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Skandal um Lady Amelie

Skandal um Lady Amelie

Titel: Skandal um Lady Amelie
Autoren: Juliet Landon
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„Und“, fügte er hinzu, „nicht zu vergessen deine hingebende Sorge um das Wohl deiner Verwandtschaft, in der du andere Frauen weit übertriffst.“
    „Nun, mein Herr“, raunte sie, sich dichter an ihn schmiegend, „diese Tugend hast du ausgiebig auf die Probe gestellt. Hat je eine Frau in einer solchen Zwickmühle gesteckt? Du hast dich wahrhaft empörend aufgeführt!“
    „War es wirklich so niederträchtig?“
    „Nein, nur empörend. Du hattest mich weniger beleidigt, als du glaubtest. Weißt du … ich wollte dich ja.“
    „Ah, so war das, Weib? Darum also brachtest du unsere Namen so rasch zusammen?“
    „Nein, nur, als Hurst mich bedrängte, war dein Name der erste, der mir in den Sinn kam.“
    „Und wozu all deine Proteste, deine Weigerung?“
    „Um dich nicht so schnell zum Ziel kommen zu lassen, du Scheusal.“ Sie umschlang ihn fester. „Du warst so darauf versessen, auf der Stelle in mein zu Bett kommen, dass ich fand, Warten könnte dir nicht schaden.“
    Das Geplänkel hätte noch eine Weile fortgehen können, doch als er sie küsste, vergaßen sie beide die geschliffenen Worte.
    Ein wahrer Konvoi aus mehreren Kutschen brachte die Gesellschaft zurück nach Richmond. Die Reise verlief in bester Laune, und daheim angekommen, fand Amelie einige Neuerungen vor. Eine junge Frau aus dem Arbeitshaus war als Wäscherin eingestellt und samt ihrem Baby Emily in den Haushalt aufgenommen worden. Noch fröhlicher stimmte die Aufmerksamkeit, die der Gärtner der Mutter zuteilwerden ließ, ein junger Mann, der viel Wohlwollen für die Fruchtbarkeit der Natur hegte. Er hatte beträchtlich dazu beigetragen, die Neuankömmlinge heimisch werden zu lassen, sodass sicher bald mit einer erfreulichen Vervollständigung der kleinen Familie zu rechnen war.
    Gleich am nächsten Morgen nach dem Frühstück holte Nicholas sie ab, um sie endlich seinen Eltern vorzustellen, was Amelie nun nicht mehr schreckte. Selbstbewusst trat sie vor die beiden hin und sah mit Genugtuung, wie sehr der Sohn dem Vater in Haltung, Aussehen und Sprechweise ähnelte. Der Marquis of Sheen sah mit seinem weißen Haar und der kraftvollen Gestalt immer noch hervorragend aus; klug, verständnisvoll, zuvorkommend und mit Humor gesegnet, behandelte er seine Söhne eher wie jüngere Brüder.
    Auch wie Lady Sheen sie aufnahm, enttäuschte Amelie nicht. Die plauderfreudige Adorna hatte ihre Mutter schon mit den Ereignissen auf jenem fatalen Ball ergötzt, sodass Amelie ihr Ruf vorausgeeilt war.
    Dass im Alter von vierundzwanzig schon zwei Männer um sie gekämpft hätten, damit konnte selbst die Marchioness nicht aufwarten, doch, fügte sie großzügig hinzu, darüber müsse man nicht staunen, da Amelie eine solche Schönheit sei.
    „Nein, nein“, wehrte Amelie errötend ab, „ganz so war es nicht.“ Hilfe suchend schaute sie zu Nicholas hinüber, der sich jedoch, scheinbar ganz auf den Sitz seiner Krawatte konzentriert, in einem großen, goldgerahmten Spiegel musterte.
    „Unsinn“, sagte seine Mutter, „jeder andere Grund wäre doch zu schnöde und des Erzählens nicht wert. So ist es jedenfalls ein ganz nettes Skandälchen, meine Liebe. Aber sagen Sie doch, da Sie familiäre Verbindungen nach Manchester haben, könnten Sie … wäre es möglich … dass Sie mit den Scales’ verwandt sind? Fanny Scales war eine Freundin von mir. Sie war eine ganz außerordentliche Schönheit. Sie ähneln ihr ein wenig.“
    „Soweit ich weiß, war die Viscountess Winterbourne eine Verwandte … mütterlicherseits.“
    „Dachte ich’s mir nicht? Eine so reizende Familie! Ich hatte Fanny sehr, sehr gern … Sie müssen sich von Thomas Lawrence malen lassen, Kind, wirklich.“
    „Er hat sie schon gemalt, Mutter“, warf Nicholas ein und wandte sich seufzend von seinem Spiegelbild ab.
    „Himmel! Wie das? Lawrence hat eine endlose Warteliste!“, rief die Marchioness erstaunt und fügte zusammenhanglos hinzu: „Also, was diese Dinnerparty am Mittwoch angeht … Kommt her, schaut euch die Gästeliste an!“
    Als das Paar Sheen Court verließ, waren Amelie und die Marchioness die besten Freundinnen, denn sie hatten mehr Gemeinsamkeiten gefunden als gedacht, darunter besonders ihrer beider Sorge um ins Unglück geratene Frauen. Der Marquis bat sie zu ihrer Freude, dem Magistrat von Richmond in Wohltätigkeitsangelegenheiten beratend zur Seite zu stehen, und sie stimmte dem Vorschlag sofort zu. Allerdings dachte sie insgeheim, wenn Nick ihr Interesse für
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