Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So schoen Tot

So schoen Tot

Titel: So schoen Tot
Autoren: Christiane Franke , Sandra Luepkes
Vom Netzwerk:
an. Das machte ich bei Vernehmungen oft so. Die meisten Leute wollen sich ja mitteilen, man muss ihnen nur die Chance geben   …
    »Er hat mich in der Hand.« Sie druckste herum. Ich schwieg beharrlich und wartete, während ich mir ein Selbstporträt von Janssen ansah. Schön war er ja nicht gerade. Eher ein Typ wie ich, ein bisschen dicklich, mit Hängebacken und Doppelkinn.
    »Ich habe mal eine Dummheit gemacht. Eine verdammt dumme Dummheit. Wenn das herauskommt, dann   …« Sie machte eine abweisende Bewegung.
    Ich versuchte, sie zu provozieren. »Und jetzt sind Sie auf ewig seine Sklavin, oder was?«
    Sie nickte: »Wenn Sie so wollen. Ja, das bin ich. Und er nutzt die Situation genüsslich aus.«
    »Was für eine Dummheit muss das denn gewesen sein, wenn er Sie deswegen in der Hand hat?«
    Spöttisch verzog sie den Mund. »Sie erwarten jetzt nicht im Ernst, dass ich Ihnen das erzähle, um gleich in die nächste Abhängigkeit zu geraten.«
    »Aber ich bitte Sie, ich würde doch nie   …«
    »Ja, das dachte ich von ihm auch. Ich werde Ihnen jetzt noch eine Energieübertragung geben, und dann ist Schluss. Wir sehen uns nie mehr wieder. Versprochen?«
    »Das kann ich nicht versprechen.«
    Sie legte mir trotzdem die rechte Hand in den Rücken, und ich spürte ihre Wärme. Ein Kribbeln ging durch meinen Körper, und mein Magen knurrte.
    Sie lächelte. »Es wirkt. Sie werden in den nächsten Tagen wieder abnehmen.«
    Sie huschte weg wie ein scheues Reh. Ich versuchte, sie festzuhalten. Doch sie verschwand, und in meiner Hand blieb nur dieses Dreieckstuch. Ich suchte sie im Museum und davor. Ich fand sie nicht, und ihr Handy war ausgeschaltet, aber als ich zu meinem Auto zurückkam, hatte jemand alle vier Reifen zerstochen.
    Dieser verfluchte Mistkerl, dachte ich. Ich mach dich fertig, du Schwein.
    Dann rannte ich mit diesem blöden Tuch herum und wurde von dem Gedanken gequält, dass er sie gerade wieder verdrosch, diese gute Frau, diese Heilerin. Ich hätte ihn nur zu gern vor die Fäuste gekriegt.
    Ich konnte nicht schlafen und versuchte nachts, über die Handynummer mehr über sie herauszubekommen. Schließlich war ich Polizist, und mir standen eine Menge Möglichkeiten offen. Aber es war ein Gerät mit einer Prepaidkarte. Gekauft hatte es ein gewisser Sigmar Lutz.Dann fand ich mehr heraus. Dieser Sigmar Lutz war seit zwölf Jahren verheiratet. Die Ehe war kinderlos geblieben. Er führte eine Immobilien-Firma mit drei Angestellten und einigen freien Mitarbeitern. Er besaß in Oldenburg, Westerstede und Norddeich mehrere Häuser.
    Er war es, ohne jede Frage, und er stand gut da im Leben, verglichen mit mir. Es gab im Internet ein paar Zeitungsartikel über ihn, weil er für wohltätige Zwecke gespendet hatte.
    Auf einem Foto sah ich sie: Anita.
    Lutz überreichte einen überdimensionalen Scheck, und unter den applaudierenden Menschen war auch seine Frau zu sehen, die Heilerin mit der besonderen Gabe, die sich selbst Hexe nannte. Sie wurde in dem Artikel nicht erwähnt. Es ging nur um ihn. Bescheiden hielt sie sich im Hintergrund.
    Ich meldete mich im Dienst krank. Ich war nicht in der Lage, mich auf etwas anderes zu konzentrieren.
    Ich fuhr nachts zu seinem Wohnhaus. Ich sah ihn im Wohnzimmer vor dem Fernseher hocken. Sie sah ich nicht. Wahrscheinlich hockte sie weinend vor Kummer und blau geschlagen in ihrem Zimmer unter dem Dach.
    Ich nahm weiter ab, aber es war nicht wirklich wichtig für mich. Ich musste ständig an sie denken und an diesen Kerl.
    Dann rief sie mich an.
    Die Wirkung der Energieübertragung würde länger anhalten, sagte sie, wenn ich auf ihrem Tuch schlafen würde. Darin sei viel von ihrer Aura gespeichert. Ja, sie tröstete mich, weil wir uns nicht mehr sehen konnten. Sie deutete an, ihr Mann habe verlangt, dass sie mit einem Geschäftspartner schlafen solle, das sei wichtig für ihn.
    Ich war empört: »Das dürfen Sie sich nicht gefallen lassen!«
    »Mir bleibt nichts anderes übrig, und es ist ja auch nicht das erste Mal. Er ist skrupellos.«
    Ich war baff. Es war alles noch viel schlimmer, als ich es mir vorgestellt hatte.
    Ich bat sie, es nicht zu tun. Ich machte ihr die dümmsten Vorschläge. Sie könne sich bei mir vor ihm verstecken. Ich würde sie beschützen.
    Sie lachte bitter. »Ein Versteck nutzt mir nichts, er wird einfach zur Polizei gehen, und dann bin ich erledigt.«
    Ja, ich gestehe es nicht gerne, aber ich war rasend vor Eifersucht. Ich war eifersüchtig, obwohl ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher