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Silvy macht ihr Glück

Silvy macht ihr Glück

Titel: Silvy macht ihr Glück
Autoren: Berte Bratt
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jetzt zufrieden?“
    „Ja, wenn Sie schon so elegant auftreten wollen, behalte ich mir vor, die Hochzeit auszurichten“, erklärte Frau Allen lachend. „Also Chauffeur, fahren Sie jetzt bis nahe an den Eingang und nehmen Sie sich der Koffer an, während ich einem verwirrten Portier die Sachlage erkläre.“
    Sylvi lachte ebenfalls. Sie fuhr den Wagen vor und holte die Koffer aus dem Gepäckraum. Sie fand sie nicht besonders schwer und beschloß, sie selbst hineinzutragen.
    Gleich darauf stand sie an der Tür mit einem recht ansehnlichen Koffer in jeder Hand. Sie trat die Tür auf, so daß ein großer junger Mann gerade eben der Gefahr entging, seine Nase eingeschlagen zu bekommen.
    „Da sollte doch auch – “, sagte er laut und ärgerlich, und einen Augenblick darauf sagte er nichts weiter. Denn da stand er und starrte Sylvi mit offenem Mund ins Gesicht.
    „Sylvi-Sylvi!“
    „Jörn!“
    Die Koffer wurden ihr aus der Hand genommen und niedergesetzt.
    „Bringen Sie die hinauf“, sagte Jörn nach rückwärts über die Schulter, nahm Sylvi bei der Hand und zog sie an sich heran.
    „Jörn, aber Jörn – was willst du denn?“
    „Das Versäumte nachholen, zum Kuckuck! Haben wir nicht schon genügend Zeit vergeudet?“
    „Aber Jörn…“
    Es ging eine teppichbelegte Treppe hinauf, durch eine kleine Halle in den ersten Stock, noch eine Treppe empor -
    „Jörn, was fällt dir denn ein?“
    „Das werde ich dir gleich erklären. So!“ Er öffnete eine Tür. Sylvi stand in einem hübsch eingerichteten Raum, aber sie war zu verwirrt, um irgend etwas von ihrer Umgebung zu bemerken.
    Noch eine Tür. Dann wurde sie in ein Zimmer gezogen, dessen Wände mit Bücherregalen und einigen Bildern bedeckt waren. Und da wandte Jörn sich um, nahm sie in die Arme und zog sie dicht an sich heran.
    „Was ich will, du dummes Kind? Dich küssen natürlich! Ich finde, daß es höchste Zeit ist.“
    Es ist unglaublich, wieviel im Laufe einer halben Stunde gesagt und erklärt werden kann.
    „Fang du an“, sagte Sylvi, als sie überhaupt imstande waren, wieder zu reden. „Was tust du denn hier, und warum bist du hier, und wo befinden wir uns jetzt, und warum bist du nicht in Frankreich?“
    „Und warum habe ich dich geküßt? Um mit dem Schluß anzufangen: Ich habe dich geküßt, weil ich dich liebhabe, und ich werde das so oft wie möglich wieder tun. Und ich bin hier, weil ich vor einer Woche nach Norwegen zurückgekommen bin, und wir befinden uns hierin meiner Privatwohnung im Hotel. Und was willst du sonst noch wissen?“
    „Was tust du denn hier?“
    „Ich küsse dich, das merkst du ja.“
    „Und was sonst?“
    „Ich leite dieses Hotel. Mein Vater hat es gebaut, verstehst du? Vater ist Hotelfachmann und wollte gern, daß ich denselben Beruf ergreifen soll. Als der prächtige Sohn, der ich bin, habe ich das getan. Ich bin auf die Hotelfachschule gegangen und habe Hotels aller Art im In- und Ausland studiert. Ich bin in Küchen und Speisesälen gewesen, habe als Piccolo und Liftboy und Zimmerdiener und Kellner gearbeitet und zum Schluß als Haushofmeister. Und nun fand mein Vater, daß ich reif genug für Reinfjell wäre. Er zog sich mit einem Seufzer der Erleichterung zurück, als ich kam, und hier siehst du in mir Reinfjells tüchtigen jungen Direktor und deinen untertänigen Diener.“
    „Jörn…“
    „Ist das alles, was du zu sagen hast?“
    „Ja – nein – doch – Aber, warum hast du mir das alles nicht schon in Frankreich erzählt?“
    „Nun, du begreifst wohl: Ich bin ja ganz wohlhabend und gehöre eigentlich zu der sogenannten Oberklasse, und – Ja, zum Kuckuck, Sylvi, warum läßt du mich all diesen Unsinn erzählen?“
    Sylvi saß ganz still da. Behutsam strich sie über Jörns Hände. „Mein Lieber“, flüsterte sie, „mein Lieber, Lieber.“
    Sie hatte begriffen: Jörn wollte sie nicht verscheuchen, ihr keine Hemmungen verursachen, ihr, die bloß ein bescheidener kleiner Chauffeur war. Er wollte ihr auf der gleichen Ebene begegnen. Blitzartig erinnerte sie sich in diesem Moment an Jean, und dann war der ganze Eindruck von ihm weg, weg für immer. Jetzt war es nur Jörn, jetzt und für immer.
    Dann kamen sie endlich herunter in die Halle. Frau Allen saß dort in einem Lehnstuhl und sah verwirrt aus, und ihr gegenüber saßen Hegard und Hanne, die weniger verwirrt aussahen.
    „Gnädige Frau, hier ist der Direktor. Sie wollten ja mit ihm sprechen.“ Es war der Portier, der mit einem ehrerbietigen
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