Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So finster die Nacht

So finster die Nacht

Titel: So finster die Nacht
Autoren: John Ajvide Lindqvist
Vom Netzwerk:
bewegte.
    Wie Tommy und die anderen, wenn sie …
    Jimmys Blick fand Oskars, und er fühlte mit einem kalten Schauer, dass er … nackt war. Jimmy trug Kleider, einen Panzer. Oskar saß in dem kalten Wasser, und jeder Zentimeter seiner Haut war entblößt. Jimmy nickte Jonny zu, machte eine Halbkreisbewegung mit der Hand, woraufhin sie sich entlang der beiden Längsseiten des Beckens Oskar näherten. Im Gehen schrie Jimmy den anderen zu:
    »Haut ab! Alle! Raus aus dem Wasser!«
    Die anderen standen still oder traten Wasser, wirkten unschlüssig. Jimmy stellte sich an den Beckenrand, holte ein Stilett aus der Jackentasche, ließ die Klinge herausschnellen und hielt das Messer wie einen Pfeil auf die Traube der Jungen gerichtet, deutete damit auf den anderen Beckenrand.
    Oskar saß in die Ecke gedrängt und sah verfroren zu, während die anderen Jungen schleunigst zur anderen Seite schwammen oder wateten und ihn alleine im Becken zurückließen.
    Der Lehrer … wo ist unser Lehrer …
    Eine Hand griff in seine Haare. Finger verflochten sich so fest, dass seine Kopfhaut brannte und sein Kopf rückwärts in die Ecke gezogen wurde. Über sich hörte er Jonnys Stimme.
    »Das da ist mein Bruder. Du Drecksau.«
    Oskars Kopf wurde zwei Mal nach hinten geschlagen, und Wasser spritzte in seine Ohren, während Jimmy zur Schwimmbeckenecke trat, mit dem Stilett in der Hand in die Hocke ging »Hallöchen Oskar.«
    Oskar schluckte Wasser und begann zu husten. Jede schüttelnde Kopfbewegung, die durch das Husten entstand, ließ seine Kopfhaut brennen, wo Jonnys Finger noch fester zupackten. Als er nicht mehr husten musste, ließ Jimmy die Klinge seines Stiletts über den Kachelrand klirren.
    »Weißt du, ich habe mir das so gedacht. Wir werden hier einen kleinen Wettkampf veranstalten. Bleib ganz still sitzen …«
    Das Stilett strich knapp an Oskars Stirn vorbei, als Jimmy es Jonny überreichte, statt seiner in Oskars Haare griff. Oskar wagte nicht, etwas zu tun. Er hatte einige Sekunden in Jimmys Augen schauen können, und sie hatten vollkommen wahnsinnig ausgesehen, waren so voller Hass gewesen, dass man ihrem Blick nicht begegnen konnte.
    Sein Kopf wurde in die Beckenecke gepresst. Seine Arme wedelten kraftlos durchs Wasser. Es gab nichts, woran er sich festhalten konnte. Er suchte die anderen Jungen. Sie standen am anderen Kopfende des Beckens. Micke hielt sich ganz außen, grinste immer noch erwartungsvoll. Die anderen schienen vor allem Angst zu haben.
    Keiner von ihnen würde ihm zu Hilfe eilen.
    »Also, wir machen Folgendes … es ist ganz einfach. Ganz einfache Regeln. Du bleibst unter Wasser, und zwar … fünf Minuten. Schaffst du das, ritzen wir dir nur die Haut ein bisschen auf oder so. Nur so, dass du ein kleines Andenken hast. Wenn du es nicht schaffst … und dann wieder hochkommst, steche ich dir ein Auge aus. Okay? Hast du die Regeln verstanden?«
    Oskar bekam Wasser in den Mund. Wasser spritzte von seinen Lippen, als er stotternd sagte:
    »… das geht nicht …«
    Jimmy schüttelte den Kopf.
    »Das ist dein Problem. Siehst du die Uhr da? In zwanzig Sekunden fangen wir an. Fünf Minuten. Oder das Auge. Du solltest jetzt lieber atmen. Zehn … neun … acht … sieben …«
    Oskar versuchte sich mit den Füßen abzustoßen, aber er musste schon auf den Zehen stehen, um überhaupt den Kopf über Wasser halten zu können, und Jimmys Hand hielt seine Haare in einem festen Griff, machte jede Bewegung unmöglich.
    Wenn ich die Haare losreiße … fünf Minuten …
    Wenn er es allein versucht hatte, war er höchstens auf drei gekommen. Jedenfalls fast.
    »Sechs … fünf … vier … drei …«
    Unser Lehrer. Ávila wird zurückkommen, bevor …
    »Zwei … eins … null!«
    Oskar gelang nur ein halber Atemzug, ehe sein Kopf unter Wasser gepresst wurde. Er verlor den Halt unter den Füßen, und der untere Teil seines Körpers trieb sachte nach oben, bis er, den Kopf auf die Brust gepresst, etwa zwanzig Zentimeter unter der Oberfläche lag, die Kopfhaut brennend wie Feuer, als das Chlorwasser in feine Risse und Wunden im Haarboden drang.
    Es konnte kaum mehr als eine Minute vergangen sein, als er allmählich in Panik geriet.
    Er sperrte die Augen auf und sah nur hellblau … und rosafarbene Schleier, die von seinem Kopf an den Augen vorbeiglitten, als er mit dem Körper dagegenzuhalten versuchte, obwohl es nicht ging, da er nirgendwo Halt fand. Seine Beine traten oben an der Oberfläche, und das Hellblau vor seinen Augen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher