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So schoen Tot

So schoen Tot

Titel: So schoen Tot
Autoren: Christiane Franke , Sandra Luepkes
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verändert vor Ihnen stand, was haben Sie da gedacht?«
    »Wow, habe ich gedacht. Die hat das ganze Programm durchgezogen.« Sabine Trautwein zog aufgeregt an ihrer Zigarette. »Ehrlich, das hätte ich ihr nicht zugetraut.«
    »Warum nicht?«
    »Melanie war immer eher schüchtern und zurückhaltend gewesen, wenn Sie wissen, was ich meine. Der unauffällige Typ, der nicht viel Gewese um sich und das Äußere macht. Sie sprach immer sehr leise, manchmal bemerkte man sie kaum. Und jetzt das! Wissen Sie, mit einem gewissen Aussehen zieht man die Aufmerksamkeit auf sich. Das erträgt nicht jede.«
    Bertram nickte. Bei seiner Tochter konnte er das gerade beobachten. Sie war bildschön, nicht nur aus der Vatersicht, aber gleichzeitig quälte sie eine geradezu manische Schüchternheit. Seit zwei Jahren versteckte sie sich hinter einer unmöglichen Zottelfrisur, trug übergroße Klamotten, die sie wie handamputiert wirken ließen, und hielt krampfhaft den Kopf gesenkt, als suche sie Gold. Seine Frau hatte bereits von einer Therapie gesprochen, er hingegen hoffte, dass sich das Problem von selbst auswüchse.
    Sabine Trautwein hatte derweil weitergesprochen.»…   ihr schon am Freitag gesagt, sie solle das Training langsam angehen lassen. Wissen Sie, ich bin im medizinischen Bereich tätig. Ich weiß, dass Patienten sich nach einer OP schonen müssen. Aber sie wollte nichts davon wissen.«
     
    Kalle Bertram stieß die Tür zur Rechtsmedizin auf, sah vorsichtig um die Ecke und traute sich erst in den Raum, als er sah, dass der Edelstahltisch sauber und leer war.
    »Wie sieht’s aus?«, fragte er.
    »Die Frau hat mehr Gift im Körper als ein südamerikanischer Pfeilgiftfrosch.«
    »Mord?«, fragte er entsetzt. Er hatte gehofft, den Fall mit einem sauberen Herzinfarkt abschließen zu können.
    »Das müsst ihr klären.«
    »Häh?«, fragte Bertram. Zu mehr fühlte er sich derzeit einfach nicht in der Lage.
    »Ich zeige dir mal was«, sagte Frankenfeld und ging nach nebenan zu den Kühlfächern. Er zog eins heraus und griff nach einer Tüte, die auf dem Bauch der Leiche lag. Etwas Schwabbeliges bewegte sich darin, als ob es lebte. Bertram starrte mehr angewidert als fragend darauf.
    »Silikon«, bemerkte der Arzt lässig, während er die Tüte beiseitestellte. »Hier«, Frankenfeld zeigte auf den Haaransatz der Toten, »sind Haare implantiert worden, um eine gerade Linie herzustellen. Die oberen Augenlider wurden von überschüssiger Haut befreit, und hier«, er zog das untere Augenlid vom Augapfel weg und zeigte auf eine winzige Narbe innen am Lid, »wurde Fett aus Tränensäcken abgesaugt. Von innen. Hinterlässt weniger Spuren.«
    Bertram drückte die Hand auf den Mund, Frankenfeld tat so, als bemerke er nichts.
    »Der Nasenknochen ist weggemeißelt, der Knorpel mit dem Skalpell abgetragen. Die Lippen sind aufgespritzt. Die Haut um Mund und Nase herum ist mit Hyaluronsäureunterspritzt, die gesamte Haut an Gesicht, Hals und Dekolleté wurde erst mit einer Diamantscheibe abgeschliffen und dann mit Botulinumtoxin A, kurz Botox, unterspritzt.«
    Bertram unterdrückte ein Aufstoßen.
    »Hier wurden ein kompletter Rippenbogen entnommen und zwei Silikonpolster in die Brüste implantiert. Die Achselhöhlen wurden mit Botox unterspritzt, um die Schweißproduktion zu verhindern. An Oberschenkel, Bauch und Po wurde eine spezielle Lösung in das Fettgewebe eingebracht, die die Fettzellen zerstört. Die ganze fettige Soße wurde vermutlich mit langen Nadeln abgesaugt, hier sind noch winzige Einstichspuren zu sehen.«
    Bertrams Magen hob sich, aber er schluckte tapfer. Vor Frankenfeld hielt man sich besser aufrecht, sonst machte er einem mit seinen Sticheleien das Leben zur Hölle.
    »Laserepilation an den Beinen, sodass keine Behaarung nachwachsen kann.«
    Bertram bekam kaum mit, dass Frankenfeld seine Ausführungen beendet hatte, so laut hörte er das Blut in seinem Kopf rauschen. Er konzentrierte sich auf die Bauchatmung und fühlte sich endlich in der Lage, die naheliegende Frage zu stellen: »Und woran ist sie gestorben?«
    »An Antibiotika.«
    Jetzt verstand Bertram die Welt nicht mehr.
    Frankenfeld genoss die Unterhaltung, das war ihm anzusehen. »Botox ist ein extrem starkes Gift. Mit zwei Kilo von dem Zeug kannst du die gesamte Menschheit ausrotten.«
    Bertram wurde bleich. Bisher hatte er Senfgas oder Anthrax für ein Problem gehalten. Von Botox hatte er noch nie gehört. Eine Biowaffe unglaublichen Ausmaßes. Und das Zeug
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