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So heiß wie der Wuestenwind

So heiß wie der Wuestenwind

Titel: So heiß wie der Wuestenwind
Autoren: Olivia Gates
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Geheimniskrämerei. Alles passte zusammen.
    Natürlich hatte ihn das verstört, aber er war bereit gewesen, ihr zu helfen. Hätte sie sich ihm offenbart, hätte er ihr seine Stärke und Unterstützung zugesichert. Aber sie leugnete jeglichen Drogenmissbrauch.
    Natürlich war das gelogen. Aber er war bereits so von ihr besessen, dass er ihr trotzdem helfen wollte, obwohl er sehr genau wusste, wie schwer, wenn nicht unmöglich das bei Süchtigen war. Diese Menschen gerieten immer tiefer in den Teufelskreis der Sucht, bis nichts mehr von ihrem wahren Ich übrig war, und gleichzeitig zogen sie die, die sie liebten, mit in die Hölle. Einen ganzen Monat lang hatte er darüber nachgegrübelt, wie er ihr helfen könnte, hatte sich immer mehr in sich selbst zurückgezogen, was sie noch begieriger auf ihn machte. Gleichzeitig war ihr Verhalten immer sprunghafter geworden. Schließlich fasste er einen Entschluss. Er wollte ihr ins Gesicht sagen, was er wusste, und dann gemeinsam mit ihr den Teufelskreis durchbrechen. Also war er wieder zu ihrer Wohnung gegangen. Und war dort auf einen Mann getroffen!
    Eigentlich war es eindeutig, aber er war ihr schon so weit verfallen, dass er sich weigerte, eins und eins zusammenzuzählen. Schließlich war sie selbst ja nicht da, und vielleicht war dieser Mann nur eine ihrer zahlreichen Bekanntschaften.
    Aber dann hatte dieser Mann sich als Shane vorgestellt und ihm dreist ins Gesicht gesagt, er sei einer von Aliyahs amerikanischen Cousins … und ihr Liebhaber. Kamal bezichtigte Shane der Lüge, doch der verspottete ihn nur. Was würde er sich eigentlich denken, hatte er gefragt. Aliyah sei nun einmal unberechenbar und frei wie der Wind und hätte doch von einem Mann nie genug! Kamal mochte ein mächtiger Prinz sein, aber die „sexuelle Selbstbestimmung“ – das waren seine Worte! – ginge Aliyah nun einmal über alles. Warum sonst hielte sie sich stets von seinem goldenen Käfig, seiner teuren Villa, fern?
    Sein erster Impuls war, diesen Mann mit einem Fausthieb niederzustrecken. Doch er nahm sich zusammen und verließ die Wohnung. Vielleicht war dieser Shane ja nur eifersüchtig und versuchte, den unwillkommenen Besuch loszuwerden. Daher rief Kamal Aliyah an, um ihre Version der Geschichte zu hören. Er beschuldigte sie nicht und ließ ihr jede Möglichkeit offen, Shane zu erwähnen. Doch sie sagte nur, sie sei bei einer Freundin, die krank im Bett lag. Er ging nun davon aus, dass sie ihren hinterhältigen Cousin einfach so in ihrer Wohnung übernachten ließ. Nur zur Sicherheit wartete er vor ihrer Wohnung in seinem Wagen, um sicherzugehen, dass sie nicht zurückkehrte. Aber sie kam zurück.
    Alles, was man ihm zugetragen hatte, stimmte. Sie pochte auf ihre „sexuelle Selbstbestimmung“ und trieb es mit jedem.
    Und nun hatten sie sich nach sieben Jahren wiedergesehen, und er hatte all das fast vergessen. Er wollte es auch vergessen. Aber er konnte es nicht.
    Er musste den Bann, unter dem er stand, brechen. Nein, er würde sie nicht in die Arme nehmen und sie trösten, auch wenn jede Faser seines Körpers danach verlangte. Er würde mit seinem Plan fortfahren.
    „Ich will dir glauben, dass du all das nicht wusstest“, sagte er. „Aber jetzt weißt du es.“
    „Ich versteh das immer noch nicht ganz“, sagte sie unter Tränen. „Warum soll eine Heirat zwischen den Al Masuds und den Al Shalaans plötzlich so ungeheuer wichtig sein?“
    „Es ist herzerweichend, wie sehr du plötzlich Anteil am Schicksal unserer beiden Länder nimmst“, sagte er kalt. „Ich wette, deine zahlreichen … Mitbewohner wissen mehr über die derzeitige Situation zwischen Judar und Zohayd als du.“
    „Mit deiner Vermutung über Mitbewohner liegst du schon wieder falsch“, gab sie verärgert zurück. „Wie du überhaupt eine ganz falsche Vorstellung von mir hast. Ich wohne allein, wie ich es schon immer getan habe. Ich habe nur öfter mal Freunden ausgeholfen; ich habe ihnen ein Dach über dem Kopf zur Verfügung gestellt, wenn sie es brauchten. Wenn ich eine Ausstellung meiner Gemälde vorbereite, so wie jetzt, lebe ich völlig abgeschottet, so wie ein Einsiedler. Deshalb habe ich auch nicht die Nachrichten verfolgt, und, wie gesagt, über die wahren Hintergründe haben mich alle im Unklaren gelassen. Das war vielleicht eine verquere Art der Rücksichtnahme. Statt mir gleich über alles reinen Wein einzuschenken, wollten sie es mir stückweise beibringen, um mich nicht sofort abzuschrecken.“
    Sie
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