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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01
Autoren: Irvine Welsh
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wären sie schon immer und ewig die besten Kumpels gewesen. Mir kommt fast das Kotzen. Dass sich diese sektiererischen Wichser ständig an die Gurgel gehen, ist schon kaum auszuhalten, aber wenn sie dann plötzlich zu kuscheln anfangen, find ich das nur noch krank. Irgendwie kann ich auch nicht mehr sitzen. Mein Rücken bringt mich um. Draußen sehe ich Straßenschilder von Manchester vorbeifliegen. Ohne wirklich zu wissen, was ich tue – ich schätze mal, dass ich irgendwie an Nicksy denke –, stehe ich auf und sage: »Ich steig hier aus, Dad.«
    Mein Alter schaut mich geschockt an. »Was soll das, Junge? Du kommst doch mit mir nach Hause …«
    »Glaub mir, Kumpel, hier kannst du nich aussteigen«, funkt der Typ mit der Streifenhörnchen-Visage dazwischen, aber ich ignoriere den neuen Busenfreund meines Alten.
    »Nein, ich komm nich mit«, sag ich zu meinem Vater. »Hab mich mit n paar Kumpels im Wigan Casino verabredet.«
    Eine glatte Lüge: Es ist Montagmittag, und das Wigan Casino hat schon vor ein paar Jahren dichtgemacht. Irgendwie fällt mir aber nichts Besseres ein.
    »Aber deine Oma wartet doch in Cardonald auf dich … und später müssen wir noch den Zug nach Embra kriegen. Ich mein, dein Bruder, der liegt doch im Krankenhaus, Mark. Deine Mutter wird umkommen vor Sorge.«, versucht mein alter Herr mich umzustimmen.
    »Ich steig hier aus«, sage ich noch einmal und gehe nach vorn, um dem Fahrer zu sagen, dass er auf dem Standstreifen halten und mich rauslassen soll. Der Mann hinterm Lenkrad schaut mich an, als wäre ich voll bekloppt, tritt dann aber doch auf die Bremse. Als ich aus dem Bus aussteige, meldet sich mein Rücken mit höllischen Schmerzen. Ich schau mich noch einmal um und sehe in das verletzte, verständnislose Gesicht meines Alten. Dann fährt der Bus los und verschwindet im Verkehr. Als ich am Rand der Autobahn entlanglaufe, fällt mir mit einem Mal auf, dass ich keinen blassen Schimmer hab, was ich hier eigentlich mache. Aber mein Rücken fühlt sich besser an, wenn ich mich bewege: Ich musste einfach aus diesem verdammten Bus raus.
    Die Sonne brennt, und es ist scheiße warm, ein wunderschöner Sommertag. Rechts zischen die Autos vorbei Richtung Norden. Ich reiße mir den »KOHLE STATT STÜTZE«-Aufkleber von meiner Jeansjacke ab und inspiziere das Loch in meinem Ärmel, das doch nicht so groß ist, wie ich vermutet hatte. Kann man nähen, kein Ding. Ich hebe meinen Arm und versuche, ihn auszustrecken, wobei meine Schulter mächtig schmerzt. Dann klettere ich eine Böschung hoch auf eine Brücke und schaue über das Geländer hinunter auf die Autobahn, wo unendlich viele Autos und Lastwagen unter mir hindurchdonnern. Ich denke nach. Daran, dass wir verloren haben und düstere Zeiten bevorstehen. Und ich überlege, was zum Teufel ich mit dem Rest meines Lebens anfangen soll.

I Did What I Did For Maria
    H eute Morgen sind acht Geburtstagskarten angekommen: alle von Mädels, die auf Simon David Williamson stehen, und da zähle ich noch nicht mal meine Mutter und meine Schwestern mit. Tolle Sache, das. Von Marianne kam auch eine. Nach einer ziemlich verzweifelt wirkenden Serie von sexy Liebesnachrichten nun diese Karte mit einem armseligen »Ruf mich an!« drauf. Wahrscheinlich wird ihr langsam klar, dass sie mir echt auf den Senkel geht. All dieser Scheiß von wegen »Komm mit mir zur Hochzeit meiner Schwester« und so … Seh ich vielleicht aus wie ein Typ, den man beim Escort-Service als Begleitung für Hochzeitsfeiern in Sozialsiedlungen mieten kann?! Wohl kaum. Aber egal. Marianne ist wieder im Spiel und wird früher oder später geknallt, auch wenn ich momentan keine sonderlich hohe Meinung von ihr hab.
    Die tolle Stimmung wird durch einen dieser kackbraunen Briefumschläge vom Arbeitsamt getrübt. Es ist eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch. Richtiger Bombenjob, den sie mir da anbieten: Parkhauswächter in Canonmills! Die denken sich wahrscheinlich, dass der kleine Simon jetzt vor Freude an die Decke springt, aber Fehlanzeige. Muss leider mit größtem Bedauern ablehnen. Demnächst werd ich mich mal mit meinem Kumpel Gav Temperley, seines Zeichens Mitarbeiter beim Amt, über diese unerwünschte Störung unterhalten. Die arbeitenden Zeitgenossen scheinen nicht zu verstehen, wie das bei Männern wie mir läuft, die Vollzeit mit Freizeitaktivitäten beschäftigt sind. Ich bin vollkommen freiwillig arbeitslos, ihr verdammten Vollidioten! Hab nichts mit diesen arbeitsgeilen
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