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So berauschend wie die Liebe

So berauschend wie die Liebe

Titel: So berauschend wie die Liebe
Autoren: Jacqueline Baird
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Doch Antonio hatte ein Merkmal vergessen, das sogar Lucy trotz ihrer begrenzten Erfahrung mit Männern auffiel.
    Lorenzo Zanelli war ein wahrhaft atemberaubender Mann mit einer unterschwelligen erotischen Ausstrahlung, die keine Frau ignorieren konnte. In Anbetracht seiner konservativen Kleidung trug er das dichte pechschwarze Haar eher lang, was seinem Aussehen eine verwegene Note verlieh. Samtbraune unergründliche Augen unter schwarzen Brauen dominierten das markante Gesicht mit der geraden römischen Nase und überraschend vollen Lippen, die er jedoch mühsam beherrscht zusammenpresste.
    „Sie müssen Lorenzo Zanelli sein.“ Ein wenig verspätet streckte Lucy ihm die Rechte hin.
    „Korrekt, Miss Steadman“, erwiderte er und nahm ihre Hand.
    Obwohl es nur ein kurzer kräftiger Händedruck war, durchzuckte es Lucy als hätte sie einen Stromschlag bekommen. Stumm schaute sie den Bankier an, von dem unbestimmten Gefühl beschlichen, ihn zu kennen – obwohl sie sich nicht erinnern konnte, ihm schon einmal begegnet zu sein. Und er hatte keinerlei Ähnlichkeit mit seinem Bruder. Sein Gesicht war nicht schön im klassischen Sinn, aber faszinierend. Es verriet unbestreitbare Charakterstärke und – um den Mund – einen sinnlichen Zug, der Lucy auf Anhieb ansprach. Unwillkürlich verweilte ihr Blick auf seinen Lippen, und sie ertappte sich dabei, sich auszumalen, wie es wohl wäre, von ihm geküsst zu werden. Ein heißer Schauer durchflutete sie – und brachte sie unsanft in die Wirklichkeit zurück. Erschrocken blickte sie auf und verbot sich energisch derartige Gedanken in Bezug auf einen Mann, den sie aus vielen Gründen nicht leiden können sollte.
    Lucy entschuldigte ihren ungewöhnlichen Fehltritt insgeheim damit, dass Lorenzo Zanelli tatsächlich ein Mann war, der die Aufmerksamkeit auf sich zog. Ja, wirklich, es juckte sie buchstäblich in den Fingern, ein Porträt von seinem Charakterkopf zu malen.
    „Ich weiß, warum Sie hier sind, Miss Steadman.“
    Seine tiefe Stimme mit dem leichten Akzent riss sie aus ihren Gedanken. Errötend bemerkte sie das geringschätzige Aufleuchten in seinen braunen Augen. „Ach ja?“ Natürlich kannte er den Grund. Schließlich hatte sie ihm ja geschrieben.
    Ursprünglich hatte sie diese Reise nach Italien geplant, um das Porträt eines kürzlich verstorbenen italienischen Conte, das sie für dessen Witwe gemalt hatte, persönlich auszuliefern. Die Contessa hatte das Bild in Auftrag gegeben, als sie bei einem Besuch in England mit ihrer Freundin Lucys Kunst- und Handwerksgalerie besucht hatte. Die Witwe hatte Lucy Dutzende von Fotos von ihrem verstorbenen Mann zukommen lassen, und Lucy hatte sich mit Feuereifer ans Werk gemacht.
    Nicht, dass sie Ruhm anstrebte – so vermessen war sie nicht. Aber es war doch ein gutes Gefühl, dass auch andere Menschen sie wegen ihres Talents schätzten. Sie besaß die natürliche Gabe, das Ebenbild und den Charakter jeglichen Motivs mit Pinsel und Farbe auf die Leinwand zu bannen, ob es sich dabei um ein Kuscheltier – ihr erster Auftrag überhaupt – oder um eine Person handelte. Ihre Ölgemälde, Porträts oder ganzfigurigen Darstellungen, auf großformatiger Leinwand oder als Miniatur, waren wirklich gut.
    Sie hatte ihren Besuch in Verona bereits mit der Contessa abgesprochen, als es ihr endlich gelang, einen Termin bei Signor Zanelli zu bekommen. Nach einem erfolglosen Anruf hatte sie zunächst an die Zanelli Bank geschrieben und um Hilfe bei dem Versuch gebeten, die erzwungene Übernahme von Steadman Industrial Plastics durch Richard Johnson abzuwehren, der einer der Anteilseigner an dem Unternehmen ihrer Familie war. Als Antwort hatte sie ein kurzes Schreiben von irgendeinem Manager erhalten, in dem ihr mitgeteilt wurde, die Bank würde ihre individuellen Investitionen nicht diskutieren.
    Widerstrebend und als allerletzten Versuch hatte Lucy daraufhin einen weiteren Brief, „persönlich und privat“ adressiert, an Lorenzo Zanelli geschrieben. Nach allem, was sie über ihn gehört hatte, war er ein typischer Macho, skrupellos in Bezug auf die Gefühle anderer und der arroganten Überzeugung, dass er immer recht habe. Soweit sie wusste, wich er nie von seiner einmal gefassten Meinung ab – und Lucy hegte noch aus anderen Gründen eine tiefe Abneigung gegen ihn.
    Lorenzo Zanelli hatte sich nach der gerichtlichen Untersuchung über den Bergunfall, bei dem Antonio gestorben war, geradezu furchtbar gegenüber Damien verhalten.
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