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Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Titel: Sir Rogers himmlischer Kreuzzug
Autoren: Poul Anderson
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Maschinen, die nach völlig unbekannten Prinzipien funktionierten, war angelaufen.
    Ich sah den Mond vor uns anschwellen. Und während ich noch hinstarrte, passierten wir ihn so nahe, daß ich Berge und Pockennarben auf ihm sehen konnte, gesäumt von ihren eigenen Schatten. Aber das war unvorstellbar! Alle wußten, daß der Mond ein perfekter Kreis war. Schluchzend versuchte ich, diesen Lügner von einer Sichtscheibe zu zerbrechen, konnte es aber nicht.
    Sir Roger überwältigte Branithar und streckte ihn halb bewußtlos auf dem Deck aus. Der Ritter erhob sich schwer atmend. „Wo sind wir?“ keuchte er. „Was ist geschehen?“
    „Wir steigen hinauf“, stöhnte ich. „Immer höher und höher.“ Ich hielt mir die Ohren zu, um nicht das Gehör zu verlieren, wenn wir gegen die erste der Kristallsphären prallten.
    Nach einer Weile, als nichts passiert war, schlug ich die Augen wieder auf und sah erneut hin. Erde und Mond wichen jetzt beide nach hinten zurück, nicht viel mehr als ein Doppelstern, blau und golden. Die echten Sterne flammten hart und starr vor einem Hintergrund aus unendlicher Schwärze. Mir schien es, als nähme unsere Geschwindigkeit immer noch zu.
    Sir Roger unterbrach meine Gebete mit einem Fluch. „Zuerst müssen wir uns um diesen Verräter kümmern!“ Er trat Branithar in die Rippen. Der Wersgor richtete sich auf und funkelte ihn herausfordernd an.
    Ich nahm meinen ganzen Witz zusammen und sagte auf lateinisch zu ihm: „Was hast du getan? Wenn du uns nicht sofort zurückbringst, wirst du unter der Folter sterben.“
    Er richtete sich auf, verschränkte die Arme und musterte uns mit bitterem Stolz.
    „Hast du denn gedacht, ihr Barbaren wäret einem zivilisierten Geist gewachsen?“ antwortete er. „Macht mit mir, was ihr wollt. Die Rache wird über euch kommen, wenn ihr das Ende der Reise erreicht.“
    „Aber was hast du getan?“
    Sein etwas verschrammter Mund grinste. „Ich habe das Schiff der Kontrolle seines Automatenpiloten unterworfen. Es steuert sich jetzt selbst. Alles ist automatisch – das Verlassen der Atmosphäre, das Umschalten in Translicht-Quasigeschwindigkeit, der Ausgleich der optischen Effekte, die Aufrechterhaltung künstlicher Schwerkraft und andere Umweltfaktoren.“
    „Nun, dann schalte die Maschinen ab!“
    „Das kann niemand. Ich könnte es jetzt selbst nicht tun, jetzt, da die Stange verriegelt ist. Sie wird unten bleiben, bis wir Tharixan erreichen. Und das ist die nächste von meinem Volk besiedelte Welt!“
    Ich versuchte vorsichtig, die Kontrollen zu bewegen. Das war nicht möglich. Als ich es den Rittern sagte, stöhnte Sir Owain laut. Aber Sir Roger sagte grimmig: „Wir werden herausfinden, ob das die Wahrheit ist oder nicht. Zumindest wird das Verhör Strafe für seinen Verrat sein!“
    Durch mich antwortete Branithar voll Verachtung: „Laßt euren Groll an mir aus, wenn ihr müßt. Ich habe keine Angst vor euch. Aber ich sage, selbst wenn ihr meinen Willen brecht, wäre es nutzlos. Die Rudereinstellung kann jetzt weder verändert noch das Schiff angehalten werden. Die Verriegelung ist für Situationen bestimmt, in denen man ein Schiff ohne jemanden an Bord irgendwohin schicken muß.“ Nach einem Augenblick fügte er ernsthaft hinzu: „Ihr müßt aber begreifen, daß ich keinen Groll gegen euch hege. Ihr seid unvernünftig, aber ich könnte fast die Tatsache bedauern, daß wir eure Welt für uns brauchen. Wenn ihr mich verschont, werde ich Fürsprache für euch einlegen, wenn wir nach Tharixan kommen. Vielleicht schenkt man euch zumindest euer Leben.“
    Sir Roger strich sich nachdenklich über das Kinn. Ich hörte das Knistern seiner Stoppeln, obwohl er sich erst am letzten Donnerstag rasiert hatte. „Ich nehme an, das Schiff wird sich wieder steuern lassen, wenn wir diesen Zielort erreichen“, sagte er. Ich war erstaunt, wie kühl er das nach dem ersten Schock hinnahm. „Könnten wir dann nicht umkehren und nach Hause zurückkehren?“
    „Ich werde euch niemals führen!“ antwortete Branithar darauf. „Und alleine, unfähig, unsere Navigationsbücher zu lesen, würdet ihr den Weg nie finden. Wir werden weiter von eurer Welt entfernt sein, als das Licht in tausend eurer Jahre durchmessen kann.“
    „Du könntest wenigstens so höflich sein, unsere Intelligenz nicht zu beleidigen“, ereiferte ich mich. „Ich weiß genausogut wie du, daß das Licht unendliche Geschwindigkeit besitzt.“
    Er zuckte die Achseln.
    In Sir Rogers Auge blitzte es
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