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Silberstern Sternentaenzers Sohn 03- Reise in die Vergangenheit

Silberstern Sternentaenzers Sohn 03- Reise in die Vergangenheit

Titel: Silberstern Sternentaenzers Sohn 03- Reise in die Vergangenheit
Autoren: Lisa Capelli
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irgendein dunkles Geheimnis sie umgibt, von dem ich nichts erfahren soll.
    Seit Annit mit der Igoumeni gesprochen hatte, war sie überzeugt, dass irgendetwas nicht stimmte. Sie spürte Panik in sich aufsteigen. Die Bibel stellte ein kostbares Geschenk für sie dar und war das einzige Andenken an ihre leiblichen Eltern.
    Rasch schlug Annit die Bettdecke zurück, stand auf, lief zu dem kleinen Schrank und öffnete ihn. Der Rucksack stand immer noch im untersten Fach - genau dort, wo sie ihn am Abend hingestellt hatte. Sie holte ihn heraus und schnürte ihn auf.
    Als ihre Finger die Bibel ertasteten, atmete Annit erleichtert auf. Also ist doch niemand hier gewesen, dachte sie. Die Einzigen, die außer ihr und Mannito von der Bibel wussten, waren die Igoumeni und Adelfi Mariana. Und Annit konnte sich eigentlich nicht so richtig vorstellen, dass eine der beiden nachts in ihr Zimmer schleichen würde, um ihr die Bibel zu stehlen. Und bestimmt hätte die Igoumeni auch niemanden geschickt, um die Bibel in ihren Besitz zu bringen.
    Behutsam fuhr Annit mit dem Finger über den Einband aus braunem Leder. Wo sind meine Eltern?, überlegte sie. Wie sehen sie aus? Und was machen sie? Mit einem Mal kam ihr ein schrecklicher Gedanke. Leben sie  vielleicht gar nicht mehr? Vielleicht ist die Igoumeni des wegen so blass geworden, als ich ihr die Bibel gezeigt habe?
    Annit ließ sich auf ihr Bett fallen und starrte die Bibel an, die sie mit ihren Händen fest umklammerte. Die Vorstellung, dass ihre leiblichen Eltern vielleicht gar nicht mehr lebten, schnürte ihr die Kehle zu. Nein, das darf nicht sein! Sie können mich doch nicht einfach allein lassen -  ohne dass ich wenigstens einmal mit ihnen gesprochen habe.
    Plötzlich musste Annit an ihre Adoptiveltern in Deutschland denken. Seit sie von zu Hause weggegangen war, lebten die beiden in ständiger Sorge um sie.  Wahrscheinlich haben sie auch Angst, dass ich nie mehr zu ihnen zurückkomme, wenn ich meine richtigen Eltern finde,  dachte sie und beschloss, sie gleich morgen von ihrem Handy aus anzurufen. Schließlich hatte sie sich bei ihnen sehr wohl gefühlt. Und dass ihre Adoptiveltern ihr fünfzehn Jahre lang die Wahrheit verschwiegen hatten, hatte sie ihnen inzwischen verziehen.
    Annit wollte gerade aufstehen, um die Bibel wieder in ihrem Rucksack zu verstauen. Da drang ein Geräusch an ihr Ohr - das gleiche, das sie aus dem Schlaf gerissen hatte. Erschrocken zuckte sie zusammen.
    Jemand war draußen an ihrer Tür vorbeigegangen, mit langsamen, schlurfenden Schritten. Annit wagte kaum zu atmen. Jetzt hörte sie es erneut. Es war ein  dumpfes Klopfen - klack-klack-klack! Reglos verharrte  Annit auf ihrem Bett und starrte in die Dunkelheit, bis  das Klopfen allmählich leiser wurde. Und dann war es  plötzlich still. So still, dass Annit ihr eigenes Herz zu  hören glaubte, das laut in ihrer Brust hämmerte.
    Leise erhob sich Annit, schlich zur Tür und öffnete sie vorsichtig. Sie wollte wissen, was da los war, und spähte hinaus in den dunklen Flur. Doch sie konnte niemand entdecken. Auf Zehenspitzen huschte Annit den Flur entlang. Und dann fiel ihr plötzlich Silberstern ein. Vielleicht war die Gestalt, die an ihrem Zimmer vorbeigeschlichen war, gerade auf dem Weg zu ihm.
    Annits Herz krampfte sich vor Angst zusammen - genau wie damals in Warschau, als sie beobachtet hatte, wie nachts jemand zu Silberstern und den anderen Zirkuspferden auf die Koppel geschlichen war, um den Tieren bei ihrer Tränke etwas ins Wasser zu schütten.
    Ohne lange zu überlegen, flitzte Annit nun die Treppe hinunter zu der großen Eingangstür, schob den Riegel zurück und lief hinaus ins Freie. Wie von der Tarantel gestochen rannte sie quer durch den Garten, den Weg entlang, der zum Stall führte. Vor Aufregung merkte sie nicht, dass sich kleine, spitze Steinchen in ihre Füße bohrten. Nur Silberstern war jetzt wichtig. Und natürlich Mannitos Stute Ranja.
    Die Tür zum Stall quietschte in den Angeln, als Annit sie öffnete. Helles Mondlicht fiel durch ein Fenster herein, und Annit hörte, wie Silberstern leise schnaubte. Sie eilte zu ihrem geliebten Pferd und strich zärtlich über sein weiches Fell. „Alles in Ordnung mit dir, mein Kleiner?“, fragte sie mit zitternder Stimme.
    Silberstern stand ganz ruhig da, mit aufgerichteten Ohren, und schaute sie mit seinen großen, dunklen Augen an. Auch Ranja, die nicht weit von ihm
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