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So frei wie der Himmel

So frei wie der Himmel

Titel: So frei wie der Himmel
Autoren: Linda Laell Miller
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Rennen?"
    "Keine Ahnung", sagte Cheyenne müde und sank auf einen Stuhl. Jesse ist zumindest sehr direkt. Sobald er wusste, was ich wollte, war nichts mehr zu machen."
    "Vielleicht hättest du ihn nicht so einfach überfallen dürfen", überlegte Nigel. Cheyenne konnte geradezu sehen, wie sich die buschigen Augenbrauen ihres Chefs grüblerisch zusammenzogen.
    "Du hast mir keine Wahl gelassen, schon vergessen?"
    "Ach, jetzt ist es also mein Fehler."
    "Du sitzt mir im Nacken, seit ich gestern Nachmittag in Phoenix aus dem Flugzeug gestiegen bin. Wenn ich das Unmögliche erreichen soll, musst du mir etwas Zeit lassen."
    "Aber du bekommst das doch hin, oder, Cheyenne?"
    "Ich bin auf das Erreichen von Unmöglichem spezialisiert."
    "Du musst das für mich hinkriegen, Babe", flehte er.
    "Nenn mich nicht Babe." Aus den Augenwinkeln sah sie ihre Mutter lächeln. "Und dräng mich nicht. Wenn ich Neuigkeiten habe, melde ich mich."
    "Aber ..."
    "Gute Nacht, Nigel." Cheyenne drückte auf die Taste.
    Mit einem weiteren Seufzer warf Cheyenne das Handy auf den Tisch und stand auf. Ihr Gesicht hellte sich auf. "Weißt du was, Mom? Du bist unglaublich. Du bist erst seit ein paar Stunden in diesem Haus, und es fühlt sich schon wie ein Zuhause an."
    Die Augen ihrer Mutter schimmerten verdächtig. "Ich möchte nur meinen Teil beitragen, Cheyenne. Ich weiß, du denkst, dass du ganz allein bist, aber das stimmt nicht. Du hast mich, und du hast Mitch."
    Cheyennes Hals wurde eng, ihre Stimme klang gepresst. "Wo wir gerade von Mitch sprechen ...«
    Ayanna legte das Häkelzeug weg, stand auf und ging Richtung Küche. "Ich koche dir einen Kräutertee", sagte sie. "Das hilft dir bestimmt, besser zu schlafen."
    "Danke." Cheyenne schob die halb geschlossene Zimmertür ihres Bruders auf.
    Mitch hockte über seinen Computer gebeugt, ein einfaches Modell, das Ayanna vermutlich von dem Geld gekauft hatte, das Cheyenne ihr jeden Monat schickte. Er wirkte so schmal und zerbrechlich in seinem Rollstuhl. Früher war er sportlich - und einer der beliebtesten Jungs an seiner Schule.
    "Hey", sagte Cheyenne.
    "Hey", entgegnete Mitch, ohne den Blick vom Bildschirm zu lösen.
    Sie wollte ihm durchs Haar fahren, so wie sie es früher immer getan hatte - vor dem Unfall -, entschied sich aber dagegen. Mitch war neunzehn, und außer seinem Stolz besaß er nicht mehr viel.
    Wenn das Geschäft zustande kommt, dachte sie, kaufe ich ihm einen richtigen Computer, so einen wie ich bei McKettrickCo gesehen habe. Vielleicht schöpft er dann wieder etwas Hoffnung.
    "Ich wünschte, wir könnten zurück nach Phoenix", sagte Mitch.
    Bevor sie antwortete, setzte Cheyenne sich auf sein Bett. Ayanna hatte eine Tagesdecke mitgebracht und über das Rollbett gebreitet, das schon alt gewesen war, als Cheyenne aufs College ging. Sicher, ihre Mutter tat ihr Bestes, doch der Raum wirkte trotzdem deprimierend. Die Tapete löste sich von der Wand, und die Vorhänge sahen aus, als hätten sie mindestens eine Überschwemmung erlebt. Der Linoleumboden war abgenutzt, das Muster an vielen Stellen ausgeblichen.
    "Was gibt es denn?", fragte sie leichthin, obwohl sie die Antwort bereits kannte. In Phoenix hatte er Freunde. Und Kabelfernsehen. Gegenüber der Wohnung hatte eine große Bücherei mit neuen Computern gelegen. Und hier musste er sich mit einem alten Laptop und einem Rollbett zufriedengeben.
    Mitch zuckte nur die Schultern, beendete aber das Spiel und schwenkte seinen Stuhl herum, um sie ansehen zu können.
    "Es wird wieder besser werden", sagte sie.
    "Das behauptet Mom auch." Mitch klang nicht, als ob er auch nur ein Wort glaubte.
    Besorgt betrachtete Cheyenne ihren Bruder. Sie und Mitch hatten unterschiedliche Väter. Ihrer war tot, wo seiner steckte, wusste der Herrgott. Vor zehn Jahren, als sie Indian Rock verlassen hatte, war Mitch neun und sie siebzehn. Als Ayanna ihrem zweiten Ehemann Pete nach Phoenix folgte und Mitch mitnahm, studierte Cheyenne gerade im zweiten Jahr an der University of Arizona. Dort versuchte sie, gute Klausuren zu schreiben und gleichzeitig Geld zu verdienen. Mitch hatte ihr damals einen flehenden Brief geschrieben, in dem er sie bat, zurückzukommen und mit ihm zusammen wieder in das heruntergekommene Haus in Indian Rock zu ziehen. Zu der Zeit liebte er Indian Rock noch und die Freiheit, in einer kleinen Stadt aufzuwachsen.
    Sie antwortete mit einer Postkarte, die sie hastig in einer Pause bei Hooters schrieb. Sei vernünftig. Sie wollte nicht zurück, und
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