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So bitterkalt

So bitterkalt

Titel: So bitterkalt
Autoren: Johan Theorin
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gleich, sondern lächelt amüsiert über Jans Neugier.
    Â»Sankt Psycho«, sagte er schließlich.
    Â»Was?«
    Der Taxifahrer zuckt die Schultern. »Grüße an Ivan Rössel ... Der soll doch hier einsitzen.«
    Dann wird das Fenster hochgekurbelt, und das Taxi fährt davon.

2
    Nein, das ist kein gewöhnlicher Stacheldraht auf der Krone der Mauer rund um die Klinik Sankt Patricia, das bemerkt Jan, nachdem er das Tor passiert und Doktor Högsmed die Hand geschüttelt hat. Es ist Elektrodraht, ein meterhohes Stromgatter, ausgestattet mit Leuchtdioden, die an jedem Pfeiler rot blinken.
    Â»Willkommen.« Högsmed betrachtet ihn durch die dicken Brillengläser, ohne zu lächeln. »Haben Sie gut hierhergefunden?«
    Â»Ja, kein Problem.«
    Die Betonmauer und der Elektrodraht erinnern Jan an eine Palisade wie bei einem Tigergehege. Doch auf der Kiesfläche rechts neben der Pforte entdeckt er ein kleines Stückchen Alltag: einen Fahrradständer. Herren- und Damenfahrräder, ausgerüstet mit Fahrradkörben und Reflektoren, stehen in einer Reihe nebeneinander. Eines hat sogar einen Kindersitz auf dem Gepäckträger.
    Die Stahltür macht ein klickendes Geräusch, sie wird von unsichtbaren Händen zugezogen.
    Â»Nach Ihnen, Herr Hauger.«
    Â»Danke.«
    Durch eine Gefängnismauer zu treten, das ist, als würde man die ersten Schritte in die Öffnung einer pechschwarzen Grotte machen. Eine isolierte und fremde Welt.
    Die Tür gleitet hinter ihnen ins Schloss. Das Erste, was Jan innerhalb des Mauerrings sieht, ist eine lange weiße Überwachungskamera, deren Linse direkt auf ihn gerichtet ist. Die Kamera, schweigend und bewegungslos, ist auf einen Pfeiler neben der Pforte montiert.
    Dann entdeckt er noch eine Kamera auf einem anderen Pfeiler näher am Krankenhaus und weitere am Gebäude selbst. »Gelände videoüberwacht«, warnt ein gelbes Schild an der Wand.
    Sie gehen an einem Parkplatz vorüber, auf dem ebenfalls Schilder angebracht sind: »Reserviert für Krankentransport«, steht auf einem und auf einem anderen: »Reserviert für Polizei«.
    Jetzt kann Jan die gesamte hellgraue Vorderfassade der Klinik überblicken. Das Gebäude ist fünf Stockwerke hoch und hat lange Reihen schmaler Fenster. Um die Fenster des untersten Stockwerks windet sich eine Art Efeu wie ein Lindwurm.
    Jan fühlt sich unwohl auf diesem Vorplatz, gefangen zwischen Steinmauer und Klinik. Er zögert, aber der Doktor geht ihm mit eiligen Schritten weiter voraus bis zu der stählernen Eingangstür der Klinik. Sie ist verschlossen, doch der Oberarzt schiebt eine Magnetkarte in einen Schlitz in der Tür und winkt in die nächstgelegene Kamera, und nach einer halben Minute klickt das Schloss.
    Sie betreten einen Vorraum mit einem verglasten Empfang und einer weiteren Kamera. Hier riecht es nach Schmierseife und nassem Stein, der Fußboden ist frisch gewischt. Hinter dem dunklen Glas am Empfang sitzt ein breitschultriger Schatten.
    Ein Krankenhauswärter. Jan fragt sich, ob er wohl bewaffnet ist.
    Der Gedanke an Gewalt und Waffen lässt ihn auf Geräusche von den Patienten horchen, doch die sind wahrscheinlich zu weit weg. Weggeschlossen hinter Stahltüren und dicken Mauern. Und warum sollte man sie auch hören? Sie werden ja wohl kaum brüllend oder lachend mit Metallbechern an die Gitterstäbe schlagen. Ihre Welt besteht vermutlich eher aus stillen Räumen und leeren Fluren.
    Der Doktor hat etwas gefragt. Jan sieht ihn fragend an. »Entschuldigung?«
    Â»Der Ausweis«, wiederholt Högsmed. »Haben Sie ihn dabei, Herr Hauger?«
    Â»Natürlich ... hier.«
    Jan fingert in seiner Jackentasche herum und reicht ihm dann seinen Pass.
    Â»Behalten Sie ihn«, sagte Högsmed. »Klappen Sie nur die Seite mit Ihren Angaben zur Person auf, und halten Sie die vor diese Kamera hier.«
    Jan hält den Pass hoch. Es klickt in der Kamera. Jetzt ist er registriert.
    Â»Gut. Dann sollten wir noch einen Blick in Ihre Tasche werfen.«
    Jan muss die Tasche öffnen und vor dem Wärter und dem Doktor den Inhalt herausholen: ein Päckchen Taschentücher, eine Regenjacke, eine zusammengefaltete Göteborgs-Posten  ...
    Â»Jetzt können wir gehen.«
    Der Doktor winkt dem Wachmann hinter der Scheibe zu, danach führt er Jan durch einen großen Bogen, wahrscheinlich ein
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