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Silberstern Sternentaenzers Sohn 04 - Familiengeheimnisse

Silberstern Sternentaenzers Sohn 04 - Familiengeheimnisse

Titel: Silberstern Sternentaenzers Sohn 04 - Familiengeheimnisse
Autoren: Lisa Capelli
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die Steinlawine zu Boden gedonnert war. Die anderen folgten ihm - vorsichtig über die Steine und Felsbrocken balancierend, die überall herumlagen.
    Achmed legte die Hacke ab, bückte sich, hob einen Stein auf und schaffte ihn zur Seite. Elena, Annit und Mannito halfen ihm, so gut sie konnten. Es war eine mühsame, schwere Arbeit, einen Stein nach dem anderen wegzutragen. Sie verbrachten einige Stunden damit, um die Stelle wieder freizulegen, an der Achmed den Rosenquarzkristall entdeckt hatte.
    Schließlich stoppte Achmed sie mit einer Handbewegung. „So, alles Weitere ist meine Aufgabe“, erklärte er bestimmt und kniete sich auf den Boden. Vorsichtig arbeitete er sich weiter voran.
    Annit beugte sich nach vorn, aber sie konnte nichts Besonderes entdecken. Für mich sieht ein Stein aus wie der andere, dachte sie.
    Bald hatte Achmed den Kristall so weit freigelegt, dass er ihn herausholen konnte. Er winkte Elena, ihm die mitgebrachte Decke zu geben. Darauf legte er ihn. Der Stein schimmerte rosafarben. Liebevoll strich Achmed mit seinen schwieligen Händen so sanft darüber, als wäre der Stein zerbrechlich. Er gab etwas Spucke auf seinen Ärmel und wischte die Staub- und Schmutzspuren weg. Dann beugte er sich sogar darüber und hauchte einen Kuss darauf.
    Gerührt verfolgten Annit, Mannito und Elena das Geschehen.
    Nach einer Weile hüllte Achmed die Decke über den Stein und nahm ihn vorsichtig hoch. Mit strahlenden Augen streckte er den wertvollen Fund Annit entgegen.
    Annit nahm den Stein so behutsam, wie Achmed ihn ihr überreicht hatte. Es fühlte sich merkwürdig an. Sie spürte, dass Achmed ihr in diesem Augenblick so viel mehr gab als einen Stein. „Danke, Vater“, murmelte sie. Zum ersten Mal brachte sie das Wort Vater über ihre Lippen. Und es war ihr gar nicht schwergefallen.
    „Du musst ihn noch schleifen lassen“, erklärte Achmed. „Dann glänzt er noch viel schöner.“
    Andächtig strich Annit über das herrliche Geschenk. „Vielen, vielen Dank“, wiederholte sie und drückte den Stein an ihr Herz.
    Zum allerersten Mal, seit sie ihren Eltern begegnet war, fühlte sie sich von ihnen wirklich angenommen. Auch von Achmed.

 
Wie geht es weiter?
    Es war eine sternenklare Vollmondnacht. Annit saß auf dem Flachdach, das von der Sonne des Tages aufgewärmt und noch angenehm warm war. Sie blickte in den Sternenhimmel und kaute am hinteren Ende eines Bleistifts.
    „Oh Mann!“, seufzte Annit und rollte mit den Augen. „Es gibt so viel zu schreiben. Wo fang ist bloß an?“, murmelte sie. Vor ihr lag ein weißes Stück Papier, das sie an den Ecken mit kleinen Steinen befestigt hatte, damit es der Wind nicht davontragen konnte.
    „Liebe Caro ...“, begann sie. „Es ist so wahnsinnig viel passiert, und ich wünschte, Du wärst hier. Wie schön wäre es, mit Dir über alles reden zu können. Klar, ich hab meinen Freund Mannito. Aber es ist doch etwas ganz anderes, mit einer Freundin zu quatschen. Weißt Du was? Manchmal glaube ich, Silberstern hat auch ein bisschen Sehnsucht nach Sternentänzer. Wir, Mannito und ich, sind jetzt erst ein paar Wochen hier, aber es kommt mir vor wie eine halbe Ewigkeit. Inzwischen bin ich jedenfalls so froh, dass ich diesen langen Weg auf mich genommen hab, Caro. Vielleicht sollte ich kommen, um meinem Vater das Leben zu retten. Elena und Achmed sind gute Menschen, ein bisschen verschlossen, aber das hat wohl mit ihrer Kultur zu tun. Ich glaube, sie lieben mich wirklich. Ich mag sie auch. Ich habe sie ins Herz geschlossen. Aber, Caro, ich werde sie niemals so lieben können wie meine Eltern zu Hause in Deutschland. Meine Adoptiveltern waren bei mir, als ich meinen ersten Zahn bekommen habe, als ich Masern hatte, als ich zum ersten Mal vom Pferd gefallen bin. Sie kennen mein Leben, sie kennen mich. Verstehst Du, was ich meine, Caro?
    Annit legte den Bleistift weg, krabbelte bis zum Ende des Daches und ließ ihre Beine baumeln. Dabei schweifte ihr Blick über das weite Land. Was wäre aus mir geworden, wenn ich in der Türkei geblieben wäre? Wenn mich meine Mutter nicht weggegeben hätte? Hätte ich hier leben können? Annit seufzte.  Nein, niemals! Andererseits würde ich ja dann nur dieses Leben kennen. Kein anderes. Vielleicht wäre ich hier auch glücklich geworden? Annit zog ihre Beine an und hockte sich in den Schneidersitz. Jedenfalls war es gut, dass ich geblieben bin. Wahrscheinlich hat Silberstern mir
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