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Silvy macht ihr Glück

Silvy macht ihr Glück

Titel: Silvy macht ihr Glück
Autoren: Berte Bratt
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ist es ja, was ich immer gesagt habe, Constanze“, erklärte sie. „Nimm dir eine nette junge Dame zur Gesellschaft, habe ich gesagt. Man wird ja ganz wunderlich, wenn man immer allein ist. Sieh mich an, bin ich vielleicht nicht wunderlich geworden?“ Frau Allen lachte laut und herzlich.
    „Und erzähle jetzt von deiner Reise. Ich finde ja, du bist diesmal so schnell wieder heimgekommen. Du bist doch wohl nicht wieder krank geworden?“
    „Aber nein, Emilie, keine Rede davon. Aber es wurde schlechtes Wetter, siehst du, und da dachte ich, ich könnte ebensogut heimreisen und lieber noch eine Woche oder zwei im Gebirge verbringen.“
    Sylvi spitzte die Ohren. Hatte Frau Allen der Verlockung Reinfjells nicht widerstehen können? Es wäre ja schon riesig nett, wenn sie dahinkommen könnten, während Hegard und Hanne und die Kinder noch da waren.
    „Ja, Sylvi hat mir einen Prospekt über Reinfjell unter die Nase gesteckt, das neue, hübsche Gebirgshotel, weißt du. Ich denke, wir fahren nächste Woche hin, wenn das Wetter schön bleibt, denn es sieht wirklich sehr verlockend aus.“
    Die Augustsonne flimmerte über goldene Äcker. Das Korn wiegte sich schwer und seidenblank im Wind. Der Weg schlängelte sich zuerst sanft steigend durch das Tal am Fluß entlang, der brausend die Stromschnellen übersprang. Dann wurde er steiler. Der Wald wurde spärlicher, und verschwand schließlich ganz. Hier und da tauchten Plätze mit Moltebeeren auf, weißes Wollgras wiegte sich im Wind.
    „Ach, ist es hier eigentlich nicht noch viel schöner als in Frankreich?“ fragte Sylvi entzückt.
    „Doch, so scheint es auch mir. Können Sie begreifen, warum wir eigentlich ins Ausland fahren, wenn wir selber so ein wundervolles Land haben?“
    Sylvi lachte. „Ja, das kann ich begreifen. Es ist doch sehr interessant, fremde Länder kennenzulernen“, sagte sie. „Und ich muß gestehen, daß ich froh bin, Versailles, den Eiffelturm, den Louvre gesehen zu haben.“
    „Ach, Sylvi, das haben Sie mir noch nicht erzählt: Wie war das eigentlich mit der Reise, die Sie mit Generaldirektor Stahr unternommen haben? War dieses Zeugnis für die besondere Gelegenheit fabriziert?“
    „Ja, so kann man vielleicht sagen. Es ist wahr, ich fuhr Herrn Stahr und seine Frau. Ich verschwieg nur, daß es im Auto meines Vaters geschah und daß er auch dabei war. Ja, und daß Nils Stahr mein Taufpate ist.“
    „Sie sind eine Schwindlerin, Sylvi“, meinte Frau Allen lachend.
    „Hand aufs Herz, Frau Allen, würden Sie mich angestellt haben, wenn Sie gewußt hätten, daß ich die Tochter des Schiffsreeders Ecker bin?“
    Frau Allen dachte nach.
    „Ich weiß nicht recht, Sylvi. Ich hätte es vielleicht getan, aus Mitleid. Aber es würde eine Menge Komplikationen geschaffen haben.“
    „Denn Sie hätten Bedenken gehabt, die Schiffsreederstochter zusammen mit der Köchin und dem Stubenmädchen in der Küche essen zu lassen, na, und so weiter. War es also im Grunde nicht ganz vernünftig, daß ich so handelte?“
    „Na schön, meinetwegen sollen Sie recht haben, Fräulein Naseweis.“
    Sie lachten beide, und damit klang das Gespräch fröhlich aus. Die Straße stieg immer weiter an, schlängelte sich durch weite Hochebenen, und spät am Nachmittag tauchte Hotel Reinfjell auf. „Das ist enorm!“ rief Sylvi.
    „Ich stimme zu“, sagte Frau Allen. „Das ist wirklich ein Hotel von – man kann schon sagen: kontinentalen Dimensionen.“
    Vor dem Hintergrund von ausgedehnten Schneefeldern und blauem Himmel erhob sich der Bau groß und harmonisch in den Linien. Er war so in die Landschaft eingebettet, daß sich keine Dissonanz ergab.
    „So“, sagte Frau Allen, „Jetzt muß ich also die Konsequenz aus ihrem Eigensinn ziehen. Ich muß umständlich erklären, daß ich ein Zimmer für meine Gesellschafterin bestellt habe, die nun gleich in Chauffeurkleidung erscheinen wird, daß mein Chauffeur zusammen mit mir speisen wird und daß meine Gesellschaftsdame den Schlüssel zur Garage bekommen muß. Finden Sie nicht, daß das ein bißchen verwickelt ist?“
    Sylvi ließ die Lippen hängen. „Ja, aber sieht so eine Livree denn nicht hübsch und ordentlich und gepflegt aus?“
    „Sylvi, eines verlange ich von Ihnen! Versprechen Sie mir, daß Sie nicht in Kniehosen zum Altar gehen, falls Sie jemals heiraten sollten.“
    „Das verspreche ich“, lachte Sylvi. „Sollte so ein Tag kommen, werde ich mich in weiße Spitze kleiden und zartrosa Nelken tragen. Sind Sie
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