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Silvy will die Erste sein

Silvy will die Erste sein

Titel: Silvy will die Erste sein
Autoren: Marie Louise Fischer
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gleich starten, damit ich später sicher sein kann, die gleiche Zahl
mit nach Hause zu bringen.“
    „Wenn es nur auf die Zahl
ankommt“, sagte Katrin, „dann hätte ich auch meine Oma als Ersatz schicken
können.“
    Alle lachten.
    „Na, ich glaube, deine
Großmutter würde ich wohl kaum mit dir vergleichen!“ sagte Frau Dr. Mohrmann.
„Außerdem ist die Versuchung, den Wandertag zu schwänzen, nachgewiesenermaßen
sehr gering. Bei solchen Gelegenheiten pflegen die Klassen immer vollständig
zusammenzusein.“
    „Also... abzählen!“ rief Olga,
der das alles schon viel zu lange dauerte.
    „Abzählen!“ verlangte auch
Ruth, die es gar nicht mehr erwarten konnte, bis es endlich losging, und sie
machte auch gleich den Anfang und rief: „Eins!“
    „Zwei!“ sagte Katrin.
    „Drei!“ fuhr Leonore fort.
    Und so ging es weiter bis zu
Nummer 31.
    „Eine fehlt!“ stellte Katrin
fest.
    Aber da kam die eine gerade mit
fliegender Mähne um die Ecke gesaust.
    „Es stimmt also, wir sind
zweiunddreißig“, sagte Frau Dr. Mohrmann, „das heißt, die ganze Klasse ist
versammelt. Ihr seht also, daß so ein Wandertag schon im vorhinein einen
ausgezeichneten Einfluß auf den Gesundheitszustand hat, denn wenn ich mich
recht erinnere, haben in letzter Zeit immer eine oder zwei Schülerinnen
gefehlt.“
    „Ich war in der vorigen Woche
wirklich krank“, verteidigte sich Ruth, „ich hatte Fieber und Halsschmerzen
und...“
    „Ich habe nur einen Scherz
gemacht“, sagte Frau Dr. Mohrmann rasch, „ich wollte niemanden beleidigen.
Natürlich weiß ich, daß du wirklich krank warst, Ruth, denn sonst hätte deine
Mutter dich ja bestimmt in die Schule geschickt. Aber gerade weil ich
voraussetze, daß ihr alle wirklich krank seid, wenn ihr zu Hause bleibt,
scheint es mir besonders interessant, daß am Wandertag fast immer alle gesund
sind. Es würde sich lohnen, darüber einmal nachzudenken.“
    „Mit Vergnügen“, sagte Katrin,
„wenn Sie bloß nicht verlangen, daß wir einen Aufsatz darüber schreiben!“
    Wieder hatte sie die Lacher auf
ihrer Seite.
    Der Bus, auf den sie gewartet
hatten, hielt. Sie drängten sich hinter den Erwachsenen hinein. Als letzte
bestieg ihn Frau Dr. Mohrmann.
    Die ersten fünf Stationen
mußten die Mädchen stehen, aber dann begann sich der Bus mehr und mehr zu
leeren, und als sie die Peripherie der Stadt erreichten, hatten sie den Wagen
für sich und konnten es sich bequem machen.
    Katrin öffnete ihren Rucksack;
sie packte ein belegtes Brot, einen Apfel und ein hartgekochtes Ei aus.
    „Du lieber Himmel“, rief Silvy,
„du kannst doch nicht etwa schon Hunger haben?“
    „Natürlich nicht“, erwiderte
Katrin unbekümmert und biß in ihr Brot, „aber was ich jetzt vertilge, brauche
ich später nicht mehr zu schleppen.“
    „Ach, erzähl uns doch nichts!
Du bist einfach verfressen“, behauptete Silvy.
    Katrin ließ sich dadurch nicht
kränken, sondern futterte vergnügt weiter, und bald folgten auch einige andere
Mädchen und schließlich fast die ganze Klasse ihrem Beispiel. Ruth hatte sich
sogar ein Einmachglas mit Kartoffelsalat auf den Schoß gestellt und löffelte
ihn genüßlich in sich hinein.

    Frau Dr. Mohrmann enthielt sich
jeden Kommentars, denn für sie war dieser Appetit, der auf Wandertagen mit
schöner Regelmäßigkeit gleich nach dem Frühstück aufzutreten pflegte, nichts
Neues. Sie blickte zum Fenster hinaus und wies ihre Schülerinnen auf
interessante Baulichkeiten und Aussichten hin.
    Erst als sie sich der
Endstation näherten, befahl sie: „So, nun packt aber zusammen und macht euch
fertig zum Aussteigen! Und daß mir kein Butterbrotpapier und keine
Apfelsinenschalen liegenbleiben. Olga, ich sehe, du hast ein leeres Netz da.
Sammle alle Abfälle ein. Du kannst sie dann gleich in einen Papierkorb werfen.“
    Gleich nach dem Aussteigen ließ
sie vorsichtshalber noch einmal abzählen.
    „So was Blödes“, flüsterte
Silvy den anderen zu, „als wenn wir unterwegs jemanden verloren haben könnten!“
    „Na, wer weiß, vielleicht
glaubt Mohrchen, daß eine eingeschlafen ist“, sagte Katrin, „und aus Versehen
wieder in die Stadt zurückfährt.“
    Wie vorauszusehen, waren noch
alle zweiunddreißig Schülerinnen beieinander.
    Sie mußten noch ein ganzes
Stück gehen, bis sie zum Wald kamen. Es war ein anderer Wald als der bei der
Parkschule, der sie hier erwartete. Er war zwar auch durchforstet und von
Spazierwegen durchzogen, aber zwischen den Bäumen gab es
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