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So prickelnd wie Champagner

So prickelnd wie Champagner

Titel: So prickelnd wie Champagner
Autoren: Nicola Marsh
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Fehler wiedergutzumachen. Dir ist es ja ohnehin völlig egal, was ich für das Unternehmen getan und wie viel Arbeit ich investiert habe. Du meldest dich nur bei mir, um mich zu beschimpfen. Bisher habe ich mir das gefallen lassen, weil auch ich mir die Schuld an Archies Tod gebe. Aber jetzt ist es damit vorbei.“
    „Und was gedenkst du jetzt zu tun?“, fragte Frank mit vor Hohn triefender Stimme.
    Doch das prallte an Callum ab, denn er musste schon fast sein halbes Leben lang die herablassende Bitterkeit seines Vaters ertragen.
    „Dir sagen, was Sache ist.“ Er rieb sich den Nasenrücken und hoffte, die sich anbahnenden Kopfschmerzen würden nicht stärker werden.
    „Ich habe nie darum gebeten, das Unternehmen zu leiten, und ich wollte es auch nie. Ich arbeite nur für Cartwright, um das Gedenken an Archie zu wahren. Du machst es mir zum Vorwurf, dass er ums Leben gekommen ist? Sicher nicht mehr, als ich es selbst tue. Und dadurch, dass ich dein großartiges Unternehmen leite, ist mir diese Schuld jeden einzelnen Tag bewusst.“
    Callum atmete tief durch und fuhr fort. Er musste das alles ein für alle Mal loswerden, damit es nicht noch länger in ihm gärte.
    „Es spielt keine Rolle, dass du zu sehr mit dem Aufbau deines ja so bedeutenden Unternehmens beschäftigt warst, um Rhys oder mich in unserer Jugend überhaupt wahrzunehmen. Ebenso ist es unwichtig, dass ich mit nichts, was ich gesagt und getan habe, deine Aufmerksamkeit erregen konnte. Und es ist absolut ohne Belang, dass ich in den letzten vierzehn Jahren wie verrückt gearbeitet und immer zweihundert Prozent gegeben habe – in der Hoffnung, dass du irgendwann nachsichtiger mit mir sein würdest.“
    Callum stand auf, ging durch sein Arbeitszimmer und schaute aus dem Fenster. Als er durch die perfekt beschnittenen Bäume hindurch das Cottage sah, spornte ihn dieser Anblick an, weiterzusprechen und endlich einen Schlussstrich unter diese Angelegenheit zu ziehen.
    „Es zählt einzig und allein, wie ich die Dinge von jetzt an handhaben werde“, fuhr er fort. „Künftig werde ich weder wegen deiner Konferenzschaltungen aus London rund um die Uhr zur Verfügung stehen noch zweiundfünfzig Wochen im Jahr arbeiten. Und es wird keine Anrufe mehr geben wie den, als ich auf Hayman Island war. Von nun an mache ich alles auf meine Art.“
    Tief in seinem Innern regte sich eine leise Hoffnung auf eine Entschuldigung, irgendein Anzeichen von Zuneigung oder einen Hinwies darauf, dass sein Vater ihn irgendwann einmal geliebt hatte.
    Doch diesen sinnlosen Traum hatte Callum eigentlich schon lange aufgegeben – an jenem Abend, als er im Krankenhaus Archies Hand gehalten und dieser seinen letzten Atemzug getan hatte. Inständig hatte Callum sich gewünscht, er könnte alles rückgängig machen. Er wusste, dass Frank ihn nie so anerkennen würde, wie er es sich ersehnte.
    „Sorg einfach dafür, dass die Gewinnmargen oben bleiben“, erwiderte Frank schroff.
    „Mehr hast du nicht zu sagen?“, fragte Callum.
    „Bis dann, mein Sohn.“
    Als Frank aufgelegt hatte, betrachtete Callum ebenso fassungslos wie erleichtert das Telefon. Er hatte gesagt, was er zu sagen hatte. Und nun würde er sein Leben grundlegend ändern, und zwar zum Besseren.
    Doch am meisten berührte ihn, dass Frank ihn zum allerersten Mal als seinen Sohn bezeichnet hatte.
    Das war vielleicht nicht die Wertschätzung, die er sich gewünscht hätte. Aber dass der narzisstische Frank Cartwright überhaupt anerkannte, dass er noch einen anderen Sohn hatte, war immerhin ein Anfang.
    Vielleicht war in Bezug auf den so verbittert wirkenden alten Mann ja doch noch nicht alle Hoffnung verloren.
    Starr wusste nicht, wie oft sie an diesem Abend schon die Zähne zusammengebissen und sich ein Lächeln abgerungen hatte. Hätte sie sich doch bloß nicht bereit erklärt, für die Leiterin des Jazzballett-Kurses einzuspringen!
    Eine erkrankte Tanzlehrerin zu vertreten war eine Sache. Etwas ganz anderes war es, vor einer Gruppe Teenager Arme und Beine zu schwingen und dabei gut gelaunt zu wirken.
    Was war eigentlich mit den Jugendlichen von heute los? Sie waren größer, selbstbewusster und viel scharfsinniger, als Starr es in ihrem Alter gewesen war. Die Mädchen waren fünfzehn, benahmen sich aber so altklug, als seien sie schon fünfzig. Starr schwor sich: wenn sie auch nur eine weitere neunmalkluge Frage beantworten müsste, würde sie die Mädchen zwingen, auf ihren flachen, mit Piercings verzierten Bäuchen
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