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Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)

Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)

Titel: Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)
Autoren: Frank Demant
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daß er aber eine Teilnahme an Klaus-Dieters Himmelfahrt für reine Heuchelei halte, und daß er sowieso stark bezweifle, daß des Dahingemeuchelten Seele gen Himmel fahren würde. Außerdem stand zu befürchten, daß ihm bei den von Schwarzbachs Parteikollegen zu erwartenden Reden speiübel werde.
    Hier nickte überraschend der Apostel, stellte der Klerus sich doch seit Menschengedenken und Christianisierungsfeldzügen seinen Fans doch in etwas anderem Lichte dar. Herr Schweitzer fragte sich, ob Guntram auch schon Grabreden gehalten hatte. Er wollte sich gerade danach erkundigen, als Daniel Fürchtegott mit dem Hinweis auf die Toilette aufstand. Das war eine gute Gelegenheit, fand Simon Schweitzer, entschuldigte sich bei Guntram und folgte Daniel Fürchtegott zum Abort.
    In friedlicher Koexistenz stand man am Pinkelbecken, und Herr Schweitzer kam ohne große Umschweife zur Sache. „Kommt Zeit, kommt Rat, kommt Attentat“, zitierte er den früher in Revoluzzerkreisen beliebten Spruch und reichte seinem Pinkelnachbarn die Postkarte aus Perugia.
    Da seine linke Hand beschäftigt war, nahm er die Karte mit der rechten entgegen und untersuchte sie. „Die ist ja von mir.“
    Herr Schweitzer wußte, er steckte jetzt mitten in der Schlüsselszene. Mit Bedacht wählte er seine Worte: „Ja. Abgestempelt am vierzehnten September einundachtzig und du schreibst, daß du seit zwei Wochen im wunderschönen Corciano unweit Perugias bist.“
    „Ja und?“
    „Exakt zwei Wochen und einen Tag vorher wurden die zwei Polizisten ermordet. Und ich hatte immer geglaubt, du wärst zur Tatzeit schon in Italien gewesen. Das stimmt aber nicht.“
    „Was beweist das schon?“ Daniel Fürchtegott entledigte sich schüttelnd der letzten Urintropfen und zog den Reißverschluß hoch. Er fühlte sich bemüßigt hinzuzufügen: „Außerdem hat Klaus-Dieter die Bullen auf dem Gewissen.“
    Touché, das war’s dann wohl. Der lange Arm der Geschichte hatte Daniel Fürchtegott eingeholt und an der Schulter gepackt. Auch Herr Schweitzer schüttelte den Urin ab.
    Dann standen sie gemeinsam am einzigen Waschbecken. Im Spiegel wich Daniel Fürchtegott Herrn Schweitzers Blick aus. Er hatte sich seit Stunden diesen Augenblick vorzustellen versucht und war nun sehr verwirrt. Kein Überschwang der Gefühle stellte sich ein, und die Glückshormone blieben, wo sie waren. Dabei hielt er unendlich viel Macht respektive Meisters Leben in den Händen. Nie hätte er gedacht, daß so eine zarte Person wie Daniel Fürchtegott zu einer solchen Tat fähig sei. Aber was wußte man schon von seinen Mitmenschen?
    Fast hätte Herr Schweitzer vergessen zu erwidern: „Kein Mensch, lieber Daniel, hat dir je gesagt, daß Klaus-Dieter die Polizisten ermordet hat. Darauf kann nur derjenige kommen, der diese falsche Fährte gelegt hat. Und das bist du. Du bist der Startbahnmörder.“
    Meister wusch sich weiterhin die Hände, obwohl schon längst kein Dreckpartikel in irgendeiner Pore mehr steckte.
    „Du wolltest die Polizei glauben machen, daß Schwarzbach damals die Tat begangen hat, und hast deshalb die Mauser in seinem Garten versteckt und dann die Polizei angerufen. Ich weiß, daß du die letzten Wochen Karin ein paarmal besucht hast, du hattest also reichlich Gelegenheit dazu. Ich kann mir auch denken, warum du wolltest, daß man Klaus-Dieter als Mörder verdächtigt.“
    Herr Schweitzer trocknete seine Hände am verchromten Heißluftgebläse neben dem Kondomautomaten. Im Spiegel sah er Daniel Fürchtegotts breites Grinsen, welches ihm mitteilte, verbal habe er von ihm momentan in dieser Angelegenheit nichts zu erwarten.
    Folglich fuhr Simon Schweitzer fort: „Dir kann man nach einundzwanzig Jahren wahrscheinlich sowieso nichts mehr nachweisen. In Italien hast du gehört, daß unser kleines Arschloch sich anschickte, nächster Oberbürgermeister von Frankfurt zu werden. Und dann hast du gehandelt. Heimlich, still und leise, genau wie damals. Nur deswegen bist du aus Italien zurückgekehrt. Schade, daß Klaus-Dieter auch ermordet wurde, ich hätte gerne gesehen, wie er versucht, sich aus der Falle zu befreien, die du ihm gestellt hast. Jeder wußte ja von seiner Vergangenheit. Und dann die Tatwaffe in seinem Garten. Raffiniert. Einzig Karin muß irgendwann einmal etwas geahnt haben, denn sie hat behauptet, sie hätte die Morde verhindern können. Aber die Aussage einer psychisch Kranken wäre sowieso ohne Wert.“
    Daniel Fürchtegotts Grinsen nahm indes den ganzen
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