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So hoch wie der Himmel

So hoch wie der Himmel

Titel: So hoch wie der Himmel
Autoren: Nora Roberts
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vergessen. Puder und Parfüm und Kerzenwachs. Und die Art, in der die Hausherrin lächelte, wenn Margo auf ein Schwätzchen zu ihr kam. Sie hatte immer gern mit dieser wirklichen Dame zu tun gehabt.
    Und nicht zuletzt bliebe ihr die Erinnerung an das Zimmer, das sie über all die Jahre hinweg bewohnte. Daran, dass die Templetons sie die neue Tapete selbst hatten aussuchen lassen, als sie sechzehn geworden war. An das Lächeln und die Zustimmung ihrer Mutter, als ihre Wahl auf ein Muster aus feinen weißen Lilien auf blaßgrünem Hintergrund fiel. An die Stunden, während derer sie sich allein oder zusammen mit Laura und Kate in diesem Raum aufhielt. Sie hatten geredet, geredet, geredet, geplant und viel geträumt.
    Tue ich das Richtige? überlegte sie, und plötzlich wallte Panik in ihr auf. Wie könnte sie es ertragen, alles und jeden zu verlassen, der ihr vertraut und ans Herz gewachsen war?
    »Und, studierst du wieder Posen ein?« Josh kam ins Foyer. Er hatte sich noch nicht für die Hochzeit zurecht gemacht, so dass er in Jeans und einem Baumwollhemd vor ihr stand. Mit seinen zweiundzwanzig Jahren war er ein durchaus attraktiver junger Mann, und die Jahre in Harvard hatten ihm sichtlich gutgetan.
    Margo dachte verdrießlich, dass er sicher selbst in Lumpen unwiderstehlich aussähe. Immer noch war er der Prinz der Familie, auch wenn die unschuldige Jungenhaftigkeit seines Gesichts inzwischen einer gewissen Reife gewichen war. Er hatte die grauen Augen seines Vaters und den lieblichen Mund seiner Mutter geerbt; sein Haar war gedunkelt, so dass es inzwischen statt goldblond eher bronzefarben wirkte. Infolge eines späten Wachstumsschubes während seines letzten High-School-Jahres wies er inzwischen obendrein eine Größe von einem Meter fünfundachtzig auf.
    Warum war er bloß so attraktiv? Sie wünschte sich, sein Aussehen ließe sie kalt. Außerdem könnte er sie wenigstens einmal nicht als kleines Kind behandeln.
    »Ich habe nachgedacht«, erklärte sie, wobei sie, eine Hand lässig auf dem Geländer, auf der Treppe stehenblieb. Sie wusste, es gab nichts an ihr auszusetzen. Ihr Brautjungfernkleid war einfach wundervoll, und voller Eifer hatte sie es gleich nach dem Aufstehen angelegt.
    Der dünne Seidenstoff floß wie eine Fontäne an ihrer üppigen Figur herab, wobei der seidig matte Glanz ihrer makellosen Haut durch das sommerliche Blau des Kleides phantastisch zur Geltung kam.
    »Bist ein bißchen früh dran, meinst du nicht?« Er sprach in barschem Ton, denn immer, wenn er sie betrachtete, wallte schmerzliches Verlangen in ihm auf. Doch dieses Verlangen konnte nichts anderes als blanke Geilheit sein, angesichts dieser Kurven. »Schließlich findet die Trauung erst in zwei Stunden statt.«
    »Solange wird es sicher auch dauern, bis Laura endlich fertig ist. Ich habe sie nur kurz mit Mrs. Templeton alleine gelassen, weil ich dachte … tja, ich dachte, sie wären vielleicht gern ein, zwei Minuten unter sich.«
    »Heulen die beiden sich etwa schon wieder die Augen aus?«
    »Sicher weinen Mütter sich am Hochzeitstag ihrer Töchter die Augen aus, weil sie wissen, was den Mädchen blüht.«
    Grinsend bot er ihr seine Hand. »Du wärst bestimmt auch eine interessante Braut, Herzogin.«
    Sie nahm seine Hand und ihre Finger verschränkten sich wie bereits Hunderte von Malen in der Vergangenheit. »War das am Ende ein Kompliment?«
    »Eher eine Feststellung.« Er führte sie in den Salon, der mit zahlreichen silbernen Kerzenständern und üppigen Buketts ausgestattet war. Jasmin, Rosen, Gardenien. Alles Weiß in Weiß. Das Sonnenlicht fiel durch die hohen Bogenfenster in den Raum, und die Wärme verstärkte noch den süßen Duft, der einen schwindeln ließ.
    Auf dem Kaminsims standen in Silber gerahmte Photos, unter anderen auch sie, stellte Margo fest, als Teil der Familie. Auf dem Flügel prangte die Schale aus Waterford-Kristall, die sie von ihren Ersparnissen gekauft hatte anläßlich der Silberhochzeit der Templetons.
    Sie sog jedes Detail des Raumes in sich auf. Die sanften Farben des Aubusson-Teppichs, den zarten Schwung der Beine des Queen-Anne-Mobiliars, die komplizierten Intarsien, mit denen das Hifi-Schränkchen versehen war.
    »Das alles ist so wunderschön«, flüsterte sie.
    »Hmmm?« Er zog gerade die Folie von einer aus der Küche stibitzten Champagnerflasche ab.
    »Das Haus – überwältigend.«
    »Annie hat sich wirklich selbst übertroffen«, stimmte er ihr zu. »Wird sicher ein tolles
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