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Sils Maria: Kriminalroman (German Edition)

Sils Maria: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Sils Maria: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Sobo Swobodnik
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nicht tot, verstehst du?«
    Nicht ganz, dachte Plotek. Und dann: Wofür braucht die Susi mich? Doch nicht etwa für den täglichen Weißbier- und Tequila-Umsatz. Der wäre nach einem Aufenthalt in dieser Privatklinik höchstwahrscheinlich auch futsch. Also vielleicht doch eine hinterlistige Spekulation. Aber wozu? Oder gar eine versteckte Liebeserklärung? So hatte er die Wirtin des Froh und Munter noch nie betrachtet. Als Frau, die Männer nicht nur als Gäste sieht und in deren Kopf nicht nur Zapfhähne und Schnapsgläser herumgeistern, sondern in deren Brust vielleicht auch ein Herz für das andere Geschlecht schlägt.
    »Vergiss es, Plotek!«, kam von Susi ein wenig herablassend, als könnte sie seine abwegigen Gedanken lesen. »Mir geht es einzig und allein um dich, Plotek, als meinen besten Gast und langjährigen Freund des Froh und Munter , den ich gerne noch ein wenig an meinem Tresen sitzen sehen möchte.«
    Das klang jetzt aber doch ein bisschen pathetisch, fand Plotek und lächelte, das erste Mal seit dem Besuch der beiden.
    »Und da sind so ein paar Kröten Peanuts.«
    Bei »Kröten« begann der Alte nebenan wieder Laute von sich zu geben. Jetzt allerdings schon erheblich leiser als noch zuvor.
    »Und wie soll ich dir die paar Kröten …«
    »Irgendwie, irgendwann«, ging Susi dazwischen. »Das spielt jetzt keine Rolle.«
    Sie griff in ihre Tasche, holte ein Kuvert heraus und legte es auf den kleinen, fahrbaren Nachttisch. Das Kuvert war ziemlich dick. Auch das schien von langer Hand vorbereitet zu sein. Als Plotek zögerte, fragte Dr. Hohenthaler ungeduldig: »Also, was ist jetzt?«, als müsste er gleich los, weil er viel beschäftigt war oder keine Lust mehr auf Ploteks Starrköpfigkeit hatte.
    Plotek wusste es nicht.
    »Wie soll ich jetzt …«
    »Mit dem Zug, verdammt noch mal«, half ihm Susi auf die Sprünge. Auch sie schien langsam die Geduld zu verlieren.
    Plotek schüttelte den Kopf. Allein der Gedanke an eine stundenlange Zugfahrt mit mehrmaligem Umsteigen auf zugigen Bahnhöfen verursachte bei ihm einen Bluthochdruck im Grenzbereich. Kommt da noch eine Verspätung hinzu, dachte er, ein verpasster Anschlusszug oder Ähnliches, bin ich gleich tot.
    »Himmelherrgott, dann eben mit dem Auto.«
    Der Blutdruck überlegte es sich anders und ließ nach.
    »Mit welchem …«
    »Mit deinem«, ging Susi erneut dazwischen. »Du hast doch noch den alten Mercedes von deinem verstorbenen Vater, die Erbschaft, du weißt schon …«
    Klar weiß ich das, dachte Plotek. Und: Klar habe ich den noch. Der steht seit über einem Jahr in der Tiefgarage auf einem angemieteten Dauerparkplatz nicht weit vom Froh und Munter entfernt und staubt vor sich hin.
    »Aber ich kann doch nicht allein …«
    »Vinzi!«
    »Hä?«
    »Dein beinamputierter Freund Vinzi von der Schwäbischen Alb, du weißt schon …«
    Natürlich wusste Plotek, wer Vinzi war. Trotzdem kapierte er noch immer nicht.
    »Mit dem warst du doch auch schon in Norwegen mit dem Hurtigruten-Schiff, stimmt’s?«
    Plotek nickte.
    »Und an der Ostsee, im Ostseeheilbad der Sonnenseite, nicht wahr?«
    Wieder Nicken.
    »Also warum nicht nach Sils Maria?!« Susi hob ihre rechte Augenbraue, als wäre damit alles klar. Nichts war klar!
    »Sils Maria?«
    »So heißt der Ort, wo sich die Privatklinik von Dr. Wehrli befindet«, erklärte Dr. Hohenthaler, der mittlerweile auf der Stelle trat, als müsste er ganz dringend aufs Klo.
    »Also?«, kam von Susi.
    »Also?«
    »Was ist jetzt?« Wieder der immer ungeduldiger wirkende Hohenthaler.
    Plotek hob die Schultern, und Susi zog ihr Handy wie einen Revolver aus der Tasche. Sie tippte eine Nummer ein, sagte nur zwei Worte, nämlich »Geht klar!«, und legte wieder auf, sodass Plotek sie ansah, als wäre sie Clint Eastwood und er gleich tot. War er natürlich nicht.
    Dafür kam ein paar Sekunden später, in denen niemand der drei auch nur ein Wort von sich gab, Vinzi in seinem Rollstuhl zur Tür hereingerollt. Jetzt schaute Plotek mit dem Blick von Clint Eastwood.
    Vinzi, im schwarzen, speckigen Anzug und mit weißem, ebenso speckigem Hemd, lachte hingegen übers ganze Gesicht und sagte: »Da bin ich!«, wie man sagt: »Es kann losgehen.«
    Plotek fiel der prall gefüllte Stoffbeutel an Vinzis Rollstuhl auf.
    »Sagt mal, hab ich da etwas nicht kapiert, oder ist es so, wie es scheint?«
    Er sah in die Runde. Dr. Hohenthaler wirkte, als hätte er schon in die Hose gemacht, und schloss vorsorglich gleich mal die Augen. Susi
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