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Silberstern Sternentaenzers Sohn 08 - Rueckkehr ins Ungewisse

Silberstern Sternentaenzers Sohn 08 - Rueckkehr ins Ungewisse

Titel: Silberstern Sternentaenzers Sohn 08 - Rueckkehr ins Ungewisse
Autoren: Lisa Capelli
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aufzublicken.
    „Wir sind so froh, dass du wieder zu Hause bist.“
    Annit hatte von den Bratkartoffeln kaum etwas gegessen. Nun nahm sie die Gabel und stach damit so heftig in den Apfelkuchen, als wolle sie ihn töten. Zu Hause. Wirklich?
    „Magst du noch ein Stück, Mannito?“
    Mannito, der bereits alles verspeist hatte, nickte eifrig und schob Ursula seinen Teller entgegen.
    Annit wartete noch, bis Mannito sein zweites Stück Kuchen verputzt hatte, dann stand sie auf. „Ich bin müde, ich geh in mein Zimmer.“
    Auch Ursula erhob sich gleich. „Ich habe für deinen Freund das Arbeitszimmer oben hergerichtet“, erklärte sie.
    „Gut.“ Annit deutete Ursula an, sich wieder zu setzen. „Ich kenn ja den Weg“, sagte sie mit einem kleinen, wehmütigen Lächeln und verließ den Raum. Im Flur packte sie den Rucksack, den ihr Vater ausgeladen hatte. Dann stieg sie nach einem tiefen Durchatmen die Treppe hinauf. Die Holzstufen knarzten bei jedem Schritt. Unwillkürlich trat sie vorsichtiger auf und ging schließlich sogar auf Zehenspitzen. Erst als ihr auffiel, dass sie sich wie eine Einbrecherin benahm, setzte sie ihre Füße wieder etwas fester auf. Wenigstens das Knarzen ist noch geblieben, schoss es ihr dabei durch den Kopf. Wenn sich auch sonst irgendwie alles verändert hat!
    Mit einem etwas bangen Gefühl öffnete Annit die Tür zu ihrem Zimmer, hielt die Luft an, atmete jedoch eine Sekunde später erleichtert wieder aus. Dort sah noch alles genauso aus wie früher. Das Holzbett mit dem schön geschwungenen Kopfteil, der Überzug mit dem Blumenmuster, der Bauernschrank, der hölzerne Schreibtisch mit dem uralten Computer darauf und die Pferdebilder an der Wand.
    Annit stellte ihren Rucksack ab und setzte sich auf den Stuhl.
    Kurz darauf klopfte es an ihrer Tür.
    „Herein.“
    Es war Mannito. Er huschte zu ihr ins Zimmer, hockte sich im Schneidersitz auf den Boden und blickte gedankenverloren aus dem Fenster.
    Annit deutete auf ihr Bett. „Du musst nicht auf dem Boden sitzen.“
    Wie aus weiter Ferne kehrte Mannitos Blick zu ihr zurück. „Es ist besser, den Boden zu spüren - so, wie in der Wüste.“
    Annit blies die Backen auf. „Wir sind aber nicht mehr in der Wüste.“
    „Ich weiß“, nickte Mannito. „Die Wüste ist weit.“ Es war nur ein Satz. Doch in der Betonung, so wie er ihn gesagt hatte, lag so viel Sehnsucht, dass Annit schluckte.
    „Ich vermisse sie auch“, erwiderte sie leise. „Es ist so ungewohnt hier.“
    „Das ist dein Zuhause“, sagte Mannito.
    Verlegen wich Annit seinem Blick aus. „Zu Hause ist dort, wo dein Herz ist.“
    Mannito nickte leicht. „Und wo ist dein Herz?“, fragte er nach einer Weile.
    Annit lächelte ein wenig gequält. „Ich hab zwar keine Ahnung, wo genau mein Herz ist, aber momentan ganz bestimmt nicht hier.“
    Schwerfällig stand Mannito auf. „Ich bin müde. Ich verzieh mich dann mal wieder in mein Zimmer.“
    Annit schnellte hoch und packte ihn am Arm. „Du, ist das Zimmer in Ordnung? Gefällt es dir?“
    Mannito nickte. ,Ja, ja, alles okay.“ Damit verschwand er ohne ein weiteres Wort und zog die Tür hinter sich zu.
    Annit blieb reglos auf ihren Stuhl sitzen und hing ihren Gedanken nach. Am liebsten wäre sie auf und davon gelaufen! Hier hat sich so viel verändert, es gibt fast keine Tiere mehr, dachte sie betrübt. I n Syrien hab ich so oft von meinem Bauernhof und meiner Heimkehr geträumt. Und jetzt ist alles ganz anders. Sie seufzte tief. Mannito ist auch ziemlich schräg drauf. Vermutlich fühlt er sich auch fremd hier. In einem fremden Land bei fremden Leuten. Und ich bin schuld, weil ich ihn mit hierher gebracht hab!
    Annit stand auf und lehnte sich gegen das Fensterbrett. Sie schaute nach draußen und wünschte, sie wäre zurück in der Wüste bei den Beni Sharqi, beim Stammesfürsten, bei Alisha. Sie drückte ihre Stirn gegen die Fensterscheibe. Ganz schön bescheuert, Annit Georgi! In Syrien hattest du Sehn sucht nach Südholzen, in Südholzen nach Syrien. Und weiter?
    Sie fasste nach ihren langen Haaren und drehte sie zu einem Pferdeschwanz. Annit Georgi, hör auf mit deinem be scheuerten Selbstmitleid. Du bist hierher gekommen, um deine Adoptiveltern zu unterstützen. Und genau das wirst du auch tun!, ermahnte sie sich selbst. Außerdem kommt Silberstern bald, dann sieht die Welt sowieso gleich ganz anders aus.

Jede Menge Pläne
    Als Annit am nächsten Morgen die Augen aufschlug, hörte sie draußen die Vögel zwitschern. Es
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