaute immer wieder zu dem Mann, der plötzlich los rannte. Einen kurzen Moment zögerte er, dann drückte er die Türklinke herunter und riss die Türe auf.
       Der Raum, der sich vor ihm ausbreitete, war einer Königin würdig. Überall hingen Seidenvorhänge, der Boden war mit feinen Teppichen belegt und das große Doppelbett in der Mitte wurde von einem zart rosafarbenen Baldachin geschützt.
       Doch das war es nicht, was Chesters Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Er sah einen Mann und eine Frau in einem großen Doppelbett. Die Frau war Melanie, das erkannte er sofort an ihren wunderschönen Haaren, die sich auf dem Kissen ausbreiteten.
       Der Mann hatte einen Arm erhoben, als wollte er sie schlagen. Er flüsterte ihr etwas zu, fuchtelte wie wild mit dem Arm, dann wurde er lauter und schließlich schrie er wie von Sinnen.
       Chester erstarrte. Im Lichtschein hatte er plötzlich das Messer gesehen. Bedrohlich hielt der Mann es über Melanie,
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