Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So heiß wie der Wuestenwind

So heiß wie der Wuestenwind

Titel: So heiß wie der Wuestenwind
Autoren: Olivia Gates
Vom Netzwerk:
seelische Anspannung nahm …
    Nein. Dazu würde er sie nicht treiben. Das würde sie nicht zulassen.
    Sie riss sich von ihm los. „Weißt du was? Ihr könnt alle zur Hölle gehen. Du und dein Thron und dein Judar.“
    Wütend ballte er die Hände zu Fäusten. Ihr war klar: Wäre sie ein Mann von seiner Größe gewesen, hätte er sie mit einem Schlag niedergestreckt.
    „Und was ist mit Zohayd?“, fragte er mit zusammengebissenen Zähnen. „Und mit deinem Vater und dem König? Wahrscheinlich ist es dir egal, wenn auch sie zur Hölle gehen, aber denk doch mal ein bisschen weiter. Denk daran, was du verlierst, wenn Zohayd in einem Bürgerkrieg untergeht.“
    „Bürgerkrieg? Wovon redest du?“
    „Von dem Krieg, der in unseren beiden Königreichen ausbrechen wird, wenn unsere Verbindung nicht zustande kommt.“
    Verständnislos sah sie ihn an. Dann schüttelte sie den Kopf. „Ist das nicht ein bisschen übertrieben? Die Lage in Zohayd ist sehr stabil. Da kannst du mir doch nicht erzählen, dass das Land in Flammen aufgeht, wenn die Vereinbarung zwischen dir und meinem Onkel … meinem Vater, also König Atef, platzt?“
    „Du meinst, ich übertreibe? Glaub mir, wenn nicht so viel auf dem Spiel stünde, hätte ich nie im Leben wieder Kontakt zu dir aufgenommen. Und ich würde dir erst recht nicht die Ehe und meinen guten Namen anbieten. Wann wirst du mir denn glauben, dass wir unbedingt heiraten müssen? Wenn in unseren Königreichen Blut fließt? Wenn Landsleute sich bekriegen, wenn ein Nachbar die Kinder des anderen tötet und ganze Landstriche verwüstet sind? Wenn unsere wohlhabende Region Kriegsgebiet ist und die Menschen unsagbar leiden? Oder zuckst du dann immer noch mit den Schultern und sagst: ‚Tut, mir leid, das geht mich nichts an‘? Das Schicksal von Millionen Menschen ist dir egal, nur weil du die Beleidigte spielen willst?“
    Seine plastische Schilderung der zukünftigen Ereignisse schockierte sie. „Bitte hör auf“, murmelte sie. „Mein Gott … sagst du mir wirklich die Wahrheit?“
    „Nein, ich denke mir das alles nur aus, weil ich es so lustig finde.“
    „Um Himmels willen …“ Sie konnte vor Erschütterung kaum weitersprechen. „Das … das habe ich doch alles nicht gewusst. So hat mir König Atef das nicht gesagt. Und langsam verstehe ich auch, warum nicht. Er hängt immer noch der uralten Auffassung nach, dass Frauen in der Politik nichts zu suchen haben. Deshalb hat er das Ganze als private Abmachung zwischen euch, zwei Staatsoberhäuptern, dargestellt. Ich … ich wusste wirklich nicht, wie viel davon abhängt …“
    Kamal sah die Tränen in ihren Augen. Ya Ullah , warum bewegte ihn das so? Hatte sich denn gar nichts geändert? Hatte sie immer noch so viel Macht über ihn? Würde das denn nie enden?
    B’Ellahi . Er war noch nicht einmal König, und schon zeigte er Schwäche? Schon musste er sich eingestehen, dass seine Sucht nach dieser Frau seine Gefühle und Gedanken beherrschte?
    Nein, ihre Tränen durften ihn nicht rühren. Er zwang sich, an die vergangenen Geschehnisse zurückzudenken – auch damals hatte sie seinetwegen geweint, doch wie echt waren diese Tränen gewesen? Schließlich hatte sie ihn doch auch von vorne bis hinten belogen. Sie schien ihn anzuhimmeln, unsterblich in ihn verliebt zu sein, hatte ihn damit eingelullt, obwohl er doch Hinweise hatte, dass sie nicht gerade eine treue Seele war.
    Doch er war immer mehr vom Strudel der Gefühle mitgerissen worden. Zwar störten ihn ihre wechselnden Stimmungen und die Tatsache, dass sie oft sehr schell einfach verschwand, doch in seinen Augen wurde das alles wettgemacht durch das Glück, das er empfand, wenn sie zusammen waren. Es gelang ihr sogar, ihn zu überzeugen, dass genau das ihre Beziehung so prickelnd machte: dass sie immer nur kurz zu heißen Treffs zusammenkamen, wenn ihre vollen Zeitpläne es zuließen.
    Von vorne bis hinten hatte sie ihn manipuliert! Bis er dann eines Tages unangemeldet vor ihrer Wohnung aufgetaucht war, weil er es vor Sehnsucht und Begehren einfach nicht mehr aushielt. Eine ihrer Freundinnen, die offenbar ständig bei ihr ein und aus gingen, hatte ihn hereingelassen. Und dann hatte er ihren Geheimvorrat entdeckt – jede Menge einer Droge, eines Medikaments. Offenbar ein Stoff, der als Appetitzügler und Aufputschmittel missbraucht werden konnte.
    In diesem Moment war ihm alles klar geworden: ihre Hyperaktivität, die Tatsache, dass sie so überaus schlank, ja fast mager war, ihre
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher