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Skorpione im eigenen Saft

Skorpione im eigenen Saft

Titel: Skorpione im eigenen Saft
Autoren: Juan Bas
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mir den Hahn abdrehte und es mir gelungen war, diesen mi t S chmeicheleien und leeren Versprechungen wieder zu öffnen, doch dieses Mal beschlich mich eine böse Vorahnung.
    Epifanio und Blas, die beiden Speichellecker und Dienst habenden Portiers der Morgenschicht von La Bilbaína – zwei Figuren wie aus Das Schloß von Franz Kafka oder, je nachdem, der Geschwister Alvarez Quintero – sahen sich in der Verlegenheit, mir den Krug mit kaltem Wasser mit einem Minimum an Takt überschütten zu müssen.
    » Es tut uns furchtbar Leid, Don Francisco Javier. Ihr Herr Vater hat uns Anweisung gegeben, Sie nicht hereinzulassen. «
    » Eine strikte Anweisung, Don Francisco Javier. «
    » Wir sind untröstlich. «
    » Mehr noch, wir sind wirklich tief betrübt. «
    » Aber ich bin hier ebenfalls Mitglied … «
    » Ach! Ich fürchte, nicht mehr. Don Leonardo hat Sie und Ihren geschätzten Bruder Josemi ganz plötzlich ausschließen lassen. «
    » Ja, Ihren reizenden Bruder Josemi ebenfalls. «
    » Wirklich eine Katastrophe, die wir von ganzem Herzen bedauern. «
    » Eine schallende Ohrfeige, die wir gerne an Ihrer Stelle bekommen hätten. «
    » Ihr Herr Vater hat uns außerdem gebeten, Ihnen diesen Umschlag persönlich zu übergeben. «
    » Der Umschlag ist nur für Ihre Augen gedacht, Don Francisco Javier. «
    » Schön, aber … kann ich nicht mal für einen kurzen Moment zu ihm? Ich will ihn nur fragen … «
    » Nein, nein, unmöglich, Don Francisco Javier; wir bitten Sie, machen Sie es uns nicht noch schwerer als es ist. «
    » Keine weiteren Demütigungen, wir flehen Sie an. «
    » Don Francisco Javier, bevor Sie uns verlassen, wären Sie so freundlich und würden Sie im English Pub vorbeigehen, durch den Haupteingang bitte, um die bescheidene Rechnung über fünfundzwanzigtausend Peseten zu begleichen, die noch offen ist … «
    » Fünfundzwanzigtausend, die sonst dem Club angelastet werden, Don Francisco Javier … «
    » Selbstverständlich. Ich geh nur eben zum Bankautomaten, um Geld abzuheben. Ich bin gleich wieder zurück. «
    » Verstehe. «
    » Natürlich. «
    » Stets zu Ihren Diensten, Don Francisco Javier … «
    » Wir sind jederzeit für Sie da … «
    Ich drehte ihnen den Rücken zu und stellte mir das verächtliche Grinsen vor, das sich diese beiden gestörten Fußabtreter zuwerfen würden. Ich verschwand von dort, so schnell ich konnte, und habe nie den passenden Moment gefunden, um mich noch einmal blicken zu lassen.
    Mein Vater war in seiner Vergeltungswut zu weit gegangen, indem er den Dummkopf von meinem Bruder und mich unserer Zuflucht, des geliebten Bilbaína, beraubt hatte, eines Clubs im englischen Stil mit vornehmen Anlagen, der sich in adligem Familienbesitz befand und löblicherweise das Statut beibehalten hatte, keine Frauen als Mitglieder zuzulassen.
    Uns dieser herrschaftlichen Oase inmitten der Arenen des tobenden Pöbels zu berauben, war einfach der Gipfel!
    Ich hatte nicht die Kraft, den verdächtigen Umschlag zu öffnen, bevor ich mich nicht mit einem halben Dut zend Austern und einer halben Flasche Veigarades, meines Liebhngs-Albariños, in meiner Stammkneipe Fernando an der Plaza Nueva ein wenig über die öffentliche Demütigung hinweggetröstet hätte. Ah, diese angeborene Schwäche für Austern! Dank der fünftausend Peseten, die ich leihweise aus der dünnen Brieftasche unseres treuen Dienstmädchens Casilda genommen hatte, konnte ich die kleine Stärkung bezahlen. Wie sagte noch Joseph Conrad, das Unglück macht aus guten Menschen schlechte; was soll da aus denen werden, die schon immer gerne Tauben im Park vergiftet haben …
    Mitten auf dem Platz, der so quadratisch war wie der Schädel meines Erzeugers, entzifferte ich unter einem bleiernen Winterhimmel, der gut zu der Szenerie passte, seine gequälte Schönschrift.
     
    P achito, mein Junge , ich ertrage Euch einfach nicht länger. Man hat mir in La Bilbaina ein Zimmer zur Verfügung gestellt, bis im Hotel Carlton die Suite frei wird, die ich so mag, und in der ich von jetzt an leben werde. Du und der Dummkopf von Deinem Bruder bekommt während der nächsten drei Monate jeder eine Summe von einhunderttausend Peseten, um Eure Kosten zu decken (vergiss die Kreditkarte), meines Erachtens lang genug, um Euch zu überlegen, wie Ihr in Zukunft Euren Lebensunterhalt bestreiten wollt.
    Du bist jetzt einundvierzig Jahre alt (oder sind es zweiundvierzig?), jetzt ist Schluss mit dem Durchfüttern. Natürlich könnt ihr weiterhin mit
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