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Sinuhe, Sohn der Sykomore 1

Sinuhe, Sohn der Sykomore 1

Titel: Sinuhe, Sohn der Sykomore 1
Autoren: Kathrin Brueckmann
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gewesen. Ich dachte, es sei eine gute Idee, ihn Anukets Leiche finden zu lassen. Wie hätte ich denn ahnen können, dass die kleine Ratte herumschnüffelt? Er muss es Cheti brühwarm erzählt haben, und der ist gleich zu Pharao gerannt. Kein Wunder, dass die Wachen verdoppelt wurden.«
    »Tja. Da hast du wohl etwas fahrlässig gehandelt, du Esel! Und dann auch noch der Schnitzer mit dem Schlaftrunk!« Amunnacht unterdrückte den Impuls, den anderen zu ohrfeigen. Wenn man nicht alles selber machte! Er drehte Meketre den Rücken zu, um ihn seine Wut nicht sehen zu lassen.
    »Wenigstens kann nun niemand mehr durch Meritamun Anspruch auf den Thron erheben, auch Sesostris nicht«, versuchte Meketre sich zu verteidigen.
    Amunnacht wirbelte herum. »Oh ja, damit ist uns wirklich geholfen!« Seine Stimme troff vor Sarkasmus. »Hast du dir auch überlegt, wie Ptahhotep seinen Anspruch nun anmelden soll?«
    »Äääh, ich …«, stotterte der Haremsvorsteher.
    »Dachte ich’s mir doch. Nie um eine Idee verlegen, unser guter Meketre. Ptahhotep wird vor Begeisterung Luftsprünge machen.«
    »Auf ihn wollte ich gerade kommen, Amunnacht. Eigentlich sollte ich die Prinzessin auf dem Schiff nach Men-Nefer begleiten. Die Leute werden schon warten und ungeduldig sein. Es ist spät geworden. Ich muss hierbleiben, denn wenn Alarm geschlagen wird und ich nicht in Itji-Taui bin – wer weiß, was passiert?«
    » Ich werde segeln. Ich berichte Ptahhotep. Und ich werde die Suppe auslöffeln, die deine Dummheit uns eingebrockt hat. Du … Sieh zu, dass du deinen Hintern rettest. Und jetzt raus hier! Pass bloß auf, dass dich keiner sieht. Du siehst aus, als kämest du aus einem Schlachthaus.«
    Niedergeschlagen stolperte Meketre über die Türschwelle. Noch einmal drehte er sich um und blickte seinen Freund flehend an. Der gab ihm einen Stoß, sodass er auf allen vieren im Gras landete.
    Amunnacht schloss mit grimmigem Gesicht die Läden. Er hörte den Haremsvorsteher draußen schluchzen. ›So ein Tropf! Ich hätte wissen müssen, dass Meketre unfähig ist, den Plan ohne meine Hilfe durchzuziehen. Aber wie hätte ich die Durchführung überwachen sollen? Das Frauenhaus ist mir versperrt. Da hilft nun alles Fluchen nichts‹, dachte Amunnacht. Er gürtete seinen Schurz fester und machte sich auf den Weg zum Nil, wo das Boot fast unsichtbar in der Dunkelheit, auf und ab dümpelte.
     
    * * *
    Kaum eine Stunde, nachdem das Schiff mit seinem Passagier abgelegt und sich auf den kurzen Weg nach Men-Nefer gemacht hatte, fand am Palast die Wachablösung statt. Die beiden für das Frauenhaus abgestellten Krieger beugten sich mit grimmigen Gesichtern über die am Boden liegenden Gestalten. Einer der beiden rannte sofort zum wachhabenden Offizier und schlug Alarm. Binnen kürzester Zeit wimmelte es am Tor und in den Räumlichkeiten von Menschen. Verschlafen blinzelten die Konkubinen ins Fackellicht. Schreie, Befehle und Fragen schwirrten durch die große Halle.
    Während eine der Wachen einen Krug mit Wasser holte, betraten andere das Zimmer der Prinzessin. Voll Grauen prallten sie zurück.
    »Schnell! Holt den Arzt!«
    Draußen wurde Pepi von einem Schwall kalten Wassers in die Wirklichkeit zurückgeholt. Unsanft wurde er auf die Beine gestellt und durch Korridore und Gänge geschleift. Schließlich endete Pepis Reise vor dem Angesicht Pharaos.
    Der Herr der Beiden Länder blickte anklagend auf den blutverschmierten jungen Soldaten. »Sprich! Was ist heute Nacht geschehen?«
    Stockend breitete Pepi die Geschichte, die er sich vorher zurechtgelegt hatte, vor den Anwesenden aus.
    »Ein plötzlicher Schlag auf den Kopf also. Du weißt gar nichts, sagst du?« Amenemhets Lippen waren zu einem schmalen Strich zusammengekniffen. Dann beugte er sich zu dem Wachhabenden und flüsterte eine Weile mit ihm.
    Unsicher blickte Pepi sich um.
    »Nehmt ihn fest!«, bellte die Stimme des Herrschers.
    »Aber … Wieso? Ich habe nichts getan«, winselte Pepi.
    Der Krieger baute sich vor ihm auf. »Zunächst – du bist über und über mit Blut besudelt. So stark kann dein Kopf nicht geblutet haben. Die Wache im Zimmer der Prinzessin dagegen schon.«
    Pepi sog die Luft ein. Das hatte er nicht bedacht und in der Dunkelheit auch nicht bemerkt.
    »Außerdem«, dröhnten die Worte in seinem schmerzenden Kopf, »bist du der Sohn von Meketre, Vorsteher des Frauenhauses und Hauptverdächtiger, die Mutter von Prinzessin Meritamun vergiftet zu haben.«
    Pepi wurde
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