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SMS für dich

Titel: SMS für dich
Autoren: Sofie Cramer
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Rückenlehne so weit es geht nach hinten. Er bedeutet Clara, sich hineinzusetzen, damit
     er sie behutsam zudecken kann.
    «Voilà! Das Planetarium ist eröffnet», sagt er feierlich und fast ein bisschen stolz. Er setzt sich zu ihr, schlüpft mit unter
     die Decke und breitet dann seinen Arm um sie aus. Als Clara sich willig an ihn schmiegt, ergänzt er noch: «Etwa so viele Fragen
     wie du Sterne sehen kannst, habe ich noch an dich!»
    Sven bemerkt, wie sie ein wenig zurückweicht und ihn skeptisch ansieht.
    «Okay, Sie dürfen weiterhin Ihre Fragen stellen, Herr Starreporter. Aber ich behalte mir vor, zu entscheiden, ob ich sie auch
     wahrheitsgetreu beantworte. Außerdem tauschen wir nach jeder Frage die Rollen!»
    «Also gut. Aber ich fange an», erklärt Sven. «Verehrte |225| Frau Sommerfeld, bitte verraten Sie doch Ihrer großen Fangemeinde, warum Sie sich überhaupt so schwer damit tun, interessante
     Details aus Ihrem Privatleben preiszugeben?!»
    Clara stöhnt gespielt auf und antwortet ironisch: «Nun ja, eine erfolgreiche Künstlerin braucht eben ihre Geheimnisse, um
     von einer inspirierenden Aura umgeben zu sein.» Sie grinst erhaben und fährt fort: «Und Sie, Herr Pseudo-ich-trage-mein-Herz-auf-der-Zunge-Hallodri?
     Warum tun Sie sich so schwer, intime Details Ihrer Vergangenheit zu verraten? Na?»
    Sven räuspert sich und ist versucht, eine amüsante Quatschantwort zu geben. Doch er will nun endlich seinem inneren Versprechen
     Rechnung tragen, Clara nicht unnötig länger etwas vorzumachen. Im Gegenteil, er will sie dazu ermuntern, mit ihrer Geschichte
     offen umzugehen. Sie soll nicht aus irgendeiner falschen Scham heraus eine so wesentliche Erfahrung wie den Verlust eines
     geliebten Menschen für sich behalten müssen.
    Deshalb zwingt er sich, nur noch die Wahrheit zu sagen. «Zunächst mal bin ich kein Hallodri, und über Herzensangelegenheiten
     rede ich nur mit Menschen, denen ich vertraue. Darum vertraue ich dir jetzt auch an, dass ich den Glauben an die Liebe schon
     fast verloren hätte, weil sie mich mal ziemlich enttäuscht hat   … Das muss fürs Erste reichen. Nun darf ich wieder: Was bedeuten dir deine Bilder? Was sagen sie aus?»
    Clara richtet sich ein wenig auf, sodass Sven sich insgeheim ärgert, weil er spürt, dass er sich zu weit vorgewagt hat und
     noch behutsamer vorgehen muss.
    «Meine Bilder geben mir vor allem Hoffnung. Hoffnung |226| darauf, dass all das Streben, ein schönes Leben zu führen, einen tieferen Sinn hat, der mir leider vor gar nicht allzu langer
     Zeit vollkommen abhanden gekommen ist   … so, jetzt bin ich wieder dran: Woraus schöpfst du deine Hoffnungen?»
    Sven muss lächeln, weil es dafür eigentlich nur eine einzige Antwort gibt, nämlich Clara! Aber er bemüht sich, ihr eine erhellendere
     Auskunft zu geben.
    «Auch ich hatte die Hoffnung, wie gesagt, beinahe verloren. Aber seit du in mein Leben getreten bist, spüre ich eine solche
     Lebendigkeit, von der ich gar nicht wusste, dass es sie gibt.»
    «O-ha», entgegnet Clara, «aber so scheintot kannst du gar nicht gewesen sein, wenn man dich mit einem Frage-und-Antwort-Spielchen
     bereits zum Leben erwecken kann!»
    Sven weiß genau, dass Clara geschickt versucht, Komplimente zu provozieren. Er gibt sich gerne charmant, denn er weiß, was
     sie nur allzu gern hören würde. Und es fällt ihm auch nicht schwer. Doch er will diese Gelegenheit in keinem Fall ungenutzt
     verstreichen lassen und nicht zulassen, dass er sich weiter in irgendwelche Lügen verstrickt, die diesen Traum zum Platzen
     bringen könnten.
    «Na ja, deinen Weckruf hab ich schon viel früher gehört, als du vielleicht denkst», tastet Sven sich weiter vor, weil er weiß,
     dass nun die Chance gekommen ist, Clara alles zu beichten. Endlich kann er ihr sagen, wie lange und wie stark sie schon in
     seinem Leben präsent ist. «Also, es ist so   … Ich muss dir   … ach was, nein, im Ernst. Ich habe mich in dich verliebt. Ich habe mich als Erstes in deine melancholische Ader verliebt,
     in deine Fähigkeit, mich mit Worten zu berühren.»
    |227| Clara streichelt ihm übers Gesicht und lächelt ihn glücklich an.
    Also fährt er fort: «Und ich liebe deine naive Leichtigkeit, die so viel Leben ausstrahlt. Wenn du malst oder auch schreibst   … Allein der Name Lilime. Woher kommt der eigentlich? Das ist eine Frage, die mich brennend interessieren würde», sagt Sven
     erleichtert, weil er die erste Hürde zur Wahrheit endlich
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