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Sinuhe, Sohn der Sykomore 1

Sinuhe, Sohn der Sykomore 1

Titel: Sinuhe, Sohn der Sykomore 1
Autoren: Kathrin Brueckmann
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bleich.
    »Weiterhin konnte nur ein Beamter des Frauenhauses die Riegel unverschlossen lassen, und nur Meketre wusste, wohin Meritamun umquartiert worden war«, hämmerte die Stimme unbarmherzig weiter. »Wir wissen, dass du es bist, der die Soldaten Heruwer und Nechtu und das geheiligte Blut der Prinzessin auf seinem Gewissen hat. Du – und dein Vater, möge Seth seinen Ka holen.«
    »Sag mir nur eins, du räudiger Köter, den ich in meiner Güte genährt habe: Warum habt ihr Meritamun ermordet?«, wollte Amenemhet wissen.
    Trotzig senkte Pepi den Kopf. »Ich sage gar nichts, da meine Schuld schon festzustehen scheint.«
    »Sperrt den Haufen Dreck in eine Zelle!«, befahl der Wachhabende. »Morgen früh werden wir seine Zunge schon lösen. Oder die seines Vaters.«
    Während Pepi bereits auf dem Weg ins Gefängnis war, schleppten weitere Soldaten den zitternden Meketre vor den Pharao. Nur mit Mühe hielt der Beamte sich aufrecht und musste von den Wachen gestützt werden. Als Meketre die Liste der Vorwürfe und Beweise vernahm, begann es in seinem Kopf zu summen. Ohnmächtig sank er zu Boden.
    Der Krieger trat ihm verächtlich in die Seite. »Von dem erfahren wir heute nichts mehr.«
    »Morgen ist auch noch ein Tag. Holt mir Ipi, ich muss mich beraten, wie wir weiter vorgehen. Lasst mich nun allein«, winkte Amenemhet ab. Gedankenverloren spielten seine Finger mit dem Dolch, den er heute zu seinem Schutz angelegt hatte. Regungslos saß er da, doch hinter seiner Stirn machte sich Verzweiflung breit. Nun also Meketre, sein alter Weggefährte, Vertrauter, ja sogar Freund. Wie tief reichte diese Intrige, wer würde ihm noch in den Rücken fallen? Ipi würde Rat wissen. Wenigstens auf ihn konnte er sich verlassen. Aufseufzend sank Amenemhet in seinem Stuhl zurück.
     
    * * *
    Auf das laute Pochen rührte sich zunächst nichts im Haus des Ipi. Nochmals schlugen die Wachen an die Tür. Schließlich blinzelte ein verschlafener Diener durch den Türspalt.
    »Rasch, hol Ipi. Pharao, er möge leben, heil und gesund sein, wünscht ihn zu sehen.«
    Die Soldaten scharrten mit ihren Füßen unruhig im Kies, bis der fette Wesir endlich an die Tür gewatschelt kam.
    Sie machten sich nicht einmal die Mühe, sich zu verbeugen, wie Ipi verwirrt registrierte. »Was ist geschehen? Warum weckt ihr mich mitten in der Nacht?«, wollte er herrisch wissen.
    »Befehl des Pharaos.«
    »Er möge leben, heil und gesund sein«, fügte Ipi mechanisch hinzu.
    »Es gab einen Anschlag im Frauenhaus. Verrat, Intrige und Mord haben Einzug gehalten. Meketre wurde verhaftet«, wurde er knapp informiert.
    »Was?«, entfuhr es dem Wesir. In ihm arbeitete es fieberhaft. Amunnacht hatte ihm noch nicht den Befehl zum Losschlagen gegeben. Aber wenn Meketre aufgeflogen war, dann gab es auch für ihn, Ipi, keine Hoffnung mehr! Meketre würde so oder so alles ausplaudern, das wusste er. Der Mann war schwach, würde die Befragung nie durchstehen. Sein Name würde fallen, er wäre verloren. Konnte er Meketre zum Schweigen bringen? Wohl kaum, ohne Verdacht zu erregen. Also musste es jetzt passieren, heute Nacht noch.
    »Wartet, ich mache mich rasch fertig«, informierte er die Wachen und lief ins Haus zurück, wo er in fliegender Hast seinen Dolch aus der Truhe holte.
    Wo verbergen?
    Er befestigte die Scheide zwischen den Falten seines üppigen Schurzes. Äußerlich gelassen, aber innerlich zitternd vor Furcht, gesellte er sich zu seiner Eskorte und machte sich auf den Weg zum Palast. Dort herrschte große Aufregung. Wachen, Beamte und Boten eilten durch die Gänge. Ipi wusste immer noch nicht, was genau geschehen war, aber eins war gewiss: Die Verschwörung war aufgeflogen. Endlich erreichten sie Pharaos Arbeitszimmer. Entschlossen trat er ein.
    »Lasst uns allein!«, befahl Amenemhet.
    Erleichtert atmete Ipi auf und blickte den Herrscher fragend an. »Nun?«
    Amenemhet setzte seinen höchsten Beamten über die Ereignisse der Nacht in Kenntnis. »Was soll ich nur tun?«, schloss er den Bericht. »Wie lange ich auch bereits auf dem Thron sitze, wie gut meine Herrschaft auch für die Beiden Länder ist – trotzdem kommt das Land nicht zur Ruhe. Und nun werde ich auch noch von meinen engsten Beamten verraten!«
    Ipi zuckte zusammen und fingerte an seinem Schurz.
    Amenemhet erhob sich und ging auf seinen Freund zu. »Ach Ipi, ich bin so müde. Wenigstens auf dich kann ich bauen«, sagte er und umarmte ihn.
    Ipi schämte sich zutiefst, griff aber mit der einen Hand
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