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Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Titel: Sir Rogers himmlischer Kreuzzug
Autoren: Poul Anderson
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Bank. „Wo sind wir jetzt?“ fragte sie und gab damit ihrer Müdigkeit nach.
    Er begriff, daß sie die Wahrheit kannte, und erwiderte: „Ich weiß nicht. Die Sonne ist bereits so zusammengeschrumpft, daß wir sie zwischen den Sternen verloren haben.“ Ein kleines Lächeln ließ sein finsteres Gesicht aufleuchten. „Und doch ist in dieser Kammer genügend Sonne.“
    Catherine spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoß. Sie sah auf ihre Fußspitzen. Ihre eigenen Lippen schoben sich, ohne daß sie das wollte, nach oben.
    „Wir sind auf der einsamsten Reise, die je ein Mensch unternommen hat“, sagte Sir Owain. „Wenn Mylady gestatten, werde ich versuchen, eine Stunde davon mit einem Liederkranz zu vertreiben, der Eurem Zauber gewidmet ist.“
    Sie lehnte nur einmal ab. Seine Stimme hob sich, bis sie den ganzen Raum erfüllte.

 
5
     
    Von der Reise nach draußen gibt es wenig zu berichten. Bald lastete der Überdruß, den sie uns bereitete, schwerer auf uns als irgendwelche Gefahren. Ritter tauschten zornige Worte, und John Hameward mußte mehr als einmal ein paar Köpfe gegeneinanderschlagen, um Ruhe und Ordnung unter seinen Bogenschützen zu bewahren. Die Sklaven trugen es noch am besten; wenn sie nicht für das Vieh sorgten oder aßen, schliefen sie einfach.
    Ich stellte fest, daß Lady Catherine häufig mit Sir Owain sprach und daß ihr Ehemann darüber schon lange nicht mehr erfreut war. Aber er war immer mit irgendwelchen Plänen oder Vorbereitungen beschäftigt, und der jüngere Ritter verschaffte ihr Stunden der Ablenkung, ja manchmal der Freude.
    Sir Roger und ich verbrachten viel Zeit mit Branithar, der uns bereitwillig von seiner Rasse und ihrem Reich erzählte. Mit der Zeit begann ich, wenn auch widerstrebend, seinen Behauptungen Glauben zu schenken. Seltsam, daß eine so häßliche Brut eine Sphäre bewohnte, die ich für den dritten Himmel hielt, aber die Tatsache ließ sich nicht leugnen. Fürwahr, so dachte ich, wenn die Schrift die vier Ecken der Welt erwähnte, meinte sie gar nicht unseren Planeten Terra, sondern bezog sich auf ein würfelförmiges Universum. Und jenseits davon mußte das Reich der Gesegneten liegen, wenn auch Branithars Hinweis auf das glutflüssige Innere der Erde ohne Zweifel mit den prophetischen Visionen der Hölle in Einklang stand.
    Branithar erklärte uns, daß es im Wersgor-Imperium etwa hundert Welten wie die unsere gab. Sie umkreisten ebenso viele einzelne Sterne, denn keine Sonne nannte mehr als einen bewohnbaren Planeten ihr eigen. Jede dieser Welten war das Zuhause von ein paar Millionen Wersgorix, die gerne viel Raum hatten. Abgesehen vom Hauptplaneten Wersgorixan trugen sie keine Städte. Aber jene Planeten an den Grenzen des Imperiums, wie zum Beispiel Tharixan, unser Ziel, besaßen Festungen, die zugleich Stützpunkte der Raummarine waren. Branithar hob die Feuerkraft und die Undurchdringbarkeit jener Burgen hervor.
    Wenn ein brauchbarer Planet intelligente Eingeborene besaß, wurden diese entweder ausgetilgt oder versklavt. Die Wersgorix verrichteten keine untergeordneten Arbeiten und überließen diese Heloten oder Automaten. Sie selbst waren Soldaten, Verwalter ihrer riesigen Ländereien, Händler, Besitzer von Manufakturen, Politiker, Höflinge. Da die versklavten Nationen unbewaffnet waren, hatten sie nicht die leiseste Hoffnung, sich gegen die relativ geringe Zahl fremder Herren aufzulehnen. Sir Roger murmelte etwas, daß man ja an diese unterdrückten Geschöpfe Waffen verteilen könne, wenn wir anlangten, aber Branithar ahnte seine Absicht, lachte und sagte, Tharixan sei nie bewohnt gewesen, und so gäbe es auf dem ganzen Planeten nur ein paar hundert Sklaven.
    Dieses Reich der Wersgorix erfüllte etwa eine Kugel im Weltraum, die an die zweitausend Lichtjahre durchmaß. (Ein Lichtjahr ist die unglaubliche Distanz, die das Licht in einem Wersgorjahr durchmißt, von dem Branithar behauptete, daß es etwa zehn Prozent länger als die entsprechende terrestrische Periode wäre.) Es umschloß Millionen von Sonnen mit ihren Welten. Aber die meisten davon waren wegen giftiger Luft oder giftiger Lebensformen oder anderer Dinge für die Wersgorix nutzlos und wurden daher ignoriert.
    Sir Roger fragte, ob sie die einzige Nation seien, die es gelernt hatte, zwischen den Sternen zu fliegen. Branithar zuckte verächtlich die Achseln. „Wir sind drei weiteren Rassen begegnet, die unabhängig voneinander diese Kunst entwickelt haben“, sagte er. „Sie leben
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