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Sinnliche Naechte in Paris

Sinnliche Naechte in Paris

Titel: Sinnliche Naechte in Paris
Autoren: Sandra Marton
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erinnerte! Der Mann war übergewichtig. Gott, das war viel zu höflich ausgedrückt. Butrus al Ali war extrem fettleibig. Er hatte langes schmieriges Haar, unter seinen Fingernägeln saß immer eine schwarze Schmutzschicht, und sein Atem stank so furchtbar, dass man sich in der Nähe dieses Mannes kaum aufhalten konnte. Die Frau vom Strand – Layla – sollte ein solches Schwein heiraten?
    „Khalil?“
    „Ja, Vater.“
    „Hast du mir zugehört?“
    „Ich habe versucht, mich an den Abtrünnigen zu erinnern. Das Bild, das ich vor mir sehe, ist nicht besonders angenehm. Diese Frau. Layla. Ist sie sich seiner … äh … Defizite bewusst?“ Der Sultan legte den Kopf schief. „Sollte sie?“, fragte er mit echter Überraschung. Die offensichtliche Antwort lautete Nein. Das hier war Al Ankhara, nicht Amerika. „Nun ja, wie du bereits sagtest, bin ich ihr gestern Abend begegnet. Sie ist jung und attraktiv.“
    „Ich würde sagen, sie ist schön, Khalil, nicht nur attraktiv.“
    „Dann hast du sie also gesehen?“
    „Natürlich. Ich habe sie und ihr Gefolge gestern getroffen. Nur kurz, aber lang genug, um mich davon zu überzeugen, dass ihr Vater nicht gelogen hat. Selbstverständlich wird bei dieser Hochzeit auch Geld ausgetauscht, doch Butrus hat deutlich gemacht, dass er nur eine Braut akzeptiert, die über Schönheit verfügt. Glücklicherweise ist das bei ihr der Fall.“
    „Warum reist sie mit so kleinem Gefolge? Und wieso hast du ihr nicht die volle Gastfreundschaft des Palastes gewährt?“
    „Ich hielt es für sicherer, diese Hochzeit so lange wie möglich geheim zu halten. Dir ist doch bestimmt klar, dass es Menschen gibt, die diese Heirat gern verhindern würden?“
    Natürlich wusste er das. Butrus’ Feinde. Omars Feinde. Selbst die Feinde seines Vaters.
    Was war mit Layla? Würde sie die Heirat gern verhindern? War sie deshalb in der vergangenen Nacht ins Meer gegangen? Hatte sie versucht, sich umzubringen, oder wollte sie – so unmöglich es auch schien – in die Freiheit schwimmen?
    „Und die Frau?“, fragte er vorsichtig. „Du hast mir vorhin nicht geantwortet. Weiß sie irgendetwas über ihren Bräutigam?“
    Der Sultan zuckte die Schultern. „Sie weiß, dass er reich ist. Darüber hinaus habe ich keine Ahnung. Wir wissen beide, dass das keine Rolle spielt. Wen sie heiratet, ist Omars Entscheidung.“
    „Ja, aber …“
    „Es gibt kein ‚Aber‘, mein Sohn“, unterbrach ihn der Sultan scharf. „Das hier ist nicht der Westen, sondern Al Ankhara. Sie gehört unserem Volk an. Man hat sie so erzogen, dass sie die Wünsche ihres Vaters respektiert.“ Er hielt inne. Als er erneut das Wort ergriff, lag in seiner Stimme ein warnender Unterton. „Genauso wie du.“
    „Warum sagst du mir nicht einfach, warum du mich nach Hause zitiert hast, Vater?“
    „Ich habe eine Aufgabe für dich. Eine sehr wichtige.“
    Khalil lief es eiskalt den Rücken hinunter. „Und worin besteht diese Aufgabe?“
    „Du hast mich gefragt, warum Layla mit so kleinem Gefolge reist. Ich habe dir gesagt, dass es zu ihrer Sicherheit geschieht.“
    „Du meinst“, bemerkte Khalil vorsichtig, „es geschieht zur Sicherheit der geplanten Allianz.“
    Der Sultan zuckte erneut die Achseln. „Das ist dasselbe.“
    Das war es tatsächlich, zumindest nach den Begriffen des vorigen Jahrhunderts. Aber heutzutage – wie stellte sich eine schöne Frau dazu, mit einem Mann verheiratet zu werden, den sie sicherlich verabscheuen würde?
    Khalil stand auf. „Und?“, fragte er.
    Der Sultan seufzte und erhob sich ebenfalls.
    „Und ich fürchte, dass die Hochzeit kein Geheimnis mehr ist. Überall kursieren Gerüchte. Es könnte alles Mögliche passieren, doch es darf keinesfalls etwas geschehen, was die Heirat gefährden könnte. Die Frau muss wie geplant zu Butrus gebracht werden.“
    „Du fürchtest ein Überfallkommando. Eine Entführung.“
    „Oder Schlimmeres.“
    Khalil sah furchtbare Bilder vor seinem inneren Auge. Gewalttätigkeit und Blutvergießen. Layla, wie sie versuchte, ihre Ehre zu retten und um ihr Leben flehte.
    Doch sie würde nicht betteln.
    Bis zum letzten Atemzug würde sie kämpfen, genauso wie sie am Abend zuvor gegen ihn gekämpft hatte. Als sie sich in seinen Armen gewunden und er ihren Körper heiß an seinem gespürt hatte …
    „Das darf nicht geschehen. Das siehst du doch sicher genauso, Khalil.“
    Khalil holte tief Luft. „Hast du mich nach Hause gerufen, um dich zu beraten? Ich bin sicher,
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