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SMS für dich

Titel: SMS für dich
Autoren: Sofie Cramer
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keine Nachricht hinterlassen hat. Nervös klickt sie sich zu ihrem Posteingang durch.
    Aber was ist das? Clara kann nicht glauben, was sie dort |233| sieht. Ihr ist, als würde ihr Herz vor Aufregung beinahe explodieren.
    Sie hat eine Nachricht von Ben   …

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    Sven 
    Puh! Das hat gutgetan, seufzt Sven leise zu sich selbst, als er nach einem kilometerlangen Lauf am Wasser wieder zu Hause
     ankommt.
    Obwohl er die letzten Meter nur noch locker ausgelaufen ist, piept seine Pulsuhr, während er die Stufen nach oben geht, plötzlich
     laut los. Eigentlich müsste er mittlerweile so fit sein, dass sein Puls bei den paar Treppen nicht über 140   Schläge pro Minute steigen dürfte, egal wie schnell er sie hochrennt.
    Doch jetzt wird ihm sogar schon objektiv vor Augen geführt, wie viel Macht Clara über ihn und seinen Körper hat. Auch wenn
     er sich seit ihrem Verschwinden einfach nur ohnmächtig fühlt und sich zum Training regelrecht zwingen musste. Aber um an diesem
     Morgen wenigstens ein bisschen Abstand von dem ganzen Gefühlschaos zu bekommen, hat er sein iPhone extra nicht mitgenommen.
     Und nun wächst mit jeder Treppenstufe die Aufregung, ob Clara sich wohl bei ihm gemeldet hat. Gleichzeitig ärgert Sven sich,
     dass der Sport ihn offenbar keinen Schritt weitergebracht hat.
    Aber immerhin hat er sein Gewissen endlich erleichtert. Nach drei vergeblichen Anrufen auf Claras Handy und ihrem Festnetz
     hat er ihr schließlich von seinem Handy aus eine SMS geschickt. Stundenlang feilte er an dem Text, wog jede Formulierung mehrfach
     ab. Als Grundlage diente |234| ihm der Entwurf, den er schon seit Wochen gespeichert hat. Aber die SMS sollte eben auch verdeutlichen, wie sehr er es bereut,
     sie nicht früher abgeschickt zu haben. Denn ihn lähmt die Angst, weder Clara noch Lilime jemals richtig kennenzulernen.
    Doch nun bleibt Sven nichts anderes mehr zu tun, als auf eine mögliche Reaktion zu warten. Gleichzeitig muss er innerlich
     schon den Rückzug antreten und allmählich den Scherbenhaufen beseitigen, damit er sich nicht länger unnötig quält. Sein Herz
     darf diesmal nicht vollkommen leerbluten.
    Als er nach einer gefühlten Ewigkeit endlich oben ankommt, erscheinen ihm seine Bewegungen wie in Zeitlupe. Langsam und beschwerlich
     schleppt er sich zum Küchentresen, greift nach seinem Handy und schaut aufs Display.
    Sven kann es kaum glauben. Plötzlich meint er, sein Herz müsse nun endgültig aussetzen. Er hat eine Nachricht!
    Er hat eine Nachricht von Clara!
    Ein riesiger Betonklotz fällt von ihm ab. Immerhin meldet sie sich. Er kann es noch nicht richtig fassen, aber sein Gesicht
     strahlt, als seine leuchtenden Augen zu lesen beginnen.
     
    Lieber Vertrauter, danke für deinen Mut, deine Offenheit und deine Geduld. Wie sieht es mit einer Wiederholung eines Interviewtermins
     aus? Lilime
     
    Sven zählt die Buchstaben und Lücken. Es sind 159   Zeichen. Sicher hat Clara sich jedes Wort genau überlegt. Sofort geht er auf Antworten und tippt:
     
    |235| Wie wäre es mit einem langen Spaziergang an der Elbe – so lang, bis es keine quälenden Fragen, sondern nur noch befreiende
     Antworten gibt? Sven
     
    Es dauert keine weitere Minute, bis eine Antwort kommt.
     
    Klingt wundervoll. Ich werde morgen, pünktlich (!) um 15   Uhr, an der Kehrwiederspitze auf dich warten.

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    Clara 
    Als Clara über die Elbbrücken fährt, muss sie unweigerlich an das kleine Papierschiffchen denken, das zumindest der Theorie
     nach längst seinen Weg durch Hamburg in die freie Nordsee gefunden haben müsste.
    Ausgerechnet einen Spaziergang an der Elbe hat Sven vorgeschlagen! Das mutet beinahe genauso magisch an wie die Tatsache,
     dass es eigentlich Ben war, der sie zu Sven und damit zurück ins Leben geführt hat.
    Noch hat Clara niemandem von all den Nachrichten beziehungsweise von ihren «Kommunikationsschwierigkeiten» berichtet, und
     sie fürchtet beinahe, dass ihr keiner glauben wird. Aber das ist jetzt nicht wichtig. Wichtig ist nur, woran sie jetzt glaubt.
    Zunächst glaubt sie allerdings, dass sie ganz irdisch zu spät kommen wird. Ihre Verspätung ist jedoch keineswegs eine kleine
     Racheaktion an Sven, sondern eher eine Art Wiedergutmachung mit strategischem Nachteil. Ihr wäre es nämlich viel lieber, wenn
     sie gelassen irgendwo auf einer Bank nahe den Landungsbrücken warten könnte, um zu |236| beobachten, wie Sven sich suchend nach ihr umsieht. Sie würde ihm so gern aus
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