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So berauschend wie die Liebe

So berauschend wie die Liebe

Titel: So berauschend wie die Liebe
Autoren: Jacqueline Baird
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ich nicht hier sitzen und mir das anhören“, erwiderte sie sarkastisch. „Du kennst nur Schwarz und Weiß, Lorenzo. Gut und böse, nichts dazwischen. Und du bist immer im Recht. Ist dir eigentlich je der Gedanke gekommen, dass nicht alle Menschen so stark sind wie du? Vielleicht hatten Damien ja alle Kräfte verlassen, nachdem er Antonio über eine Stunde zu halten versucht hatte? Vielleicht hat er beim Abstieg zwischendurch das Bewusstsein verloren und konnte sich später nicht mehr daran erinnern? Oder möglicherweise war die Uhr in der Kamera auch falsch eingestellt, sodass die Angaben auf diesen Aufnahmen gar nicht stimmen?“
    „Nein“, widersprach Lorenzo sofort. „Es gibt keine andere Erklärung, Lucy. Der Beweis findet sich in den Verhandlungsprotokollen. Dein Bruder sagte aus, er dachte, es hätte ihn vier und nicht sieben Stunden gekostet, das Basiscamp zu erreichen. Und der Obduktionsbericht zeigt, dass Antonio nicht an seinen Verletzungen, sondern an Unterkühlung gestorben ist, nachdem er die ganze Nacht am Berg verbringen musste – nur ein oder zwei Stunden, bevor er gefunden wurde. Wenn dein verdammter Bruder nicht gewesen wäre, könnte Antonio heute noch leben. Jetzt hast du den Beweis gesehen und weißt, warum Steadman’s für mich ein Unwort ist.“
    Lucy wollte widersprechen, hielt sich jedoch zurück. Was hätte es für einen Sinn gehabt? Lorenzo war ein starker Mann, der Schwäche auch bei anderen Menschen nicht akzeptieren konnte.
    „Danke, dass du mir die Fotos gezeigt hast“, sagte sie deshalb ruhig und stand auf.
    Er sah sie an. Verdammt, bekleidet mit Jeans und diesen flachen Schuhen sah sie wie ein Schulmädchen aus, aber er wusste nur zu gut, dass sie keines war. Das lange blonde Haar umschmeichelte seidig ihr zartes Gesicht, das nicht preisgab, was sie dachte, der weiche hellblaue Pullover schmiegte sich verführerisch an ihre vollen Brüste. Allein bei dem Anblick wurde ihm heiß vor Verlangen, und er hasste sich ebenso wie sie für diese Schwäche. Lorenzo atmete tief durch. Es war ja fast vorbei. Nur noch heute Abend, dann würde er von Lucy frei sein und sie nie wiedersehen müssen. Warum war er bei dieser Vorstellung nicht erleichtert?
    Entschlossen richtete er sich auf. „Ja, geh nur“, sagte er barsch. „Wir treffen uns um sieben in der Eingangshalle … und zieh dir etwas Angemessenes an. Zum Beispiel das Schwarze, das du vorgestern Abend getragen hast.“ Er sammelte die Fotos ein, ging zum Schreibtisch und legte sie in die Schublade zurück.
    Was erwartet er von mir? überlegte Lucy, als sie das Arbeitszimmer verließ. Dass sie bei der Party in Shorts und T-Shirt auftauchte? Als Letzte der Steadmans war sie es schon allein ihrer Familie schuldig, ihrem Namen keine Schande zu machen. Denn ganz im Gegensatz zu dem, was Lorenzo von ihr dachte, stammte sie aus gutem Hause. Sie hatte ein angesehenes Internat besucht und später die Kunsthochschule. Ihre Familie war recht vermögend gewesen und ihr Elternhaus zwar kein Palast wie dieses Haus, aber schön und gemütlich. Statt Scharen von Bediensteten hatte es eine Haushälterin gegeben, die sich von morgens acht bis nachmittags um vier um die häuslichen Belange kümmerte, und ihr Mann hatte als Gärtner das riesige parkähnliche Areal tipptopp in Ordnung gehalten. Bei großen Feiern wurde zusätzliches Personal beschäftigt. Ihre Mutter war eine wunderschöne, liebevolle und elegante Lady gewesen, die jedermann vergötterte, vor allem Lucy. Nach ihrem Tod hatte sich alles geändert.
    Nein, es tat nicht gut, sich mit der Vergangenheit zu befassen. Das hatte sie schon viel zu intensiv getan. Energisch verdrängte Lucy die schmerzlichen Gedanken und eilte die Treppe hinauf in ihr Zimmer.
    Kurz nach sieben Uhr stand Lucy oben auf dem Treppenabsatz und atmete tief durch, um ihre Nerven zu beruhigen. Die große Eingangshalle wirkte fast wie ein Ballsaal dank des exquisiten Blumenschmuckes und einer kleinen Bühne, auf der sich gerade ein Musikerquartett bereit machte. Eine beträchtliche Anzahl Gäste war bereits eingetroffen, die Männer trugen ausnahmslos Smoking und die Frauen glamouröse Designer-Roben, kurze wie lange, die allesamt zweifellos ein Vermögen gekostet hatten.
    Lucy war plötzlich froh, dass sie in letzter Minute doch noch das Kleid eingepackt hatte, das die Contessa ihr geschenkt hatte. Es war genau das Richtige für diesen Anlass. Auf keinen Fall hätte sie das kleine Schwarze noch einmal angezogen, wie
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