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Skandalfilme - cineastische Aufreger gestern und heute

Skandalfilme - cineastische Aufreger gestern und heute

Titel: Skandalfilme - cineastische Aufreger gestern und heute
Autoren: Stefan Volk
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gesellschaftlicher Enge und Zwänge hingab. Die schwedische Gesellschaft, noch längst nicht sexuell revolutioniert, reagierte empört. Kritiker beanstandeten unter anderem, dass die Verfilmung den Fokus von Harry auf Monika verlagere und diese in eine «Furie» verwandle: «ungepflegt, ungewaschen, ungekämmt und aggressiv» 2 .
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    Ingmar Bergman
    (14.7.1918 – 30.7.2007)
    1918 wurde Ernst Ingmar Bergman in einen streng puritanisch-protestantischen Haushalt in Uppsala hineingeboren. Schon in früher Kindheit entdeckte Bergman seine Leidenschaft für Theater und Film (bei seinem Bruder tauschte er angeblich 100 Zinnsoldaten gegen eine Laterna Magica ein). Mit 19 inszenierte er an der Stockholmer Universität erste Theaterstücke. Sein Literaturstudium brach er 1940 wegen Geldmangels ab. Fortan schrieb er Drehbücher für die Produktionsfirma «Svensk Filmindustri» und arbeitete als Regieassistent am Theater.
    Von 1944 bis 46 arbeitete er als jüngster professioneller Theaterchef Schwedens am Stadttheater in Helsingborg, 1963 bis 66 leitete er das Königliche Dramatische Theater (Dramaten) in Stockhom. Von 1976 bis 85 wirkte er am Staatstheater in München, wo er Zuflucht suchte, nachdem er in Schweden wegen Steuerhinterziehung angeklagt worden war. Dies bezeichnete der «Poet mit der Kamera» als seine «Lebenskatastrophe». Nach einem Selbstmordversuch ließ er sich in einer psychiatrischen Klinik therapieren. 1985 kehrte er ans Dramaten zurück, wo er 2000 mit Ibsens Gespenstern sein letztes Theatermeisterwerk inszenierte.
    Doch mehr noch denn als Theaterregisseur wird Bergman der Welt als genialer Filmemacher in Erinnerung bleiben. 1944 verfasste er das Drehbuch zu D IE H ÖRIGE . Mit K RISEN gab er 1945 sein Regiedebüt. Der Skandal um D IE Z EIT MIT M ONIKA machte ihn auch über die Grenzen Schwedens hinaus bekannt. Mit D AS L ÄCHELN EINER S OMMERNACHT gelang ihm 1955 ein internationaler Kritikererfolg. D AS SIEBENTE S IEGEL (1956), W ILDE E RDBEEREN (1957) und D IE J UNGFRAUENQUELLE (1959), der wegen einer umstrittenen Vergewaltigungsszene 1960 vom Amtsgericht München beschlagnahmt wurde und sich in der Folge zum bis dato in Deutschland erfolgreichsten Bergman-Film entwickelte, knüpften nahtlos daran an. Der Skandalfilm D AS S CHWEIGEN bescherte Bergman 1963 weltweit den bis dahin größten kommerziellen Erfolg. Erst S ZENEN EINER E HE (1973), der eine öffentliche Debatte über Ehe und Beziehungen in Gang setze, erreichte einen ähnlichen Bekanntheitsgrad. In seinem letzten Kinofilm F ANNY UND A LEXANDER (1982) sah Bergman die Summe seines Lebens als Filmemacher verwirklicht. Für das Fernsehen arbeitete er jedoch weiter. Erst 2003 setzte er sich nach der Realisierung des TV-Familiendramas S ARABAND auf der Ostseeinsel Farö zur Ruhe.
    Ingmar Bermans Oeuvre, das über 60 Kino- und Fernsehfilme umfasst, ist geprägt von existenziellen Fragen des menschlichen Seins. Präzise psychologische Studien paarte er mit mythologischen und fantastischen Elementen. Lange, in Bild und Ton reduzierte Einstellungen und das sich vom Dialog lösende, insistierende Erforschen menschlicher Gesichter prägten seine Erzählweise. Im «echten Leben» galt er als schwermütig und depressiv. Mit der Begründung, er leide an einer Depression, lehnte er es 1997 ab, die «Palme aller Palmen», mit der er in Cannes für sein einzigartiges Lebenswerk geehrt wurde, persönlich in Empfang zu nehmen.
    Mit Vorliebe arbeitete der vielfach ausgezeichnete Regisseur, der zu fast allen seinen Filmen das Drehbuch schrieb oder zumindest daran beteiligt war, mit einem festen Mitarbeiterstamm. Schauspielerinnen wie Ingrid Thulin, Gunnel Lindblom, Bibi Andersson oder Liv Ullmann wurden durch ihre zahlreichen Filme mit Bergman bekannt. Auch Kameramann Sven Nykvist, mit dem Bergman 22 Filme (von 1953 bis 1982) drehte, erlangte Weltruhm durch seine charakteristische Lichtsetzung und Schwarz-Weiß-Technik in Bergmans Filmen (für F ANNY UND A LEXANDER sowie S CHREIE UND F LÜSTERN (1973) gewann er einen Oscar).
    Ingmar Bergman war fünfmal verheiratet und hatte insgesamt neun Kinder.
    2007 wurde das Ingmar-Bergman-Archiv des Schwedischen Filminstitutes in das Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen.
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    «Die schwedische Sünde» wurde zum Begriff, der sich nach der Kinoveröffentlichung von D IE Z EIT MIT M ONIKA immer weiter verbreitete. Zusammen mit anderen schwedischen «Sommerfilmen» wie S IE TANZTE NUR EINEN S OMMER von Arne Mattson
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