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Skandal um Lady Amelie

Skandal um Lady Amelie

Titel: Skandal um Lady Amelie
Autoren: Juliet Landon
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darüber reden …“ Aber wütend zerrte er noch heftiger an ihrem Arm, sodass sie aufkeuchte vor Schmerz. Sie sah Adornas entsetztes Gesicht, sah Hannah, die sich eine Hand vor den Mund presste, und dankte stumm dem Himmel, dass wenigstens Caterina nicht im Saal war. Mit dem Blick folgte sie dem Lauf der Pistole, sah Hursts Finger um den Abzug gekrallt, zum Abdrücken bereit, und erstarrte, als der Lauf herumschwang und sich auf Nicholas richtete. Nie zuvor hatte sie solche Angst verspürt. Jetzt, da sie endlich liebte und geliebt wurde, ihren heißesten Wunsch erfüllt sah, Nicks Kind trug, da kam diese wahnsinnige, rachsüchtige Kreatur und wollte dem allen ein Ende bereiten. Schon einmal hatte er ihr das Leben vergällt, nun wollte er es ihr gar nehmen. „Nick“, hauchte sie, „Nick, ich liebe dich … ich liebe dich.“
    „Mein Herz“, rief er ihr zu, „sei tapfer.“ Er streckte Hurst eine Hand entgegen. „Los, Mann, legen Sie die Waffe weg … reden wir … hiermit werden Sie nicht durchkommen.“
    „Nein!“, schrie Hurst in wahnsinniger Wut. „Ich habe lange genug gewartet … hab gedacht, sie würde zu mir kommen. Chester habe ich schon erschossen … jetzt sind Sie dran … ihr alle seid dran … ihr … ihr Heuchler! Dann sind nur du und ich noch übrig, Liebchen.“
    Von der anderen Seite des Saales ertönte eine laute, wütende Stimme. Alle Köpfe drehten sich danach um, auch Hursts. „Und ich !“, schrie Stephen ergrimmt. „Hier, Hurst, hier bin ich! Diesmal bin ich dein Gegner!“
    Einen kurzen Moment spürte Amelie, dass Hurst zögerte, die Stimme jemandem zuzuordnen versuchte, während er das Schießeisen langsam von Nicholas fort und zu Stephen hin bewegte, den er jedoch in der Menge nicht erkannte. Was um Himmels willen dachte Stephen sich nur? Hastig flüsterte sie: „Ruben …“ Sie benutzte den verhassten Namen, um den Mann in Sicherheit zu wiegen. „Ruben … lass mich los … ich komme mit dir … wohin du willst … nur wir beide …“
    „Wer hat da gerufen? Wer ist der Mann?“, stammelte Hurst. „Wo … wo ist er? Verdammt!“, kreischte er plötzlich. „Zeig dich!“
    Inzwischen hatte sich in der Menge eine Gasse aufgetan, über die Stephen seinem Gegner entgegenschritt. Auch er hielt eine Pistole in der Hand, die allerdings zu Boden zeigte. Er war bleich wie der Tod und seine sonst so sanfte Stimme kaum wiederzuerkennen, als er Hurst anbrüllte: „Hier, du Mistkerl! Hier bin ich! Jetzt bist du dran! Ich fordere dich! Lass Amelie los und stell dich! Stell dich, wenn du dich traust! So wie du es von meinem Bruder verlangt hast!“
    In die Stille hinein schrie eine Frau: „Stephen! Nein!“ Es war Hannah, doch Adorna verschloss ihr rasch mit einer Hand den Mund.
    Hurst zielte auf Stephen, aber in dem Bruchteil der Sekunde, bevor der Schuss dröhnend losging, packte jemand mit brutaler Hand Hursts Gelenk und riss es nach oben, sodass die Kugel in die Decke fuhr. Ein wahrer Stuckregen prasselte auf die Köpfe der Anwesenden nieder. Geistesgegenwärtig warf Amelie sich zurück, riss Hurst, der sie verblüfft losgelassen hatte, mit ihrem Körpergewicht von den Beinen und landete rücklings auf ihm. Jemand packte sie, zog sie hoch und aus dem Weg, während drei kräftige Männer sich auf Hurst stürzten und ihn rasch überwältigt hatten.
    Der Sturz mochte Amelies Würde beeinträchtigt haben, hatte ihr jedoch keinen Schaden zugefügt. Sie neigte nicht zu Hysterie oder Ohnmacht, trotzdem überkam sie ein heftiges Zittern, das sich jedoch bald legte, als sie sich in Nicholas’ warmen, starken Armen wiederfand. Ihm war es zu verdanken, dass Hurst überwältigt werden konnte, denn während sie den Schurken mit schmeichelnden Worten abzulenken versucht hatte, war er unbemerkt von der Seite herangeschlichen und hatte im entscheidenden Moment die Waffe zur Decke gerichtet.
    „Nick, Liebster“, flüsterte sie, immer noch ein wenig verstört, „halt mich fest … bitte, halt mich fest.“
    „Mein Herz, hat er dich verletzt?“
    „Kaum. Vielleicht ein blauer Fleck, sonst nichts. Ach, Geliebter, der Mann muss verrückt sein, wahnsinnig. Sind wir ihn los?“
    „Total verrückt, mein Schatz“, sagte Nick und küsste sie. „Und keine Manieren! Es gehört sich einfach nicht, in dem Aufzug hier aufzutauchen. Der Bursche gehört eingesperrt.“ Er sah zu, wie zwei stämmige Saaldiener Hurst fortschleppten, während ein paar Lakaien sich bemühten, die Ordnung wiederherzustellen.
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