Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sine Culpa

Titel: Sine Culpa
Autoren: Elizabeth Corley
Vom Netzwerk:
macht.«
    Cooper schüttelte nur den Kopf, nahm einen Löffel Pudding und ließ ihn dann angewidert wieder sinken.
    »Quinlan hat ja nicht das letzte Wort, oder? Die Presse fällt jetzt schon über mich her. Die werden den A.C.C. unter Druck setzen, ›Konsequenzen‹ verlangen, und dann bin ich so gut wie erledigt. Ich kann von Glück sagen, wenn ich nicht in den vorzeitigen Ruhestand versetzt werde.«
    »Und da haben Sie sich überlegt, dass Sie sich vorher lieber zu Tode essen.« Sie lachte, um ihrer Bemerkung den Biss zu nehmen, und Cooper versuchte mitzulachen. Trotz seines Vorsatzes, sich nicht aufmuntern lassen zu wollen, hatte Nightingale in ihm doch irgendwie die Hoffnung auf einen positiven Ausgang geweckt, und der Tag kam ihm nicht mehr ganz so düster vor.

3
    Andrew Fenwick blickte auf den Haufen aus Erde und Laub zu seinen Füßen und brachte seine Emotionen wieder unter Kontrolle. Die gewissenhaft zusammengesuchten Knochenfragmente wurden nun endlich in Plastikbehälter gelegt, die eigentlich eher zu einer archäologischen Ausgrabungsstätte gepasst hätten. Die Überreste der Leiche waren so klein, dass kein Leichensack erforderlich war. Trotz seiner über Jahre eingeübten Distanz erschütterte ihn dieses Grab zutiefst.
    »Junge oder Mädchen?«
    »Das kann ich Ihnen erst mit Sicherheit sagen, wenn die Untersuchungen abgeschlossen sind, aber der Beckenknochen deutet eher auf einen Jungen hin«, sagte der Forensiker, den die verfrühte Frage offenbar nicht verärgert hatte.
    Fenwick kannte ihn nur dem Namen nach. Ein angeblich herausragender Professor mit dem wenig herausragenden Namen Brown, der von London als Ersatz angereist war, weil Sussex nur einen Experten auf diesem Gebiet hatte und der in Urlaub war.
    »Alter?«
    »Vom Zustand der Zähne her zu schließen würde ich sagen zwölf oder dreizehn, aber Sie wissen sicherlich, wie unzuverlässig solche Schätzungen in dieser Phase sind.«
    Fenwicks Sohn Chris war beinahe neun.
    »Aber es ist nicht Sam Bowyer.« Eine Feststellung. Fenwick brauchte keinen Doktor in Medizin, um das zu erkennen. Er sprach es nur aus, um ein wenig von der Traurigkeit loszuwerden, die sich ihm in Augen und Hals festgesetzt hatte, seit er früher am Morgen auf den Kinderschädel hinabgeblickt hatte.
    »Wer?«
    Fenwick sah Brown verblüfft an. Das Verschwinden von Sam Bowyer beherrschte seit Tagen die Nachrichten, aber vielleicht war es ja doch nur eine lokale gewesen. Sam, elf Jahre alt, aus gutem Hause, aber in der Schule ein Rabauke, war seit Montag verschwunden. Er war zuletzt gesehen worden, wie er in einen Zug nach Brighton stieg, obwohl er eigentlich Schule gehabt hätte. Das war vier Tage her, und seitdem fehlte von ihm jede Spur, trotz der fieberhaften Ermittlungen der Polizei in Brighton.
    »Schon gut. Wissen Sie, wie lange die Leiche in der Erde gelegen hat?«
    »Mindestens zwei Jahre, aber vielleicht auch wesentlich länger. Am besten gehen Sie die Vermisstenkartei durch, sobald ich Ihnen die Zahnabdrücke schicke. Viel habe ich nicht, womit ich arbeiten kann. Die Leiche ist vollständig skelettiert, und es gibt keine offensichtlichen Anzeichen für eine Verletzung.«
    »Haben Sie sämtliche Knochen gefunden?«
    »Die meisten, aber nicht alle. Ein paar kleinere Fußknochen fehlen.« Brown richtete sich auf und zog sich mit einem klatschenden Geräusch die Gummihandschuhe aus. »Meinen vorläufigen Bericht erhalten Sie innerhalb von vierundzwanzig Stunden. Die genaue Analyse wird länger dauern. Falls ich irgendwas Interessantes finde, informiere ich Sie sofort.«
    Ein kurzes Händeschütteln, dann strebte Brown zwischen den Bäumen hindurch auf seinen BMW zu, der etwas oberhalb am Rand der schmalen Landstraße parkte. Er wählte schon eine Nummer auf seinem Handy und schien unberührt vom Inhalt der sterilen Plastikbehälter. Fenwick sah ihm nach; er zögerte, obwohl für ihn keine Notwendigkeit bestand, weiter am Fundort zu bleiben, doch er wollte noch nicht in seine laute und geschäftige Zentrale in Burgess Hill zurückkehren.
    Um ihn herum hoben und senkten sich die Schultern der Spurensicherer, die in ihren weißen Schutzanzügen die unmittelbare Umgebung minutiös durchforsteten. Vielleicht fragten sie sich, was er sich von einer so aufwendigen Fundortuntersuchung noch versprach, wo doch nach so langer Zeit kaum noch brauchbare Spuren zu finden sein würden. Es war ihm egal, was sie dachten oder was sein Chef sagen würde, wenn er die Rechnung auf den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher