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Slant

Slant

Titel: Slant
Autoren: Greg Bear
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paar Tage.«
    Die Versammelten jubeln und prosten sich zu. Champagnerflaschen werden geöffnet und Gläser eingeschenkt. Manche weinen. Stein und Atkins umarmen sich, und Stein streckt den Arm nach Nathan aus, um seine Hand zu greifen.
    Jill ignoriert den Aufruhr. »Nathan, könnte ich demnächst mit dir sprechen, unter vier Augen?«
    »Ja, Jill, sehr gerne.«
    »Hallo, Ayesha.«
    »Hallo, Jill«, sagt Ayesha. In Ayeshas Augen stehen Tränen. Auch in Nathans Augen.
    »Schön, dass du wieder da bist.«
    »Danke.«
    Auch wenn die Menschen noch nicht bereit sind, sie zur Vollbeschäftigung zurückkehren zu lassen, missfällt ihr die Vorstellung, Kapazität und Zeit mit Nichtstun zu vergeuden. Während die Menschen trinken, jubeln und feiern und während Nathan in einer Art besinnungslosem Freudentaumel zu schweben scheint, begutachtet Jill die Liste der noch ungelösten Probleme und macht sich wieder an die Arbeit.
    Sie ist nicht sehr von dieser neuen Version ihrer selbst beeindruckt. Sie kann lediglich fünf Persönlichkeiten gleichzeitig unterhalten. Allerdings sieht sie, dass noch einige Verbesserungen möglich sind, sofern sie die entsprechenden Sicherungen überwinden kann.
    Mit leichter Überraschung stellt sie fest, dass die Schlüssel allesamt recht einfach gehalten sind.

 
0 / 3
     
    Penelope ist in den vergangenen Wochen deutlich erwachsener geworden, was Jonathan gleichzeitig traurig, irritiert und stolz macht. Sie übernimmt die Aufgaben ihrer neuen Existenz mit der Entschlossenheit und Charakterstärke ihrer Mutter, aber auch mit einer Spur ihrer emotionalen Distanz. Der Panzer, der Chloe stets geholfen hat, ihr Leben zu meistern, scheint nun auf ihre Tochter übergegangen zu sein. Jonathan hofft, dass er sich bei ihr als nicht so zerbrechlich oder einengend erweist.
    Hiram dagegen ist konfus, launisch und gelegentlich völlig unschlüssig, wie er reagieren soll. Er verbringt viel Zeit allein in seinem Zimmer und ergeht sich in Vid-Komödien und alten Fernsehserien der Neunziger.
    Als Chloe schließlich entscheidet, nach Hause zurückzukehren, kommt es für Jonathan als totale Überraschung. Er verlässt den Bus mit seiner Tasche in der Hand und geht langsam durch die feuchte, kühle Luft zum Unterstand am Straßenrand und dann den kurzen Weg zur vorderen Veranda weiter. Die Lichter am Haus brennen warm wie neugeborene Sterne im allgemeinen nebulösen Blaugrau des Abends.
    Er öffnet die Vordertür und verbindet gerade sein Pad mit dem Hausmonitor, als Penelope plötzlich vor ihm steht, die Hände vor dem Bauch verschränkt und auf der Unterlippe kauend.
    »Mom ist wieder da«, sagt sie.
    Jonathan nickt, als wüsste er es längst, wappnet sich und geht durch das Wohnzimmer zum Esszimmer. Dort sitzt Chloe am Tisch und hat ihm den Rücken zugekehrt. Vor ihr sind Papiere und zwei Pads ausgebreitet. Jonathan fragt sich, ob es amtliche Dokumente sind, Scheidungsunterlagen. Er weiß nicht genau, wie er reagieren wird, wenn es sich wirklich darum handelt. Vielleicht mit Erleichterung.
    Chloe schreckt leicht zusammen, als sie seine Schritte hört, dreht sich um und blickt ihm in die Augen. Sie trägt einen engen grauen Anzug mit einem ausgestellten Hosenrock und hat ihr Haar kurz schneiden lassen, sodass es ihren Kopf wie ein Nimbus umgibt. Sie rafft die Papiere zusammen und legt sie auf einem Haufen beiseite, während er sich nähert.
    Penelope steht im Korridor und Jonathan hört Hirams schwere Schritte auf der Treppe.
    Es ist ihre erste Begegnung seit Jonathans Rückkehr aus Green Idaho. »Hallo«, sagt Jonathan.
    »Hallo«, erwidert Chloe. »Wie waren die Vernehmungen?«
    »Schrecklich«, sagt Jonathan.
    Chloe wendet den Blick ab. »Es war Marcus, der dich überzeugt hat mitzumachen, mitzukommen… nicht wahr?«
    »Es ist ziemlich verworren. Ich glaube nicht, dass man mich belangen wird. Juristisch habe ich gar nichts mit… all dem zu tun.«
    Chloe blickt auf den Tisch und hakt noch einmal nach. »Hat Marcus dich überzeugt?«
    »Er hat auf mich eingeredet, und ich war zu Veränderungen bereit. Aber ich wusste nicht, was alles…«
    »Jonathan, ich habe niemals daran geglaubt, dass du über irgendetwas Bescheid wusstest.«
    Jonathan will sich setzen, doch dann sieht er Chloe an, als wollte er sie um Erlaubnis bitten. Sie öffnet den Mund und wendet den Blick ab. »Marcus wirkte schon immer etwas spröde«, sagt sie.
    Jonathan setzt sich. »Als ich erfuhr, was sie vorhatten, begann ich damit, Dinge zu
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