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So muss die Welt enden

So muss die Welt enden

Titel: So muss die Welt enden
Autoren: James Morrow
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aus Lexan-Filterfolie schützt gegen Erblinden und Netzhautversengung durch den Feuerball.«
    »Dufte, Gary.«
    »Danke, Vatter.«
    John wandte sich an seinen zweiten Sohn. »Lance, Mister Paxton möchte auch über das Gewebe Bescheid wissen.«
    Als Lance den Helm abnahm, erkannte George den Zehnjährigen, den er einmal erwischt hatte, wie er auf einen von Toby Walters für seine verstorbene Mutter bestellten Grabstein Do licht Walters seine Alters sprayte. Lance machte den typischen Eindruck eines mittleren Kinds, wirkte lässig und anspruchslos. Er zupfte seinen Reißverschluß abwärts, so daß in der Montur ein V-förmiger Ausschnitt klaffte, enthüllte so ein mit dem Logo einer Rockgruppe, die sich Totes Sperma nannte, bedrucktes T-Shirt. »Das Gewebe besteht aus wechselweisen Lagen von Wincos Synthostrat Sieben, Cellophanit-ArktiProtekt- Polyester Marke Bastei und Absorptionskohle«, sagte er brav auf, schlug eine Hälfte des Montur-Vorderteils zurück, um das Futter vorzuzeigen. »In Relation zur Ionisierungsstrahlung und dem nachfolgenden Fallout beträgt der Schutzfaktor ein rundes Tausend und genügt gegen eine kumulative Dosis von bis zu zweihundert Rad. Die… Was die…« Der Junge zuckte und wurde rot.
    »Thermische Strahlung, mein Sohn.«
    »Thermische Strahlung kann von einer ARES-Montur bis zu zirka zweitausendfünfhundert Grad Celsius deflektiert werden. Man kann hundert Meter vom Hypozentrum entfernt sein und kriegt bloß einen Sonnenbrand ab.«
    John zog nochmals seinen Ältesten zu Informationszwecken heran. »Gary, erzähl uns was über die Wirkung von Druckwellen auf den menschlichen Körper.«
    »Das Material ist mit Stahlfasergeflecht durchwirkt und kann daher dynamischem Druck von bis zu fünfunddreißig Kilo pro Quadratzentimeter widerstehen, wie er vielleicht anderthalb Kilometer vom Detonationspunkt entfernt auftritt«, erläuterte Gary. »Umherfliegende Glasscherben, ein ernstes Risiko bei jedem nuklearen Schlagabtausch, können nicht durchdringen. Und bei Entstehen zyklonischer Winde durch Überdruck besteht zwar die Möglichkeit, daß Sie fast hundert Meter weit durch die Luft gewirbelt werden, aber die Polsterung Ihres Atomanzugs garantiert, daß Sie ohne blauen Fleck wieder aufstehen.«
    »Das sind keine ›Atomanzüge‹, Junge«, berichtigte ihn voller Wohlwollen der ARES-Monturen-Händler. »Was sind sie?«
    »Es sind ARES-Zivilschutz-Monturen, Vatter.«
    »Wahrscheinlich denkst du, die Eschatologen hätten Mutter Natur vergessen«, sagte John, indem er George mit dem Zeigefinger auf die Schulter tippte. »Aber nein! Jede Montur verfügt über eine integrierte Toiletteninstallation, das Fäkalreservoir Leonardo.«
    Nun kam der Jüngste an die Reihe. »Nicki, zeig Mister Paxton deine Ausrüstung.«
    Nicki – ach ja, das war sein Name! – schnallte das Stretchkoppel auf und nahm gleichfalls den Helm ab. Er hatte ein dunkles, hartes Hamstermördergesicht. »Mal sehen… Hier hab ich ein indi… indianer…«
    »Individual.«
    »Ein Individual-Strahlungs… dos… ähm… Strahlungsdosenöffner.«
    »Dosimeter, Nicki. Es heißt Dosimeter.«
    »Strahlungsdosimeter. Außerdem hab ich ein Schweizer Offerziermessa, ein Feldflasch und« – Freude durchwogte das Kind – »mein automatische Pistol Marke Colt Vier, Kaliber Fümmenvierzig.«
    »Zieh, Nick!«
    Mit einem täppischen Versuch der Schwunghaftigkeit riß das Bürschchen die Waffe aus dem Halfter. George hob die Hände vors Gesicht, ihm entfuhr ein Ausruf der Bestürzung.
    »Man beachte die Pachmayr-Griffschalen«, sagte der ARES-Monturen-Händler, »das King-Tappan-Standvisier und…«
    »Ist sie echt?« fragte George.
    »Sie ist nicht geladen. Sicherheit steht bei uns an erster Stelle.«
    »Wir üben dem Schießen im Keller«, erklärte Nicki und fuchtelte dabei mit der Pistole in einer Weise herum, bei der George sich insgeheim einige Male Nicht geladen wiederholen mußte. »Wir erschießen Russkis aus Pappe.«
    John stolzierte hinter die Reihe seiner Söhne, tatschte auf ihre schicken, schmalen Tornister. »Und nicht zuletzt haben wir da eure Überlebensausstattung. Der untere Teil ist ein Sauerstofftank. Die Sprengköpfe könnten den einen oder anderen Brand verursachen, und dabei entstehen Rauch und giftige Gase. Zudem sind ein Primuskocher, eine tragbare Trinkwasserfilteranlage und eine vakuumverpackte Büchse mit Gemüsesamen vorhanden, darunter Sojabohnen, Gerste und andere gegen ultraviolettes Licht resistente Arten. Im
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